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Nacht

Nacht

Titel: Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Fußabdrücke. Wie auch immer, das alles bestätigt meine Geschichte. Und dann erzähle ich ihnen, wie er mich hierher zu seinem Zelt geschleift und an den Baum gehängt hat.«
    »Was ja auch stimmt.«
    »Genau! Und wenn die Polizei die arme Frau dort im Zelt findet, weiß sie, dass ich Milos nächstes Opfer gewesen wäre. Sie werden ihn als den zweiten Jeffrey Dahmer ansehen und mich dazu beglückwünschen, dass ich ihn unschädlich gemacht habe. Von dir wird niemals die Rede sein.«
    »Und wie willst du ihn getötet haben?«
    »Das ist einfach. Während er im Zelt geschlafen hat, habe ich mich befreit und seine Knarre gefunden.«
    Ich wechselte das Messer in die linke Hand und holte mit der rechten Tonys Pistole heraus. »Die hier?«, fragte ich, während ich sie ihr vor die Nase hielt.
    »Genau.«
    »Das ist Tonys Pistole«, sagte ich. »Wie erklärst du der Polizei, dass du sie hattest?«
    »Auch einfach.« Ein Lächeln spielte um den unverletzten Teil von Judys Mund. »Tony hatte sie dabei, als wir uns auf dem Picknicktisch lieben wollten. Er hat das schon öfter gemacht, es wäre also nicht einmal gelogen. Habe ich dir eigentlich erzählt, dass wir schon ein paarmal hier waren? Wir sind zwar nie aus dem Wagen gestiegen, aber weil Tony wusste, dass man in dem Wald nicht sicher war, hat er immer seine Zweiundzwanziger mitgenommen.«
    »Warum hat er sie dann nicht benutzt, als Milo euch angegriffen hat?«
    »Weil sie in seiner Hosentasche war, und seine Hose hatte er halb ausgezogen. Bis er nach unten greifen konnte, war es schon zu spät. Als Tony tot war, hat Milo die Pistole an sich genommen. Und behalten.«

    »Wo hat er sie aufbewahrt?«
    »In einer Tasche.«
    »Was für einer Tasche?«
    »Einer Tasche seines Overalls. Der Typ hatte einen blauen Overall an.«
    »Wie putzig. Ein Schwein, das sich als Farmer verkleidet.«
    »Richtig. Die Pistole kann er in einer Tasche gehabt haben. Als ich mich von dem Baum befreit habe, bin ich in sein Zelt gekrochen und habe sie herausgenommen, aber er ist aufgewacht und mir hinterhergerannt. Und dann habe ich auf ihn geschossen, genau so wie du vorhin. Von da an kann sich alles so zugetragen haben, wie es wirklich war. Nur dass ich im Nachhinein deine Rolle übernehme.«
    »Ich könnte dir die Slipper geben. Dann würden auch die Fußspuren stimmen.«
    »Gute Idee.«
    Ich nickte und dachte mit gerunzelter Stirn einen Augenblick lang nach. »Kein schlechter Plan«, gab ich zu. »Könnte von mir sein.«
    »Und er funktioniert bestimmt.«
    »Das glaubst du.«
    »Was stimmt denn nicht daran?«
    »Eine ganze Menge.«

    Überredungskünste
    »Erzähl mir, was dir an meinem Plan nicht gefällt«, sagte Judy.
    »Dann können wir uns etwas Neues einfallen lassen.«
    »Dazu habe ich keine Zeit mehr.«
    »Alice, sieh doch mal. Ich bin deine Chance, das alles einfach hinter dir zu lassen. Wenn wir alles richtig machen, denkt die Polizei, dass außer mir, Tony und Milo niemand beteiligt war.«
    »Es gibt ein kleines Problem, Judy. Tonys Leiche liegt im Kofferraum seines Autos. Und das steht in deiner Tiefgarage.«
    Sie starrte mich mit offenem Mund an und kam mir ein paar Augenblicke lang ziemlich verwirrt und überfordert vor. Aber sie erholte sich schnell.
    »Das kriegen wir alles in den Griff, Alice«, sagte sie. »Nimm mein Auto, fahr zu meiner Wohnung und komm mit Tonys Auto zurück.
    Du kannst es hier auf den Parkplatz stellen. Lass die Leiche einfach drin und dann zieh Leine. Ich sage der Polizei, dass Milo Tony in den Kofferraum gepackt hat. Das ist doch perfekt! Er hat mich k.o.
    geschlagen und auf dem Picknicktisch liegen gelassen. Während ich bewusstlos war, hat er den toten Tony zum Auto gebracht und in den Kofferraum gepackt. Und kurz bevor er zurückkam, bin ich aufgewacht und in den Wald gerannt. Und dann hat er mich verfolgt, und … wie gehabt.«
    »Klingt ganz okay. Aber sag mal, was machst du eigentlich, während ich hin‐ und herfahre?«
    »Ich bleibe hier.«
    »Braves Mädchen«, murmelte ich.
    »Okay, okay. Wenn du mir nicht vertraust, dann lass mich eben angebunden. Aber dann musst du unbedingt zurückkommen und mich abschneiden, wenn du Tonys Auto gebracht hast. Ich meine …
    wenn man mich so findet, versaut uns das doch die ganze Geschichte, oder?«
    »Wenn ich dich abschneide, versaut es die Geschichte auch. Die Polizei wird wissen wollen, wer den Strick durchgeschnitten hat.«
    »Dann mach halt den Knoten auf!«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Judy blickte mir

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