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Nacht unter Tag

Nacht unter Tag

Titel: Nacht unter Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Stelle.«
    »Theoretisch hätten sie sich also nach Einbruch der Dunkelheit und bevor Ihre Jungs am Standort waren anschleichen können«, sagte sie nachdenklich.
    »Möglich«, meinte Beveridge, klang allerdings nicht überzeugt. »Aber wie konnten sie sicher sein, dass wir die Landestelle nicht observierten? Und wie konnten sie sich darauf verlassen, dass ein sechs Monate altes Kind in der eisigen Kälte vier oder fünf Stunden lang still sein würde?«
    Karen ging ein Stück auf die alte Anlegestelle hinaus und staunte über die Veränderung der Küste. Je mehr sie über die konkreten Einzelheiten des Falls herausfand, desto weniger verstand sie ihn. Sie hielt sich nicht für dumm. Aber sie konnte die Dinge einfach nicht zusammenführen. Nachdem Cat und Adam entführt worden waren, hatte kein einziger Zeuge sie gesehen, dessen Aussage bestätigt werden konnte. Niemand hatte mitbekommen, dass ihr Haus beobachtet worden war, oder hatte die Entführung selbst gesehen. Niemand hatte sie an der Stelle ankommen sehen, wo die Übergabe des Lösegeldes vonstattengehen sollte. Niemand hatte sie fliehen sehen. Hätte man nicht Cat Grants Leiche gehabt, hätte sie fast glauben können, es sei überhaupt niemals passiert.
    Aber es war geschehen.

[home]
Rotheswell Castle
    B rodie Grant reichte seiner Frau Bels Bericht und machte sich an der Espressomaschine in seinem Büro zu schaffen. »Sie leistet überraschend gute Arbeit«, lobte er. »Ich war nicht sicher, ob Susans Arrangement funktionieren würde, aber es scheint sich auszuzahlen. Ich dachte eigentlich, dass wir einen Privatdetektiv beschäftigen sollten, aber die Journalistin scheint es genauso gut zu machen.«
    »Es steht für sie mehr auf dem Spiel als für einen Detektiv, Brodie. Ich glaube, sie ist fast so verzweifelt auf ein Ergebnis aus wie wir«, erwiderte Susan Charleson, nahm sich ein Glas Wasser und setzte sich auf die Fensterbank. »Ich vermute, dass sie aufgrund ihres exklusiven Kontakts zu Ihnen glaubt, dass es ein Bestseller werden kann.«
    »Wenn sie uns nach all dieser Zeit hilft, es aufzuklären, hat sie ihn verdient«, befand Judith. »Du hast recht, es ist ein eindrucksvoller Start. Was meint DI Pirie dazu?«
    Grant und Susan tauschten einen kurzen Blick des Einverständnisses. »Wir haben es ihr noch nicht mitgeteilt«, antwortete Grant.
    »Aber warum denn nicht? Ich kann mir vorstellen, dass sie es nützlich finden würde.« Judith sah erstaunt vom einen zum anderen.
    »Ich glaube, wir werden es fürs Erste einfach für uns behalten«, sagte Grant und betätigte den Knopf, damit das heiße Wasser durch den Kaffee gedrückt und ein so perfekter Espresso zubereitet wurde wie von einem italienischen Barista. »Beim letzten Mal habe ich keine guten Erfahrungen mit der Polizei gemacht. Sie haben die Sache versaut, und meine Tochter war am Ende tot. Diesmal würde ich ihnen lieber so wenig wie möglich überlassen.«
    »Aber es ist doch Sache der Polizei«, widersprach Judith. »Du hast sie gerufen. Du kannst sie jetzt nicht einfach ignorieren.«
    »Das kann ich nicht?« Er hob den Kopf. »Wenn ich sie letztes Mal ignoriert und die Dinge auf meine Weise geregelt hätte, wäre Cat vielleicht noch am Leben. Und es wäre Adam …« Er unterbrach sich abrupt, denn ihm wurde klar, dass nichts, was er sagte, ihn aus dem Loch herausholen konnte, das er sich gerade selbst gegraben hatte.
    »Eben«, versetzte Judith mit einer Stimme so scharf wie ein Rasiermesser. Sie warf die Papiere auf seinen Schreibtisch und verließ den Raum.
    Grant zog ein Gesicht. »Trommeleis«, seufzte er, als sich die Tür hinter seiner Frau schloss. »Das hab ich nicht besonders gut gemacht. Knifflige Sache, der Umgang mit Worten.«
    »Sie wird darüber wegkommen«, erwiderte Susan ungerührt. »Ich bin der gleichen Meinung. Wir sollten dies erst mal für uns behalten. Die Polizei ist bekannt dafür, dass man dort Informationen nicht unter Verschluss halten kann.«
    »Das ist es nicht, was mich stört. Ich mache mir Sorgen, dass sie es wieder verkorksen. Dies könnte unsere letzte Chance sein, herauszufinden, was mit meiner Tochter und meinem Enkel passiert ist, und ich will kein Risiko eingehen, dass etwas schiefgeht. Es ist zu wichtig. Ich hätte letztes Mal schon mehr Kontrolle ausüben sollen. Den Fehler mache ich nicht noch einmal.«
    »Wenn Bel Richmond einen ernstzunehmenden Verdächtigen gefunden hat, werden wir es der Polizei letzten Endes sagen müssen«, betonte

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