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Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin

Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin

Titel: Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kester Schlenz
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Grant beiseite. »Niemand rührt sie an, bis ein Arzt da ist.«
    Grant nickte, setzte sich neben Linda und sprach leise und beruhigend auf sie ein. In Lindas Augen sah ich das nackte Entsetzen. Sie blickte fassungslos auf ihre Wunde, sah mich an und sagte mit brüchiger Stimme: »Verdammte Scheiße, ich verrecke hier.«
    »Bleib ruhig, Linda«, sagte ich. »Du schaffst das. Versprochen.«
    »Ganz klar«, beeilte sich Grant zu sagen.
    Ich sah, da ss er nicht an seine Worte glaubte.
    Dann endlich sprangen die Türen auf, und die Notärzte und Sanitäter übernahmen das Kommando. Außer Matti und Linda waren noch zwei Tänzerinnen ernsthaft verletzt worden. Carl hatte lediglich einen Streifschu ss abbekommen.
    Grant und ich standen fassungslos in der Nähe der Bar und beobachteten die Helfer bei ihrer Arbeit. Erst jetzt fiel mir auf, da ss die Kugeln auch beträchtlichen Sachschaden angerichtet hatten. Löcher klafften in den Wänden, und die Bar war ein einziges Scherbenmeer.
    Die Tür ging auf. Michael Goldstein und einer seiner Leute kamen herein. Goldstein sondierte kurz die Lage, ging zu einem der Ärzte, der über Matti gebeugt war, und sprach mit ihm. Der Arzt schüttelte bedauernd den Kopf. Goldstein kam auf uns zu.
    »Ab sofort ermittelt meine Abteilung. Haben Sie irgendeine Ahnung, wem Sie das zu verdanken haben?« fragte er.
    Er sah Grant an.
    »Keine Ahnung«, beeilte der sich zu sagen. »Ich kann mir das wirklich nicht erklären. Tut mir leid.«
    Dann wandte er sich ab und ging in sein Büro. Ich sah seine Schultern zucken. Grant weinte.
    Goldstein stand einfach nur da und sah ihm nach. Dann wandte er sich zu mir um.
    »Wann macht hier endlich einer das Maul auf?« brüllte er. »Was soll denn noch passieren? Wissen Sie etwas, Ludmilla? Mein Gott, reden Sie!«
    Ich zuckte hilflos mit den Schultern. Wir sahen uns schweigend an. Dann schüttelte Goldstein den Kopf und ging mit seinem Mann hinaus.
    Natürlich wu sste Grant genau so gut wie ich, wer der Urheber des Anschlags war. Serge hatte unübersehbar für alle im Viertel seine lang erwartete Botschaft geschickt: »Mich demütigt niemand!«
    Ich stand noch lange im Club, unfähig irgend etwas zu tun. Matti war tot, und Linda würde ihre Verletzungen möglicherweise nicht überleben. Der Schock und das Entsetzen über den Überfall wichen einer ungeheuren Wut. Ich rannte nach draußen in die Dunkelheit. Serge würde für all das bezahlen. Die Polizei konnte uns nicht helfen. Ich würde Rache nehmen. Und wenn es das letzte sein würde, was ich tun sollte. Ich wu sste, dass ich nicht einfach losrennen, im Viertel nach Serge und seinen Leuten suchen und sie kurzerhand umbringen konnte. Einerseits würde ich eine offene Konfrontation mit seinen schießwütigen Killern wohl kaum unverletzt überstehen, und zum anderen konnte ich es mir nun wirklich nicht leisten, in aller Öffentlichkeit meine übernatürlichen Kräfte einzusetzen. Nein, ich würde Erkundigungen einziehen, im Schutz der Dunkelheit zuschlagen und mir einen nach dem anderen aus Serges Bande vornehmen.
    Sie alle würden es noch bitter bereuen, jemals meinen Weg gekreuzt zu haben. Ich spürte, da ss ich nach Vergeltung, nach Gewalt lechzte. Ich wollte töten, zerfetzen, verletzen. So sehr wie noch nie in meinem vampiristischen Leben. Doch ich unterdrückte meine Wut und ging schließlich los, um ein paar Leute im Viertel zu befragen. Ich brauchte die Adresse von Serges Privatquartier. Dort würde ich ihn zur Rede stellen.
    Es dauerte keine Stunde, bis ich alle Informationen hatte, die ich brauchte. Serge wohnte, gut bewacht, in einer großen Villa am Stadtrand. Scharfe Hunde liefen hinter einer hohen Mauer auf dem großen Grundstück umher, und eine kleine, schwer bewaffnete Privatarmee schützte Serge und seine ständig wechselnden Partnerinnen.
    Doch bevor ich losschlug, musste ich wissen, was mit Linda war. Ich glaubte nicht, dass sie durchkommen würde.
    Zum Glück erwiesen sich meine Befürchtungen am nächsten Tag als übertrieben. Linda lag zwar auf der Intensivstation, war aber außer Lebensgefahr. Grant und ich standen in grünen Schutzkitteln und mit Mundschutz vor ihrem Bett und schwiegen. Linda hatte starke Schmerzmittel bekommen und schlief.
    »Sie hat verdammtes Glück gehabt«, sagte der behandelnde Arzt. »Es sind keine lebenswichtigen Organe verletzt worden. Aber sie hat viel Blut verloren und ist ziemlich übel zugerichtet worden. Es wird lange dauern, bis sie wieder auf dem Damm

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