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Nacht

Nacht

Titel: Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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eine Weile stumm in die Augen. Dann sagte sie leise: »Du musst es wirklich nicht jetzt machen. Ich kann warten, bis du zurück bist.«
    »Zurück?«
    »Vom Wagentauschen.«
    »Ach so.« Ich zog eines der Halstücher aus der Tasche und wischte das Messer damit ab. Dann ließ ich das Messer fallen und trat hinter Judy.
    »Was machst du da, Alice?«
    »Ich will nicht, dass du um Hilfe schreist.«
    »Ich schreie nicht. Ich versprech’s dir. Keinen Knebel. Bitte.«
    »Du hast die Wahl«, erwiderte ich. »Es gibt auch andere Methoden, dich zum Schweigen zu bringen.«
    Judy sagte nichts mehr und stand reglos da, während ich sie mit dem Halstuch knebelte.
    Als ich fertig war, stellte ich mich wieder vor sie hin.
    Sie starrte mich an und atmete schwer.
    »Ich werde die Autos nicht austauschen«, erklärte ich. »Das ist eine blöde Idee. Jemand könnte mich sehen. Und ich bin zu müde für irgendwelche weiteren Komplikationen. Ich lasse dich einfach hier, Judy. Genau so, wie du da stehst.«
    Sie nickte schwach.
    »Ich bring dich nicht um. Okay?«
    Sie nickte mit etwas größerer Begeisterung.
    »Das ist meine Belohnung dafür, dass du mir mit dem fetten Arschloch geholfen hast. Wenn du ihn nicht getreten hättest … Ich weiß nicht. Vielleicht hätte er mich erwischt. Also bin ich dir was schuldig. Außerdem kannst du wirklich nichts dafür, dass alles so gekommen ist, du bist da nur zufällig reingeraten. Falsche Adresse.
    Ich wollte doch nur die Wahlwiederholung an Tonys Telefon löschen und … Oh, da fällt mir etwas ein!«
    Judy hob die Augenbrauen.
    Wir mussten uns unterhalten.
    Ich zog das Tuch von Judys Mund, sodass es ihr um den Hals hing.
    Sie sah jetzt wirklich aus wie einer von diesen Hunden, die so etwas anstatt eines Halsbands tragen. Und wie ein Hund hechelte sie auch.
    »Wie ist das mit der Wahlwiederholung?«, fragte ich. »Hatte Tonys Telefon so was?«
    »Ich … sofort. Warte …«
    »Reiß
    dich
    zusammen.
    Hatte
    sein
    Telefon
    eine
    Wahlwiederholungstaste? Ich weiß, dass er umgezogen ist und du noch nie in seiner neuen Wohnung warst,“ aber was für ein Telefon hatte er in der alten? Er hat es vielleicht mitgenommen. Gab es an dem Telefon eine Wahlwiederholungstaste?«.
    »Wenn ich dir das sage …«
    »Du sagst es mir so oder so. Für dich ist es besser, wenn du es gleich tust, das kannst du mir glauben.«
    Ich versetzte ihr einen heftigen Faustschlag in ihren lang gestreckten Bauch, sodass sie keuchend nach Luft schnappte.
    Aufgehängt wie sie war, konnte sie nicht zusammenklappen, aber sie zog vor Schmerzen die Beine nach oben, was sie wie ein Pendel schwingen ließ.
    Ich trat auf sie zu und hielt sie einen Augenblick lang fest, bevor ich wieder ein paar Schritte zurück ging.
    Judy schnappte immer noch nach Luft und hatte die Knie hochgezogen, sodass ihr ganzes Gewicht an den gefesselten Handgelenken hing.
    Arme und Oberkörper wirkten in dieser Stellung noch magerer als zuvor, und ihre Brüste wurden durch die Spannung ihrer Haut fast platt gedrückt.
    »Nun hab dich nicht so«, sagte ich. »Streck die Beine aus.«

    Sie röchelte nur und gehorchte mir nicht.
    »Streck die Beine aus und stell dich hin!«
    Sie dachte gar nicht daran. Stattdessen japste sie: »Das hättest du … nicht … tun … dürfen.«
    »Halt
    den
    Mund
    und
    erinnere
    dich
    an
    die
    Wahlwiederholungstaste.«
    »Okaylfa!«
    »Stell dich hin.«
    Endlich streckte sie die Beine aus, bis ihre Füße wieder den Boden berührten.
    »Und?«, fragte ich. »Was ist?«
    »Er hat … so was nicht.«
    »Warst du in seiner neuen Wohnung?«
    Judy schüttelte den Kopf.
    »Woher kennst du dann sein Telefon?«
    »Weil ich … es ihm geschenkt habe.«
    »Echt?«
    »Ja. Als wir … noch zusammen waren. Er … Ich … ich glaube nicht, dass er es weggeworfen hat.«
    »Natürlich nicht«, sagte ich. »Tony würde doch kein Geschenk von dir wegschmeißen. Und an dem Telefon gab es keine Wahlwiederholungstaste …«
    »Nein. Nein!«
    »Bist du dir sicher?«
    »Ja!«
    »Du hast mir heute schon ziemlich viel Scheiße erzählt, Judy.
    Warum soll ich dir das jetzt eigentlich glauben?«
    »Ich sage die Wahrheit. Das schwöre ich bei Gott!«
    »Warum hast du ihm denn ein Telefon ohne Wahlwiederholung gekauft?«
    Sie verzog das Gesicht, aber ich konnte nicht so richtig deuten, ob vor Verwirrung, Schmerz oder Entsetzen. Schließlich sah ihr Gesicht ziemlich mitgenommen aus.

    »Wenn man seinem Liebsten ein neues Telefon schenkt, dann kauft man doch

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