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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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Spielchen zu spielen. Er wartete ab. Grinsend blieb er stehen, während ihr Gesicht ihre wahren Gedanken verriet, als sich Gilbert an ihr befriedigte. Schließlich setzte Shed sich in Bewegung.
    Drei rasche schnelle Schritte. Er schlang eine Garotte um Gilberts dürren Hals, lehnte sich
zurück. Lisa packte fester zu. Wie klein und sterblich der Geldverleiher doch wirkte. Wie we- nig einem Mann ähnlich, den der halbe Stiefel fürchtete. Gilbert wehrte sich, konnte jedoch nicht entkommen. Shed glaubte schon, es würde niemals enden. Er hatte nicht gewußt, daß es so lange dauerte, einen Menschen zu erdrosseln. Schließlich trat er einen Schritt zurück. Das Zittern drohte ihn zu überwältigen.
»Zieh ihn runter!« wimmerte Lisa.
Shed rollte die Leiche zur Seite. »Zieh dich an. Mach schon. Wir verschwinden hier. Viel- leicht hat er noch ein paar Männer in der Nähe. Ich hole den Wagen.« Er flitzte zur Tür, späh- te auf die Gasse hinaus. Niemand zu sehen. Schnell holte er den Wagen.
»Beeil dich!« fauchte er, als er wieder hineinging und sah, daß Lisa immer noch nackt war. »Wir müssen ihn rausschaffen.«
Sie konnte sich nicht losreißen.
Shed drückte ihr ihre Kleidung in die Hände, schlug ihr klatschend auf den nackten Hintern. »Beweg dich, verdammt noch mal.«
Langsam zog sie sich an. Shed hastete zur Tür, überflog die Gasse. Immer noch niemand zu sehen. Er rannte zu der Leiche zurück, schleppte sie eilig zum Wagen und deckte sie mit einer Plane zu. Komisch, wenn sie tot waren, schienen sie immer leichter zu sein. Wieder im Haus: »Beeilst du dich jetzt mal? Ich schleif dich so wie du bist auf die Straße.« Die Drohung schlug nicht an. Shed packte ihre Hand, zerrte sie zur Tür hinaus. »Rauf mit dir.« Er hob sie auf den Bock und sprang dann selbst hinauf. Er schnalzte mit den Zügeln. Die Mulis setzten sich in Bewegung. Sobald sie die Portbrücke überquert hatten, wußten sie, wohin es ging, und brauchten kaum noch Führung. Er fragte sich, wie oft sie diesen Weg wohl schon gegangen waren. Der Wagen hatte den Hang schon halb bewältigt, bis er sich hinreichend beruhigt hatte, um Lisa zu mustern. Anscheinend stand sie unter Schock. Auf einmal war Mord nicht mehr nur bloßes Gerede. Sie hatte geholfen, jemanden zu töten. Jetzt steckte ihr Hals in der Schlinge. »Nicht ganz so leicht, wie du dachtest, he?« »Ich wußte nicht, daß es so sein würde. Ich hab ihn festgehalten. Ich hab gespürt, wie ihm das Leben entwichen ist. Es… war nicht das, was ich erwartet hatte.« »Und du willst das zum Beruf machen. Ich sag dir mal was. Ich bringe meine Kunden nicht um. Wenn du es so willst, dann mach es selbst.« Sie machte einen schwachen Versuch, ihm zu drohen. »Du hast keine Macht mehr über mich. Geh doch zu den Inquisitoren. Die bringen dich dann
    zu einem Wahrheitsseher. Partnerin.«
Lisa erschauerte. Shed schwieg, bis sie die Schwarze Burg erreicht hatten. »Keine Spielchen mehr.« Er dachte daran, sie zusammen mit Gilbert zu verkaufen, aber dafür brachte er weder den notwendigen Haß, die nötige Wut oder auch nur die schlichte Schäbigkeit auf. Er brachte die Maultiere zum Stehen. »Du bleibst hier. Steig nicht vom Wagen, ganz gleich was geschieht. Verstanden?«
»Ja.« Lisas Stimme klang leise und hohl. Völlig verängstigt, dachte er. Er klopfte an das schwarze Tor. Es schwang nach innen auf. Er stieg auf und fuhr hinein, stieg wieder ab, wuchtete Gilbert auf eine Steinplatte. Das hochgewachsene Wesen kam her- an, untersuchte die Leiche, blickte zu Lisa herüber. »Diese nicht«, sagte Shed. »Sie ist eine neue Partnerin.« Die Kreatur nickte. »Dreißig.«
»Abgemacht.«
»Wir brauchen noch mehr, Marron Shed. Viele Leichen. Unser Werk nähert sich der Vollen- dung. Wir streben danach, es zu beenden.« Shed erschauerte beim Ton dieser Stimme. »Bald wird es mehr geben.« »Gut. Sehr gut. Du wirst reich belohnt werden.« Wieder erschauerte Shed. Er sah sich um. Das Ding fragte: »Du suchst nach der Frau? Sie ist noch nicht eins mit dem Portal geworden.« Es schnippte mit langen gelben Fingern. Schlurfende Schritte erklangen aus der Dunkelheit. Schatten traten hervor. Sie hielten eine nackte Sue an den Armen fest. Shed schluckte schwer. Sie war schwer mißhandelt worden. Sie war abgemagert, und dort, wo ihre Haut nicht von blauen Flecken oder Schürfwunden bedeckt wurde, war sie aschfahl. Eines der Wesen hob ihr Kinn an und zwang sie, Shed anzusehen. Ihre Augen lagen tief in den Höhlen, ihr

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