Nacht
um mindestens eine Oktave höher. So schrill, dass mir die Ohren schmerzten. Steve ließ Judys Schultern los und schlug wild um sich, traf mich aber nicht. Heiße Flüssigkeit – hauptsächlich Blut, nahm ich an – strömte in einem dickem Strahl über meine Hände.
Steve versuchte, mich abzuwerfen, aber das gelang ihm nicht. Er war zwischen mir und Judy eingeklemmt und mein Tranchiermesser steckte tief in seinem Darm.
Ich hatte ihn tödlich getroffen.
Liebend gerne wäre ich von Steves Blut verspritzendem Hintern gesprungen, aber inzwischen haben Sie vielleicht mitgekriegt, dass ich keine halben Sachen mache. Und so blieb ich auf Steve liegen und drehte die Klinge so lange, bis ich ihm innerlich alles zerfetzt hatte.
Steve brüllte und zuckte und zitterte noch eine halbe Ewigkeit.
Dann lag er endlich still.
Und gewonnen hat …
Unter mir und Steve heulte Judy Rotz und Wasser.
»Es ist vorbei«, sagte ich.
»Ist er … tot?«
»Ja. Und wenn nicht, dann sehnt er sich bestimmt danach.«
»Nimm ihn bitte … weg von mir. Er ist so …« Sie hielt inne und brach erneut in hemmungsloses Schluchzen aus.
Ich kletterte von dem Leichnam herunter, packte ihn an den Füßen und zog daran. Steves Gesicht glitt zwischen ihren Brüsten hindurch und dann über ihren Bauch. Als sein Mund Judys Nabel berührte, blieb sein Kinn an ihrem Venushügel hängen und hob dadurch das Gesicht ein Stück weit in die Höhe, als wollte Steve noch einen letzten Blick auf sein Opfer werfen. Dann fiel der Kopf zwischen Judys gespreizten Beinen schlaff auf den Waldboden und rumpelte noch einen guten Meter weit über Steine und herumliegendes Feuerholz, bis mich die Kraft verließ und ich zu ziehen aufhörte.
Judy rollte sich auf die Seite und weinte leise vor sich hin.
Ich ging neben Steve in die Hocke, zog das Messer aus seinem Hintern und richtete mich wieder auf.
Dann sah ich mir im Lichtschein des Feuers die Fesseln an meinen Händen an. Steve hatte das Kabel mehrmals um meine gekreuzten Handgelenke gelegt und dann fest verknotet. Bereits auf den ersten Blick stellte ich fest, dass ich es mit dem Messer nicht durchschneiden konnte.
Es gab nur einen Weg, mich aus eigener Kraft von den Fesseln zu befreien: Ich musste das Kabel mit den Zähnen lockern.
Meine Hände und das Kabel waren voller Blut und anderem Zeug, das aus Steves Wunde darauf gespritzt war, und stanken so, dass ich schon würgen musste, wenn ich sie auch nur in die Nähe meines Mundes brachte.
Vergiss es.
Vielleicht schaffte ich es ja doch irgendwie mit dem Messer. Ich beugte mich vornüber und klemmte den Griff so zwischen meine Knie, dass die Klinge nach vorne herausragte. Dann senkte ich die Arme und rieb das Kabel an der Messerklinge, aber die Kunststoffummantelung erwies sich als so fest, dass ich bloß das Messer nach unten drückte.
Probier es mit dem Säbel.
Das musste gehen. Aber es dauert bestimmt eine Weile.
»Was machst du denn da?«, fragte Judy mit ruhiger, aber ein wenig zittriger Stimme.
»Ich versuche, dieses verdammte Kabel durchzuschneiden.«
»Kannst du es denn nicht aufknoten?«
»Mit gefesselten Händen geht das schlecht.«
»Dann lass mich es machen.«
»Lieber nicht, aber danke für das Angebot«, sagte ich und säbelte weiter mit dem Tranchiermesser an dem Kabel herum. Ziemlich rasch begannen meine Beine zu zittern, weil ich die Knie so fest zusammenpressen musste. Außerdem tat mir der Rücken weh.
»Hast du etwa Angst vor mir?«, fragte Judy.
»Unsinn.«
»Warum lässt du dir dann nicht helfen?«
»Weil ich dich dazu erst selber losbinden müsste.«
»Dann bin ich jetzt also wieder deine Gefangene?«
»Ich weiß nicht …«
»Super!«, murmelte Judy. »Und ich dachte, dass wir nach alledem … Alice, ist dir eigentlich klar, dass du mir gerade zum zweiten Mal das Leben gerettet hast.«
»Das weiß ich.«
»Du hast Steve für mich umgebracht.«
»Nicht nur für dich. Für uns beide.«
»Aber ich war diejenige, die er vergewaltigt hat.«
»Stimmt.«
»Du bist die beste Freundin, die ich jemals hatte.«
»Dann ist ja gut.«
»Hast du denn Angst, dass ich dich … angreife?«
»Könnte schon sein«, erwiderte ich.
»Aber ich tue es nicht.«
»Prima.«
»Was hast du also mit mir vor? Willst du mich umbringen?«
Als sie das sagte, bewegte ich entweder meine Handgelenke zu schnell oder ich zuckte zusammen oder was auch immer. Auf jeden Fall entglitt das Messer dem Griff meiner Knie und fiel zu Boden.
»Mist!«,
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