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Nachtauge

Nachtauge

Titel: Nachtauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Müller
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wären froh, wenn sie das hätten. Wir sind hier, um ihm zu helfen, zum Donnerwetter!«
    Sprigings zog sich zurück. »Ich geh dann mal besser.«
    »Wer war das?«, fragte Connie.
    »Ein Kollege. Er hatte eine dringende Frage.«
    Zornig runzelte sie die Stirn. »Die wagen es, dich jetzt noch zu belästigen? Wo du angeschossen worden bist? Für die Arbeit bist du ihnen selbst halb tot noch gut genug!«
    »Ich bin nicht halb tot.«
    Die Krankenschwester hob tadelnd eine Braue. »Sie soll ten Ihre Verwundung ernst nehmen, Mr Knowlden. Ein Durch schuss ist kein blaues Auge oder aufgeschürftes Knie. Ihre Schulter ist ernsthaft verletzt.«
    »Hörst du?« Connie drückte seine Hand fester. »Dieser Schuss war eine Warnung, Eric! Du darfst dich nie wieder in solche Gefahr begeben. Wir sind eine Familie , hörst du, wir brauchen einander!«
    »Wo sind die Kinder? Geht es ihnen gut?«
    »Bei unseren Nachbarn. Morgen werde ich sie mitbringen. Sie wollten auch heute unbedingt dabei sein, aber ich wusste ja nicht, ob du ansprechbar bist …«
    »Schon in Ordnung. Aber morgen musst du sie mitbrin gen!« Vor allem die Kleine veränderte sich so schnell, sie wuchs beim Zusehen. Und welche neuen Granatsplitter hatte Tony gefunden oder eingetauscht, hatte er endlich den ersehnten Höhenzünder aus Messing ergattert, der unter den Jungs so beliebt war? Er vermisste die Kinder, ihr fröhliches Plaudern.
    Diese codierte Nachricht, was bedeutete sie? Ein Kreuz, ein Hakenkreuz, ein Markierungspunkt, eine Landezone … Nachtauge war ihre beste Agentin im Land, was sie ihr mitteilten, musste von großer Wichtigkeit sein.
    Connie beugte sich über ihn und küsste ihn. »Dieser feige Anschlag auf dich war ein Signal, Eric, du solltest aufhören.«
    Er wusste, dass sie recht hatte. Und es tat ihm gut, dass sie ihn ganz für sich und die Kinder haben wollte. Aber sie würde verstehen, dass er jetzt unmöglich aufhören konnte. »Wir sind im Krieg, Liebling. Und ich bin da einer Sache auf der Spur, die über Sieg oder Niederlage entscheiden könnte.«
    »Das mit dieser Spionin kann auch jemand anderes lösen. Du bist ja nicht der einzige intelligente Mann in England.«
    »Natürlich nicht. Aber niemand steckt da so drin wie ich. Es würde Monate dauern, jemanden einzuarbeiten, und wir haben nur wenige Tage, das spüre ich.«
    »Du solltest lieber mal deinen Arm spüren. Diese Schmerzen sagen dir etwas. Du musst auf dich aufpassen. Und auf uns.«
    »Ich tu das doch für euch«, sagte er matt. Stimmte das? Dachte er wirklich an Connie und die Kinder, wenn er die deutsche Agentin jagte? Jedenfalls war da das vage Gefühl, dass die Welt etwas weniger schrecklich wäre, wenn er Nachtauge unschädlich machen könnte, und das käme ja auch seiner Frau und seinen Kindern zugute.
    Die Krankenschwester legte Connie die Hand auf die Schulter. »Sie können in ein paar Stunden wieder mit ihm reden, nachdem er geschlafen hat. Denken Sie an die Operation morgen.« Sie versuchte, Connie vom Bett wegzuziehen, doch die drückte ihm noch einen Kuss auf die Stirn und sah ihn ebenso fürsorglich wie tadelnd an. »Ich liebe dich«, flüsterte sie ihm zu.
    Die Krankenschwester bugsierte Connie aus dem Zimmer. »Wenn Sie wollen, dass Ihr Mann bald wieder gesund ist, dann gönnen Sie ihm jetzt Ruhe.«
    Wie kam es, dass eine Frau umso mehr an einem hing, je ärger man sie enttäuschte? Als er anfangs um Connie geworben hatte, war sie kühl und abweisend gewesen. Es hatte Wochen gedauert, ehe sie bereit war, mit ihm auszugehen. Und jetzt, wo ihn die Arbeit so intensiv beschäftigte, warb sie um seine Nähe wie nie zuvor.
    Er schämte sich für die Gedanken. Tut mir leid, mein Schatz, dachte er. Ich konnte dir meine Liebe nicht zeigen in letzter Zeit. Connie war eine so fürsorgliche Mutter, sie kümmerte sich tagein, tagaus um die Kinder. Und trotzdem hatte sie am Abend immer noch Kraft für ihn, hörte ihm zu, kochte ihm Graupensuppe. Er würde sich Urlaub nehmen, sobald er hier raus war. Er würde ein paar Tage nur für sie da sein.
    »Gib Sohn Kreuz A. Lincoln«, murmelte er. Lincoln, das konnte auch die Stadt in Lincolnshire meinen, Avro hatte dort eine Flugzeugfabrik, das war ein lohnendes Ziel. Allerdings hatten die Deutschen die Stadt bereits bombardiert. Worin bestand das Neue, das einen Auftrag an Nachtauge rechtfertigte?
    Wofür stand A.? Wenn es kein Name war, konnte es alles Mögliche heißen: Army, Airport, Attack – aber wahrscheinlich war es ein

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