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Nachtauge

Nachtauge

Titel: Nachtauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Titus Müller
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schon wieder?
    Sprigings sagte: »Wenn es jemals dringend war, dann jetzt. Wir gehen gleich durch zum Chef.«
    »Das geht leider nicht«, sagte sie. »Er hat eine wichtige Besprechung.«
    »Sie kann niemals so wichtig sein wie das, was wir ihm zu sagen haben.« Sprigings schleppte ihn einfach weiter in Richtung der großen Bürotür.
    »Warten Sie«, sagte sie und nahm den Telefonhörer in die Hand. »Ich melde Sie an.«
    »Nicht nötig.« Sprigings klopfte und öffnete, ohne auf Antwort zu warten.
    Eric hörte ein Rauschen, und vor seinen Augen verschwamm alles. Als er wieder klar sehen konnte, erkannte er Liddells Besprechungstisch. Militärs in Uniform saßen bei ihm und runzelten die Stirn oder schüttelten den Kopf.
    Liddell zischte: »Ich hoffe, Sie haben einen guten Grund, uns zu stören.«
    Eric straffte sich, was prompt mit einem hellen, jagenden Schmerz in der Schulter beantwortet wurde. Er stöhnte. »Den haben wir. Bitte, unterbrechen Sie die Besprechung für einen Moment. Es ist besser, wenn niemand hört, was wir Ihnen zu sagen haben.«
    Wütend starrte Liddell ihn an. Dem Zucken der Mundwinkel nach zu urteilen, überlegte er, ob er ihn zusammenstauchen und hinauswerfen sollte. Schließlich aber bat er die Militärs, den Raum zu verlassen.
    Kaum hatte sich hinter ihnen die Tür geschlossen, legte Eric die drei Blätter mit den Notizen auf den Tisch. »Sagt Ihnen die Operation Chastise etwas?«
    »Nein.« Liddell nahm eine Seite zur Hand. Nach wenigen Sätzen hatte er sich festgelesen, griff hastig nach der nächsten Seite, dann nach der dritten. »Woher haben Sie diese Informationen?«
    »Ich habe mit der Luftaufklärung des MI 6 gesprochen. Sie haben Fotos gemacht für die Operation.«
    »Und das haben sie Ihnen einfach so gesagt? Das hat höchste Geheimhaltungsstufe. Man hat nicht einmal mich eingeweiht! Wer weiß noch davon?« Liddell warf ihm einen scharfen Blick zu.
    »Die Abteilung für Waffenentwicklung war nicht bereit, mir nähere Auskünfte zu geben. Ein Informant im Bombardierungsausschuss des Luftfahrtministeriums hat mir die entscheidenden Hinweise gegeben. Nur Sprigings und ich sind im Bild, sonst niemand.«
    »Das muss so bleiben, hören Sie? Wenn diese Operation gelingt, bringt uns das einen entscheidenden Vorteil im Krieg. Wenn nicht sogar den Sieg! Das setzt allerdings voraus, dass nichts zu den Deutschen durchsickert.«
    »Nachtauge ist dort.«
    Liddells Gesichtsausdruck versteinerte sich, und er brauchte eine Weile, bis er fragte: »Was?«
    »Die deutsche Spionin hält sich in Scampton auf.«
    Sprigings ergänzte: »Ich habe einen Funkspruch ihres Führungsoffiziers aufgefangen, den wir zwar decodieren, aber nicht entschlüsseln konnten. Agent Knowlden hat ihn enträtselt. Die Deutschen ahnen etwas und haben ihre beste Kraft hingeschickt.«
    Liddell drückte sich die Faust gegen die Stirn. »Das ist ein Albtraum. Wir müssen dafür sorgen, dass sie die Operation abbrechen. Sonst fliegt das Geschwader mit unseren besten Piloten in den Tod.«
    »Vor vier Tagen hat Nachtauge ihr Funkgerät verloren«, sagte Eric, »und mir diesen Durchschuss verpasst. Wir waren nahe dran, sie zu fangen. Sie wird vorsichtig vorgehen. Und sie hat keine Möglichkeit, ihre Vorgesetzten zu erreichen. Wenn wir sie in Scampton erwischen und ausschalten …«
    Ohne ein Wort der Erklärung griff Liddell nach dem Telefon. »Geben Sie mir das Bomberkommando, Air Chief Marshal Arthur Harris.«
    Eine Stimme meldete sich am anderen Ende, so durchdringend und tief, dass sogar Eric sie noch hören konnte. Air Chief Marshal Harris war einer der Fürsten dieses Krieges. Schon seine Stimme ließ erahnen, wie sehr er es gewohnt war, dass jeder ihm gehorchte. »Was wollen Sie?«
    »Hier ist Guy Liddell, MI 5, Sektion B, Spionageabwehr. Operation Chastise ist gefährdet. Hatten Sie einen Einbruch in Scampton, ist ein Safe geknackt worden, gab es Unregelmäßigkeiten?«
    »Mr. Liddell«, dröhnte die Stimme, »diese Operation steht kurz vor der Durchführung. Ich muss Ihnen nicht erklären, was vom Gelingen der Operation für diesen Krieg abhängt. Die entwickelten Waffen dürfen nicht in die Hände der Deutschen fallen!«
    »Die Deutschen haben ihre beste Spionin nach Scampton geschickt. Ihnen ist nichts zu Ohren gekommen?«
    »Der Flughafenkommandeur hat keine Vorkommnisse gemeldet. Fangen Sie diese Frau ab!«
    »Wir tun, was wir können, Air Chief Marshal.«
    »Tun Sie mehr als das. Wir haben nur dreißig Schwadronen mit

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