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Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin

Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin

Titel: Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kester Schlenz
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in eine Garage gefahren, und Ruhe senkte sich wieder über das Grundstück.
    Jetzt mu sste ich handeln. Ich stieg von meinem Baum herunter und schlich lautlos zu der Stelle, von der aus ich über die Mauer steigen wollte. Geduckt hinter einer Hecke, wartete ich auf die nächste Patrouille. Ich roch sie schon, bevor ich sie sah. Einer der beiden Wachen benutzte ein grässliches Eau de Toilette. Dann waren sie vorüber. Ich verließ mein Versteck, nahm Anlauf und sprang los. Meine Hände krallten sich in der Mauer fest, und ich zog mich Zentimeter für Zentimeter nach oben. Ich nutzte jede Unebenheit, jeden kleinen Vorsprung, und schließlich hatte ich es geschafft. Mit einem dumpfen Geräusch landete ich auf dem Rasen von Serges Grundstück.
    Lauernd stand ich in der Dunkelheit. Hatten die Wachen etwas gehört? Und wo waren die Hunde?
    Dann hörte ich sie. Sie bellten nicht einmal, sondern rannten hechelnd und blutgierig auf mich zu. Den Pitbull und den Mastiff sah ich zuerst. Mein Herz raste. Zwei kräftige Bestien, die einen menschlichen Arm mit einem Biss durchtrennen konnten. Das war etwas anders als meine bisherigen Gegner. Nur noch drei Meter.
    Kurz bevor die Hunde mich erreicht hatten, richtete ich meine gesamte Konzentration nach innen, rannte mit übernatürlicher Geschwindigkeit los, schlug einen Haken und scho ss wieder auf die Hunde zu. Ehe sie auch nur registriert hatten, dass ihr Opfer nicht mehr an seinem Platz stand, hatte ich den Pitbull bereits an einem seiner Hinterläufe gepackt, riaa ihn hoch und schmetterte ihn mit aller Kraft gegen die Mauer. Dem Mastiff trat ich von unten gegen den Kopf. Er blieb wie vom Blitz getroffen liegen. Aber in diesem Moment waren auch der Dobermann und der zweite Pitbull da. Mit einem wütenden Knurren sprang mir der Dobermann an die Kehle. Ich konnte gerade noch meinen Arm hochreißen und ihn mit einem heftigen Schlag wegstoßen. Er flog mehrere Meter weit und blieb jaulend auf der Erde liegen. Dann biss der Pitbull zu. Ich spürte einen scharfen Schmerz in der linken Wade. Er hatte mich von hinten erwischt. Ich ging in die Knie, drehte meinen Körper zur Seite, packte mit beiden Händen sein Maul und riss ihm mit einem hässlichen Geräusch den Oberkiefer ab. Er jaulte grässlich, bevor er starb. Ich hatte keine Zeit, mir meine Wunde anzusehen, denn die Wachen waren auf den Lärm aufmerksam geworden. Ich hörte bereits Stimmen und sah das Licht von Taschenlampen, die sich auf mich zubewegten. So schnell ich konnte, lief ich auf das Haus zu, kletterte an einer Dachrinne hoch auf einen kleinen Balkon und legte mich flach auf den Boden. Unter mir herrschte inzwischen hektische Betriebsamkeit. Die Wachen hatten die Hundeleichen erreicht.
    »Was ist denn das für eine Sauerei?« schrie eine Stimme.
    »Scheinwerfer an. Jemand ist auf dem Grundstück!« rief eine andere.
    Nach einigen Sekunden war fast das gesamte Areal in helles Licht getaucht. Mein Herz klopfte bis zum Hals. Der Balkon war etwa zwei Meter über der Erde angebracht. Noch war niemand auf die Idee gekommen, dass sich dort jemand verstecken konnte. Sie suchten jedoch systematisch jeden Winkel des Geländes ab. Ich hörte auch Serges Stimme im allgemeinen Gebrüll. »Kontrolliert auch alle Fenster!« schrie er. »Ich will in ein paar Minuten wissen, ob jemand drinnen sein könnte. Du kommst mit rein, Boris.« Dann verschwand er wieder nach drinnen.
    Das Pochen in meinem Bein hatte etwas nachgelassen. Erst jetzt sah ich, was der Hund angerichtet hatte. Das Fleisch meines Beins war bis zum Knochen aufgerissen. Doch die Wunde blutete schon nicht mehr. Ich konnte förmlich zusehen, wie sich die Haut und das Gewebe langsam erneuerten. Schmerzen hatte ich keine mehr. Aber ich war innerlich aufgewühlt. Ich hatte den Kampf mit den Hunden unterschätzt. Bei meinen menschlichen Gegnern half mir stets das Überraschungsmoment. Sie rechneten einfach nicht damit, da ss ihnen eine schlanke, junge Frau irgendwie gefährlich werden könnte. Die Hunde jedoch waren sofort und nahezu gleichzeitig zum Angriff übergegangen. Ich würde noch einiges lernen müssen, wenn ich in Zukunft bei ähnlichen Aktionen unverletzt bleiben wollte.
    »Holt Verstärkung«, hörte ich eine der Wachen sagen. »Wir müssen auch außerhalb des Zaunes alles unter Kontrolle haben.«
    Meine Gedanken überschlugen sich. War es besser, sofort mit übernatürlicher Geschwindigkeit an den Wachen vorbeizurasen und über die Mauer zu flüchten? Oder sollte

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