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Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin

Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin

Titel: Nachtblau - Tagebuch einer Vampirin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kester Schlenz
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sein?«
    Ja, was sollte es sonst sein?
    Ich beendete das Gespräch mit Barker und rief Grant an. Er schickte mir sofort einen Handwerker vorbei, der die Tür reparierte und die Schlösser auswechselte.
    Als der Mann verschwunden war, saß ich eine Zeitlang in einem Sessel und versuchte, nicht mehr an den Einbruch zu denken. Aber es ging nicht. Wie ein gewöhnlicher Sterblicher war ich zutiefst in meiner Intimsphäre verletzt. Der einzige Unterschied zu einer rein menschlichen Reaktion war wohl der, da ss ich es nicht bedauert hätte, den Einbrecher auf frischer Tat zu ertappen. Ich hätte ihm gerne persönlich gezeigt, dass es ein Fehler war, ausgerechnet in diese Wohnung einzubrechen.
    Schließlich hielt ich es drinnen nicht mehr aus und verließ das Haus. Ich hatte keine Pläne, aber auf einmal fiel mir Polder ein. Warum nicht diesem selbsternannten Vampir und seinen Freunden ein wenig über die Schulter sehen? Das würde mich sicherlich ablenken.
    Mit einem Taxi fuhr ich zu Polders Privatadresse, wo ich in sicherer Entfernung vor dem Mietshaus wartete. Lange Zeit geschah nichts. Doch dann hielt auf einmal ein Wagen vor der Haustür. Polder stieg aus, rief den anderen noch etwas zu und suchte nach seinem Schlüssel. Ich setzte meine Kapuze auf und näherte mich ihm. Vielleicht war es die Wut über meinen Einbruch, vielleicht auch so etwas wie Ärger über die Anmaßung dieses kleinen verrückten Herrn Alucard – aber irgendwie juckte es mich in den Fingern, diesem arroganten Möchtegern-Vampir eine kleine Lektion zu erteilen.
    Gerade als er die Tür aufschließen wollte, stand ich plötzlich wie hingezaubert neben ihm. Er fuhr zusammen und hob abwehrend einen Arm. Dann stand ich schon auf der anderen Seite der Tür. Polder starrte ins Leere.
    »Alucard«, raunte ich. »Du sagst, du bist ein Vampir?«
    Sein Kopf ruckte herum.
    »Wer sind Sie?« flüsterte er.
    »Ich bin aus der Hölle gekommen, um dich zu warnen.« »Was wollen Sie von mir?«
    Seine Stimme klang jetzt schon wieder selbstsicherer. »Ich will dir ein bisschen angst machen.«
    Seine Hand fuhr in eine seiner Manteltaschen und kam mit einem Klappmesser wieder hervor.
    »Ich stech dich ab, du Sau«, schrie er und stieß die Klinge in meine Richtung. Ich machte einen blitzschnellen Ausfallschritt, und das Messer fuhr mit einem hässlichen Geräusch in den Putz der Außenmauer.
    Polder wurde von seinem eigenen Schwung umgerissen, stolperte und fiel zu Boden. Ich entri ss ihm das Messer und warf es weit weg. Polder starrte mich an. »Wer bist du?« fragte er wieder.
    »Das weißt du immer noch nicht?« sagte ich, hob ihn mit einer Hand hoch und drückte ihn gegen die Wand.
    »Ich bin dein Ende, Polder. Ich will dir zeigen, wie es ist, wenn man wirklich auf die andere Seite sieht. Die Seite, in der alle deine Alpträume Wirklichkeit werden.«
    Meine Hand schlo ss sich um seinen Hals.
    Dann ging im Treppenhaus Licht an, und ich hörte Leute die Treppe herunterkommen.
    Ich ließ den zitternden Polder fallen und rannte weg. Ich hatte sowieso nicht vorgehabt, ihn zu töten. Aber ein bisschen länger hätte ich gern noch meinen Spaß mit ihm gehabt. Denn manchmal tat es eben gut, einfach nur ein bisschen gemein zu sein.
    Und Polder würde sowieso niemand glauben, was immer er auch erzählte.

22 - LEIDENSCHAFT
    Am nächsten Abend saß ich nervös in meiner Wohnung und wartete. In ein paar Stunden sollte ich Michael Goldstein treffen. Ich fühlte mich wie ein verliebter Teenager vor dem ersten Rendezvous. Und ich hatte Angst. Ich war mir all der Veränderungen, die mein Körper und meine Psyche durc hgemacht hatten, sehr wohl bewusst. Aber ich wusste nicht, wie ein junger, weiblicher Vampir auf Sex reagieren würde. Und dass ich Sex mit Goldstein wollte, spürte ich mit jeder Faser meines Körpers.
    Um mich abzulenken, stellte ich den Fernseher an. »Helfen Sie Leben retten. Spenden auch Sie Blut«, sagte gerade ein seriös wirkender Mann in einem weißen Kittel. Vor ihm lag eine wunderschöne Blondine auf einer kleinen Liege. Sie hatte eine Kanüle im Arm und sah aus, als ob Blutspenden so ziemlich das Schärfste sei, das es auf der Welt gibt.
    »Sorry, Leute, bin selber auf Spender angewiesen«, murmelte ich lächelnd und zappte weiter. Die bevorstehende Verabredung mit Goldstein verwirrte mich offenbar nicht nur, sondern hatte auch meinen lang verschollenen Humor wieder erweckt.
    Auf dem nächsten Kanal gab es einen Horrorfilm. Es war der berühmte italienische

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