Nacht
nicht irgendwelchen alten Mist, oder?«, fragte ich.
»Und bei jedem halbwegs modernen Telefon ist eine Wahlwiederholungstaste heutzutage Standard.«
»Ich … ich habe es ihm nicht gekauft! Es war mein altes Telefon.
Ich habe mir ein neues gekauft und wollte das alte wegschmeißen …
aber Tony hat mich gefragt, ob er es haben kann. Da hab ich’s ihm halt gegeben.«
»Wieso lügst du mich eigentlich ständig an?«, erkundigte ich mich, um sie weiter zu verunsichern.
»Ich lüge nicht!«
»Und was ist mit Tonys Anrufbeantworter?«
»Das war’s! Ein Anrufbeantworter! Kein Telefon! Den habe ich ihm gegeben! Meinen alten AB!«
»Nein, Judy. Du hattest überhaupt noch nie einen AB. Das hat mir Tony erzählt.«
»Aber … das ist nicht wahr!«
»Doch, ist es. Warum hast du mich angelogen?«
»Hab ich nicht! Ehrlich!«
»Du lügst wie gedruckt, Judy.«
»Du auch! Du lügst auch!«
»Kann schon sein, aber ich darf das«, erwiderte ich. »Schließlich bin ich hier der Boss«, sagte ich. Dann schnallte ich meinen Gürtel auf.
»Was machst du da?«
Als ich den Gürtel aus den Schlaufen zog, fiel die abgeschnittene Jeans zu Boden.
»Bitte, Alice«, sagte Judy mit leiser Stimme, die mich an ein kleines Mädchen erinnerte. »Tu’s nicht!«
»Gib zu, dass du mich angelogen hast.«
»Hast du mir denn nicht schon genug wehgetan?«
»Ich habe dir das Leben gerettet. Erinnerst du dich? Du hast gesagt, dass ich mit dir dafür machen kann, was ich will.«
»Warum willst du mir denn wehtun?«
»Weil du gelogen hast. Gib’s zu.«
»Okay. Ich habe gelogen. Okay?«
»Du hast ihm kein Telefon geschenkt?«
»Nein.«
»Und auch keinen Anrufbeantworter.«
»Nein.«
»Du wolltest nur, dass ich friedlich von hier weggehe in dem Glauben, dass Tonys Telefon keine Wahlwiederholungstaste hat? Ist es das, was du gewollt hast? Warum?«
»Ich weiß es nicht!«
Ich schlug zu. Der Gürtel klatschte gegen ihre Hüfte, wickelte sich halb um ihren Körper und traf auch noch ihr Hinterteil. Judy zuckte zusammen und stöhnte laut auf.
»Warum?«, wiederholte ich.
»Ich weiß nichts von Tonys Telefon!«, schrie Judy.
»Warum hast du gelogen?«
»Weil du …«
»Weil ich was?«
» … mir nicht glauben würdest!«
»Probier’s doch einfach aus!«
»Ich wollte … ich … ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst!«
»Wegen was?«
»Weil du vielleicht glaubst, deine Nummer ist gespeichert. Wenn er … wenn … Du hast Angst!«
»Hat er denn eine Wahlwiederholung? Weißt du das?«
»JA!«
»SCHEISSE!«
»Er hat … Ich kenne sein Telefon. Das hat … alles …«
»Verdammte Scheiße!«
Und dann flippte ich aus.
Ich drosch wie eine Besessene auf Judy ein. Von allen Seiten und von überall her peitschte ich sie mit Tonys Gürtel so lange, bis mir der Arm wehtat und ich aufhören musste. Mit dem schlaffen Gürtel in der Hand baute ich mich vor Judy auf und sah sie an.
Sie hing schlaff an ihrem Seil. Ihre Füße berührten zwar den Boden, aber die Knie waren eingeknickt, sodass der Strick wieder ihr ganzes Gewicht halten musste.
Das Feuer war heruntergebrannt, und in dem schwachen Licht konnte ich sie kaum noch sehen.
Erschöpft schlurfte ich zum Feuer und warf einige Zweige und Äste hinein. Ich kam nur mühsam zu Atem. Der Schweiß lief mir übers Gesicht, das Hemd klebte an meiner Haut, und meine Füße rutschten in den feuchten Schuhen hin und her.
Hier am Feuer war es mir viel zu heiß, aber weil ich mehr Licht haben wollte, legte ich noch weiter Holz nach.
Endlich war Judy hell erleuchtet, und ich konnte sehen, dass ihr ohnehin schon zerschundener Körper jetzt über und über mit roten Striemen übersät war. Manche waren aufgeplatzt, und dass Blut daraus mischte sich mit dem Schweiß auf ihrer Haut.
Ich richtete mich auf und ging zu ihr hinüber.
Sie keuchte und wimmerte und zitterte.
Ich hob langsam meine Shorts auf und sah dabei Judy an.
Sie zitterte so stark am ganzen Körper, dass ich mich frage, ob sie vielleicht Fieber hatte.
»Es tut mir wirklich leid, dass du mich so weit gebracht hast, Judy.«
Sie hob den Kopf und sah mich an.
»Jetzt wirst du mich bestimmt verpfeifen.«
Sie schüttelte langsam den Kopf.
»Nicht?«, fragte ich.
Judy öffnete den Mund. Als sie sprach, erschienen auf ihren Lippen kleine Blasen aus Speichel und Blut.
»Du … hast mich … doch … gerettet«, stieß sie hervor.
»Du verpfeifst mich also nicht?«
»Milo … war’s …«
Ich zog Tonys Gürtel
Weitere Kostenlose Bücher