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Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin

Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin

Titel: Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kester Schlenz
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etwas trinken? Es ist so ein schöner Abend.«
    »Gern«, sagte ich, obwohl alle Warnleuchten vor meinem geistigen Auge hektisch blinkten. Worauf ließ ich mich da nur ein?
    Goldstein fuhr mit mir zu einem kleinen L okal, gar nicht weit von »Grants Club« entfernt.
    Wir saßen uns an einem kleinen Tisch gegenüber. Zwischen uns stand eine Kerze. Goldstein bestellte Rotwein und sah mich an.
    »Wie kommt es, dass jemand wie Sie in ›Grants Club‹ arbeitet. Das ist doch nichts für Sie.«
    »Ich mu ss Geld verdienen«, sagte ich. »Oder wollen Sie mein Studium finanzieren, Herr Kommissar?«
    »Es gibt andere Jobs«, sagte er und drehte das Glas in seinen Händen.
    »Aber kaum welche, bei denen man soviel Geld in so kurzer Zeit verdient. Nun seien Sie mal nicht so moralinsauer, Michael. Ich kellnere, mixe Drinks und mache mich sonst wie nützlich. Grant ist ein fairer Chef, und ich habe immer noch genug Zeit für mein Studium.«
    Goldstein runzelte die Stirn.
    »Ludmilla, Sie tun ja gerade so, als ob es die Schießerei überhaupt nicht gegeben hätte. Im Viertel ist die Hölle los. Menschen sterben. Erst der Anschlag auf den Club. Dann Serges mysteriöser Tod. Ich kenne Grant. Er ist nicht der Typ, der Killer losschickt. Aber trotzdem könnte ein Zusammenhang bestehen. Ludmilla, sagen Sie mir, was da los ist.«
    »Ach, so ist das«, antwortete ich. »Ein kleines Verhör bei einem Gläschen Wein.«
    Ich stand auf.
    »Das war also der Grund für Ihre Einladung. Sie wollen mich aushorchen. Ich gehe jetzt wohl besser.«
    »Sieh an, eine sehr empfindliche junge Dame. Darf ich Sie daran erinnern, dass Sie sich angeboten haben, mir bei meinen Ermittlungen zu helfen?«
    Ich zog wortlos meine Jacke an.
    Goldstein lächelte amüsiert.
    »Okay, ich wäre froh, wenn Sie mir etwas über den Ärger im Viertel erzählen könnten«, fuhr er fort. »Aber das war nicht der einzige Grund, mit Ihnen hierher zu gehen. Sie gefallen mir, Ludmilla.«
    Er sah mir in die Augen.
    »Auf Wiedersehen, Herr Kommissar«, sagte ich.
    Dann rannte ich zur Tür hinaus. Die Nacht umfing mich wie ein alter Freund.
    Ich lief zu Fuß nach Hause. Unruhig wie eine Raubkatze ging ich in meiner Wohnung hin und her. Goldstein hatte mich wütend gemacht. Und trotzdem hatte mir sein freches Kompliment gefallen. Was war nur mit mir los? Warum mu sste ich mich zu allem Unglück auch noch zu einem selbstzufriedenen Polizisten hingezogen fühlen? Moment, was hieß eigentlich selbstzufrieden? Goldstein wirkte souverän und unantastbar. Aber er war verletzbar. Mir fiel Mattis Geschichte von Michaels Frau Marian ein, die ihn verlassen hatte. Hatte er mich eingeladen, um sich eine nette Ablenkung zu suchen? Oder wollte er mich wirklich nur aushorchen? Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wie es mit Goldstein weitergehen sollte.
    Ich wollte jetzt nicht allein sein und beschlo ss, Grant noch einen Besuch abzustatten.
    Der Club erstrahlte in altem Glanz. Von den Spuren der Schüsse war nichts mehr zu sehen.
    Ich ging ums Gebäude herum und schloss die Hintertür auf. Der erste, den ich sah, war Carl. Er hatte eine Kiste Bier in der Hand und blickte mich mit unverhohlener Verachtung an.
    »Na, bequemt sich die kleine Lady auch mal wieder her?« fragte er mit vor Sarkasmus triefender Stimme. »Vielleicht möchtest du auch gleich wieder ein bi sschen Chefin spielen und dich persönlich um die besten Kunden kümmern. Natürlich nur, falls du gerade nichts Besseres vorhast.«
    »Was habe ich dir nur getan, da s du mich so hasst, Carl?« Er drehte sich um und ging.
    Ich fand Grant in seinem Büro. Er war begeistert, mich
    zu sehen, und erzählte mir, dass er ein paar neue Tänzerinnen eingestellt habe. Die Stimmung im Club war, so Grant, allerdings immer noch gedrückt. Mattis Tod war noch nicht vergessen und Linda noch lange nicht wieder auf den Beinen. Trotzdem: Das Leben musste weitergehen, und Grant war froh, dass das Publikum weiterhin zahlreich erschien.
    Es tat gut, bei ihm im Büro zu sitzen, über das Geschäft und die weitere Zukunft zu reden. Grant wollte mich nicht drängen, signalisierte jedoch, da ss er mich gern wieder häufiger im Club sähe. Einige Stammgäste hätten schon nach mir gefragt.
    »Carl wird es nicht freuen, mich wieder in seiner Nähe zu haben«, sagte ich.
    »Damit muss er sich abfinden«, brummte Grant. »Ich will, dass du eher eine noch größere Rolle als bisher spielst, und das werde ich ihm auch bald sagen. Du kommst gut bei den Gästen an,

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