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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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jetzt nicht wichtig. Im Augenblick willst du nur lange genug am Leben bleiben, um eine Chance zu ha- ben. Und das heißt, daß du dich richtig gut totstellst und zwar besser als jeder Tote, den du den Hügel rauf gekarrt hast.«
»In Ordnung.«
»Bringt ihn zum Feuer, und laßt es so aussehen, als hätte er richtig was abgekriegt.«
    Die Männer wußten, was sie zu tun hatten. Sie verstreuten Shed gewissermaßen in der Land-
schaft, ohne ihm wirklich weh zu tun. Ich warf ein paar Sachen hierhin und dorthin, damit es so aussah, als ob hier ein Kampf stattgefunden hätte, und wurde gerade noch rechtzeitig fertig. Angetrieben von Ottos Faust kam das Mädchen durch den Eingang gesegelt. Sie sah ein we- nig zerzaust aus. Genauso wie Otto und die Männer, die ich ihm zu Hilfe geschickt hatte. »‘ne Wildkatze, wie?«
Otto versuchte ein Grinsen. Blut sickerte ihm aus dem Mundwinkel. »Kannst du laut sagen und noch mehr, Croaker.« Er trat dem Mädchen die Füße unter dem Leib weg. »Was ist mit dem Kerl passiert?«
»Er wurde ein wenig aufmüpfig. Hab’ ihn abgestochen.« »Ich verstehe.«
Wir starrten das Mädchen an. Sie starrte zurück. Ihr Feuer war erloschen. Alle paar Sekun- den starrte sie zu Shed hinüber und schaute dann noch verschüchterter wieder zu uns. »Jau. Du steckst tief in der Scheiße, Schätzchen.« Sie sang mir das gleiche Lied vor, das ich von Shed erwartet hatte. Wir achteten gar nicht darauf; wir wußten, daß es Bockmist war. Otto räumte auf und fesselte sie dann an Händen und Knöcheln. Er setzte sie auf einen Stuhl. Vorher sorgte ich dafür, daß sie Shed den Rücken zukehrte. Der arme Hund mußte ja schließlich auch einmal Luft holen.
Ich setzte mich vor das Mädchen und begann sie zu verhören. Shed sagte, daß er ihr fast al- les gesagt hatte. Ich wollte erfahren, ob sie irgend etwas über Raven wußte, das ihn oder uns verraten konnte.
Dazu bekam ich nicht mehr die Gelegenheit. Um das Haus erhob sich plötzlicher Wind. Ein Brausen, als ob ein Wirbelsturm vorüberzog. Ein Krachen wie Donnerrollen.
Otto faßte es treffend zusammen. »Ach du Scheiße! Unterworfene.« Die Tür flog krachend auf. Ich erhob mich mit verkrampftem Magen und hämmerndem Her- zen. Feder kam herein. Sie sah aus, als wäre sie gerade durch ein brennendes Gebäude gelau- fen. Rauchschwaden stiegen von ihrer Kleidung auf. »Was zur Hölle ist denn jetzt los?« fragte ich. »Die Burg. Ich bin zu nahe herangekommen. Sie haben mich fast in der Luft abgeschossen. Was habt ihr hier?«
Rasch erzählte ich meine Geschichte, wobei ich nicht zu erwähnen vergaß, daß wir eine Lei- che hatten durchkommen lassen. Ich deutete auf Shed. »Einer ist tot; er hat sich dem Verhör widersetzt. Aber die da ist noch gut beieinander.« Ich zeigte auf das Mädchen.
    Feder trat nahe an das Mädchen heran. Sie hatte dort draußen echt etwas abbekommen. Ich
konnte nichts von der Aura großer, verhaltener Macht spüren, die man sonst in der Anwesen- heit der Unterworfenen empfindet. Und sie fühlte auch nicht das Leben, das immer noch in Marron Shed pochte. »So jung.« Sie hob das Kinn des Mädchens an. »Ah. Diese Augen. Feu- er und Stahl. Die hier wird der Lady gefallen.« »Wir bleiben weiter auf Wache?« fragte ich in der Annahme, daß sie die Gefangene mit- nehmen würde.
»Natürlich. Vielleicht gibt es noch andere.« Sie sah mir in die Augen. »Niemand darf mehr durchkommen. Es gibt keinen Spielraum mehr. Wisper wird die letzte noch einmal verzeihen. Aber die nächste ist euer Untergang.«
»Jawohl. Es ist nur etwas schwierig, wenn wir keine Aufmerksamkeit erregen wollen. Wir können nicht einfach eine Straßensperre errichten.« »Warum nicht?«
Ich erklärte es ihr. Sie hatte die Schwarze Burg ausgekundschaftet und kannte daher die um- liegende Gegend. »Du hast recht. Im Moment jedenfalls. Aber eure Schar wird bald hier ein- treffen. Dann hat sich die Geheimhaltung erledigt.« »Jawohl.«
Feder ergriff die Hand des Mädchens. »Komm.« Ich war überrascht, wie gefügig unsere Kratzbürste Feder folgte. Ich ging hinaus und sah zu, wie Feders arg mitgenommener Teppich sich erhob und nach Duretile entschwebte. Ein Schrei der Verzweiflung hallte zu uns zurück. Als ich wieder hineingehen wollte, sah ich Shed im Eingang stehen. Am liebsten hätte ich ihm dafür eine geklebt, aber ich beherrschte mich gerade noch. »Wer war das?« fragte er. »Was war das?« »Feder. Eine Unterworfene. Sie gehört zu meinen Chefs.« »Zauberin?«
»Eine

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