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Nachtblauer Tod

Nachtblauer Tod

Titel: Nachtblauer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Wand keineswegs ein Spiegel war, sondern ein Fenster, durch das ein paar Leute beim Verhör zusahen. Vielleicht war sogar ein Psychologe mit dabei, der jede seiner Bewegungen auswertete. Deshalb saß er ganz still und tat nichts. Das hatte er beim Krimigucken gelernt.
    Büscher wartete nur darauf, dass Schwarz die Maske des Biedermannes fallen ließ, um sich wutentbrannt auf Löckchen zu stürzen. Büscher wäre in wenigen Sekunden bei ihr und würde ihm liebend gern einen Leberhaken und einen Satz heißer Ohren verpassen.
    Er sah Schwarz durch die Glasscheibe an wie das Unkraut in seinem Vorgarten, das er schon viel zu lange nicht mehr gejätet hatte.
    Das Aufnahmegerät auf dem Tisch lief. Der rote Punkt leuchtete.
    »Wir haben Ihre Vermögensverhältnisse überprüft, Herr Schwarz. Ist es richtig, dass Sie und Ihre Frau einen Ehevertrag hatten?«
    Es war eine rein rhetorische Frage. Schiller klärte gern erst die unstrittigen Sachen, das schuf ein Fundament, um auch die anderen Probleme zu diskutieren.
    Schwarz zuckte unbeeindruckt mit den Schultern. »Wer hat das heutzutage nicht? Ehen können schiefgehen. Wenn man nicht alles den Rechtsanwälten in den Rachen werfen will, ist es besser, man einigt sich vorher, was bei einer Scheidung geschehen soll.«
    »Sie waren also einverstanden mit dem Ehevertrag?«
    »Hätte ich ihn sonst unterschrieben?«
    »Er ist für Sie nicht gerade günstig, Herr Schwarz. Die Eigentumswohnung gehörte Ihrer Frau. Bei einer Trennung wären Sie praktisch leer ausgegangen.«
    »Ja. Die Eigentumswohnung ist von ihren Eltern. Sie haben sie ihr schon zu Lebzeiten überschrieben.«
    Der kalte Hund tut, als würde er mit ihr über die Bundesligaergebnisse sprechen, dachte Büscher. Am liebsten wäre er durch die Scheibe gesprungen und hätte das Verhör selbst übernommen. Er war nicht gut im Zuschauen.
    Kommissarin Schiller erhob ihre Stimme. »Ist es richtig, dass Ihr Schwiegervater damals auf diesem Ehevertrag bestanden hat?«
    Schwarz tastete mit der Zunge seine Zahnreihen ab, als sei er auf der Suche nach Essensresten. So etwas machten Täter nach Büschers Erfahrung, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlten und Zeit gewinnen wollten.
    »Löckchen, Löckchen«, flüsterte Büscher, »du machst das im Grunde gar nicht so schlecht. Jetzt fest nachhaken, nicht lockerlassen. Der Felsen bröckelt schon, schieb eine Sprengladung rein!«
    Kommissarin Schiller konnte ihn zwar nicht hören, weil sie es ablehnte, Verhöre zu führen und dabei über einen Knopf im Ohr Regieanweisungen entgegenzunehmen, aber schon aus der Art wie sie Schwarz ansah, folgerte Büscher, dass sie ihn jetzt härter rannehmen würde.
    »Wen interessiert das noch? Beide sind tot.«
    Sie ließ seine Aussage kurz so stehen, dann beugte sie sich vor, stützte sich mit beiden Händen auf den Tisch und sagte laut und deutlich: »Genau das macht Sie verdächtig, Herr Schwarz.«
    Bingo, das saß.
    Schwarz stöhnte jetzt, setzte sich anders hin, lehnte sich an, schob den Bauch vor, streckte die Beine aus. Es kam Bewegung ins Spiel. Endlich.
    »Ich habe meine Frau doch nicht wegen einer Eigentumswohnung umgebracht. Der Ehevertrag war meine Idee. Sie stand sich finanziell dadurch bedeutend besser als ich. Ihrem Vater war ich nicht gut genug. Er hatte sich für seine Tochter etwas Besseres gewünscht. Keinen Dachdecker.«
    »Sie haben also diesen Ehevertrag selbst angeregt?«
    »Ja. Sag ich doch. Das war für mich eine Sache der Ehre, um dem Alten den Wind aus den Segeln zu nehmen.«
    Jetzt richtete Kommissarin Schiller sich auf und schoss ihren Pfeil ab. »Das hat mir der Notar aber ganz anders erzählt! Er erinnert sich an einen hässlichen Streit zwischen Ihnen und Ihrem Schwiegervater. Er war kurz davor, die Polizei zu rufen.«
    Jetzt hielt Schwarz es auf dem Stuhl nicht mehr aus. Er sprang auf.
    Kommissarin Schiller wich keinen Zentimeter zurück. Das gefiel Büscher. Sie verstand mit dem Typen umzugehen.
    Schwarz beugte sich von Schiller weg, drehte ihr den Rücken zu, reckte sich und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. Er stand jetzt direkt vor dem Spiegel, keine zwanzig Zentimeter von Kommissar Büscher entfernt.
    Unwillkürlich machte Büscher einen Schritt nach hinten. Er konnte das Herz unter Holger Schwarz’ Hemd klopfen sehen.
    Er weiß genau, dass ich hier bin, dachte Büscher. Er kocht vor Wut. Gleich ist er so weit. Gleich verliert er die Kontrolle. Beim nächsten Verhör wird er dann von vornherein

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