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Nacht über Juniper

Titel: Nacht über Juniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glen Cook
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nicht die Mühe, zurückzustarren. »Ein Glas Wein für mich, Shed«, sagte Raven. »Offenbar habe ich meinen verschüttet.« Shed beeilte sich trotz seiner Schmerzen. Unwillkürlich begann er wieder seinen Kotau. »Ich danke dir, Raven, aber du hättest dich nicht einmischen sollen. Dafür wird er dich um- bringen.«
Raven zuckte die Achseln. »Geh zum Holzhändler, bevor noch jemand versucht, dir mein Geld abzunehmen.«
Shed blickte zur Tür. Er wollte nicht nach draußen gehen. Sie warteten vielleicht auf ihn. Aber dann sah er wieder zu Raven. Der Mann säuberte sich die Fingernägel mit seinem fiesen Messer. »Sofort.«
Mittlerweile schneite es. Die Straße war trügerisch. Der Schlamm wurde nur von einer dün- nen weißen Schicht bedeckt.
Shed kam nicht um die Frage herum, warum Raven sich eingemischt hatte. Um sein Geld zu schützen? Das war ein vernünftiger Grund… Nur verhielten sich vernünftige Männer in der Nähe von Krage eher ruhig. Wenn man ihn schief ansah, schnitt er einem die Kehle durch. Raven war neu in der Gegend. Vielleicht wußte er über Krage nicht Bescheid. Er würde es auf die harte Art und Weise erfahren. Sein Leben war keine zwei Gersh mehr wert.
Raven machte einen wohlhabenden Eindruck. Sicherlich schleppte er nicht sein ganzes Geld mit sich herum, oder? Vielleicht versteckte er einen Teil davon in seinem Zimmer. Vielleicht hatte er genug davon, womit man Krage ausbezahlen konnte. Vielleicht konnte er Raven in eine Falle locken. Krage würde das zu schätzen wissen.
    »Zeig erst dein Geld vor«, sagte Latham, als er nach Holz verlangte. Shed holte Ravens Sil-
berleva hervor. »Ha! Wer ist denn diesmal krepiert?« Shed wurde rot. Im letzten Winter war eine alte Prostituierte in der Lilie gestorben. Shed hatte ihre Habseligkeiten durchwühlt, bevor er die Wächter rief. Seine Mutter hatte es wäh- rend des restlichen Winters warm gehabt. Der ganze Stiefel hatte davon erfahren, weil er den Fehler begangen hatte, Asa davon zu erzählen. Nach alter Sitte nahmen die Wächter die persönlichen Besitztümer der frisch Verstorbenen an sich. Daraus und aus Spenden wurden sie und die Katakomben bezahlt. »Niemand ist gestorben. Mich hat ein Gast geschickt.« »Ha! Der Tag, an dem du einen Gast hast, der sich Großzügigkeit leisten kann…« Latham zuckte die Achseln. »Aber was schert’s mich? Die Münze ist echt. Ihren Stammbaum brauche ich nicht. Nimm dir einen Armvoll mit. Du gehst ja sowieso in die Richtung.« Mit brennendem Gesicht und schmerzenden Rippen stolperte Shed zur Lilie zurück. Latham hatte seine Verachtung nicht verborgen. Als in der Schenke das Feuer nach dem guten Eichenholz faßte, goß Shed zwei Becher Wein ein und setzte sich Raven gegenüber. »Der geht aufs Haus.« Raven starrte ihn kurz an, nahm einen kleinen Schluck und stellte den Becher auf einer be- stimmten Stelle auf dem Tisch ab. »Was willst du?« »Mich noch einmal bei dir bedanken.«
»Es gibt nichts, wofür du mir danken müßtest.« »Dann eben, um dich zu warnen. Du hast Krage nicht ernst genug genommen.« Latham kam mit einem Armvoll Feuerholz hereingestapft. Er murrte, weil er seinen Wagen nicht hatte herausbringen können. Er würde noch lange hin- und herlaufen müssen. »Geh weg, Shed.« Und als Shed mit knallrotem Gesicht aufstand, schnappte Raven: »Warte. Du glaubst, daß du mir etwas schuldest? Dann werde ich dich eines Tages um einen Gefallen bitten. Und den erledigst du dann. In Ordnung?« »Na klar, Raven. Was du willst. Du brauchst es nur zu sagen.« »Setz dich ans Feuer, Shed.«
Shed zwängte sich zwischen Asa und seine Mutter und schloß sich ihrem mürrischen Schweigen an. Dieser Raven war schon ein unheimlicher Vogel. Besagter Vogel unterhielt sich gerade lebhaft in der Zeichensprache mit der taubstummen Schankmaid.

ACHTES KAPITEL
Tally: Aufräumen
    Ich ließ meine Schwertspitze zu Boden sinken. Erschöpft sackte ich in mich zusammen und hustete nur schwach den Rauch aus der Lunge. Ich schwankte leicht und langte halbherzig nach einem umgestürzten Tisch, um mich abzustützen. Der Schock setzte ein. Ich war der festen Überzeugung gewesen, daß diesmal alles zu Ende sei. Wenn sie die Flammen nicht selbst hätten löschen müssen…
Elmo kam zu mir und legte einen Arm um mich. »Bist du verletzt, Croaker? Soll ich Einau- ge holen?«
»Bin nicht verletzt. Nur ausgebrannt. Ist lange her, daß ich solche Angst hatte, Elmo. Ich dachte, jetzt wäre es aus.«
Er rückte mit dem Fuß einen Stuhl

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