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Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin

Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin

Titel: Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kester Schlenz
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ich versuchen, ins Innere des Hauses zu gelangen, um mir doch noch Serge zu schnappen? Ich beschloß, erst einmal zu warten. Schon bei der Flucht auf den Balkon hatte ich gemerkt, dass meine Wunde mich behindert hatte. Ich war langsamer und weniger energiegeladen als beim Überwinden der Mauer gewesen. Wieder zu Kräften zu kommen war jetzt das oberste Gebot. Aber wie lange konnte ich hier noch liegen bleiben?
    Dann ging plötzlich das Licht im Balkonzimmer hinter mir an, und jemand betrat den Raum. Die Vorhänge waren zugezogen, und die Person, die jetzt offensichtlich Serges Befehl befolgte und die Fenster kontrollierte, konnte mich nicht sofort sehen. Ich stand langsam auf und drückte mich eng an die Wand. Unten liefen die Wachen umher und machten jede Menge Lärm. Glücklicherweise sah gerade niemand hoch. Dann ging die Balkontür auf. Ein Mann war im Begriff, herauszutreten. Doch bevor er auch nur seinen Fuß auf den Boden gesetzt hatte, wirbelte ich herum, packte ihn an der Gurgel und drückte ihn ins Zimmer hinein. Er gab keinen Laut von sich. Erst jetzt bemerkte ich, da ss ich in meiner Panik zu fest zugedrückt und ihm den Hals zerquetscht hatte. Blut schoss hervor und spritzte mir ins Gesicht und auf die Kleidung. Ich legte die Leiche vorsichtig auf den Boden, löschte das Licht und schloss von innen leise die Balkontür. Dann lauschte ich im Dunkeln. Unten herrschte die gleiche hektische Betriebsamkeit wie eben. Im Haus selber waren nur dumpfe Stimmen von irgendwoher zu vernehmen. Niemand hatte etwas bemerkt. Ich war in Serges Allerheiligstem! Meine Angst und meine Unsicherheit waren auf einmal verflogen. Der Grund war das Blut des Mannes, den ich gerade getötet hatte. Der Geruch berauschte mich, ließ meinen Atem schneller gehen und meinen Hass auf Serge wieder so intensiv werden wie zuvor. Jetzt musste ich den Mann finden, der meine Freunde töten ließ, und ihn vernichten.
    Im Zimmer herrschte fast völlige Dunkelheit. Aber in einem Spiegel in der Ecke sah ich zwei kleine Punkte leuchten. Ich lächelte und leckte mir etwas Blut von meiner Hand. Es waren meine eigenen Augen, die mich dort aus der Finsternis heraus anstarrten.
    Unten hörte ich mehrere Wagen ankommen. Das Tor öffnete sich. Es kamen immer mehr Menschen, die Jagd auf mich machen sollten. Ich musste mich beeilen.
    Im Flur draußen war weiterhin alles ruhig. Ich öffnete vorsichtig die Tür und spähte hinaus. Niemand war zu sehen. Dann hörte ich Serges Stimme hinter einer der geschlossenen Türen auf der anderen Seite des Flurs. »Sei ganz ruhig«, sagte er offensichtlich zu seiner Begleiterin. »Du wirst sehen. Gleich haben Boris und die anderen den Kerl und machen Hackfleisch aus ihm. Und zur Not habe ich noch das hier.«
    Er hatte also eine Waffe bei sich. Wahrscheinlich eine Pistole. Ich überlegte. Das war meine Chance. Nur Serge und die Frau im Zimmer. Eine bessere Möglichkeit würde ich heute nacht wohl nicht mehr bekommen. Ich wollte gerade die Tür eintreten, als Schritte auf dem Gang zu hören waren. Ich schaffte es gerade noch rechtzeitig zurück ins Balkonzimmer und spähte durch einen Spalt nach draußen. Es war der muskelbepackte Kerl aus dem Auto – wahrscheinlich Boris, Serges persönliche Leibwache. Boris klopfte, murmelte, »Ich bin’s, Chef«, und Schritte näherten sich auf der anderen Seite der Tür. Ich handelte sofort, sprang los und schlug Boris mit aller Kraft von hinten auf den Kopf. Er brach mit einem unterdrückten Grunzen zusammen, gerade als sich die Tür zu Serges Zimmer öffnete. Ich stieß sie auf und warf mich hinein. Serge wurde von der Wucht meines Körpers nach hinten gerissen und fiel gegen seine Freundin. Sie strauchelte, schlug mit dem Kopf gegen eine Tischkante und blieb ohnmächtig liegen, ehe sie auch nur begriffen hatte, was passiert war. Auch Serge lag auf dem Boden, blickte mich mit weit aufgerissenen Augen an, stöhnte, »Mein Gott«, und griff in seine Jacke. Ich war sofort über ihm und entriss ihm die Waffe.
    »Keinen Mucks, oder du stirbst sofort«, zischte ich und richtete die Pistole auf ihn. Er sah mich ungläubig an. Sein Blick wanderte über meine blutbespritzte Kleidung und blieb schließlich an meinen Augen hängen.
    »Ludmilla?« stammelte er.
    »Du hast dir meinen Namen ja tatsächlich gemerkt«, sagte ich. »Schade nur, da ss unsere Bekanntschaft mit diesem Tage endet.«
    »Wir können uns einigen«, stöhnte Serge. »Das mit dem Club war ein Versehen. Der Mann sollte euch

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