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Nachtblauer Tod

Nachtblauer Tod

Titel: Nachtblauer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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sollte.
    Es stand kein Polizeiauto in der Nähe, aber in der Wohnung von Familie Schwarz arbeiteten Kriminaltechniker in weißen Schutzanzügen. Leon folgerte, dass sie in privaten Pkws gekommen waren. Es waren mindestens zwei, sie redeten miteinander.
    Die Tür stand offen. Links im Flur stapelten sich silberne Kisten aus Metall, mit Bügelschlössern an jeder Seite.
    Die nehmen immer noch Proben fürs Labor, dachte Leon.
    Einerseits war das gut. Es verriet ihm, dass an dem Fall intensiv gearbeitet wurde. Also musste es Zweifel an der Schuld seines Vaters geben. Andererseits fragte er sich, wie er jetzt an Geld und frische Anziehsachen kommen sollte.
    Er beobachtete einen der Männer, der die Kommode im Eingang untersuchte und sie mit einem feinen Pinsel bearbeitete. Er kniete dabei auf dem Boden. Neben dem Telefon lag ein Zettel mit verschiedenen Telefonnummern.
    Der Mann schwitzte in seinem Schutzanzug. Er trug sogar eine Kapuze, um den Tatort nicht mit eigenen Haaren zu verschmutzen.
    Jetzt wischte er sich über die Stirn. Dann nahm er den Zettel und ließ ihn in eine Plastiktüte gleiten.
    Na, dachte Leon, wenn da jetzt fremde DNS-Spuren dran sind, dann wissen wir ja wenigstens, von wem die sind.
    Molli, die getigerte Katze, rieb sich an den silbernen Kisten das juckende Fell. Üblicherweise schubberte sie sich so an einer bestimmten Stelle des Buchregals im Wohnzimmer. Dort war das helle Buchenholz ganz grau vom Fett ihrer Haare geworden. Leon erkannte sofort, dass Molli sich genauso fremd fühlte wie er und sich nicht in die Wohnung traute. Er nahm sie auf den Arm und streichelte sie.
    Der Kriminaltechniker erhob sich stöhnend und massierte sein rechtes Knie. Er schimpfte: »Ich bin zu alt für so eine Scheiße, Manni.« Er griff sich in den Rücken.
    Leon versteckte sich mit Molli neben der Tür im Schatten und hielt die Luft an, als Molli maunzte.
    Eine nörgelnde Stimme aus dem Inneren der Wohnung krächzte: »Und wo bleibt jetzt die versprochene Verstärkung? Früher hätte das hier eine Tatortgruppe von acht oder zehn Kollegen unter die Lupe genommen. Jetzt sind es nur noch wir beide.«
    Leon vermutete, dass da Manni sprach.
    »Jaja«, antwortete der mit dem steifen Knie, der angeblich zu alt war.
    Leon achtete genau auf die Stimmen, um festzustellen, wie viele Leute sich in der Wohnung befanden.
    »In zwei Tagen wäre der Drops hier gelutscht gewesen. Wir beiden brauchen dazu eine Woche.«
    Der andere hustete wie jemand, der viel zu lange viel zu viel geraucht hat. »Das ist doch sowieso alles sinnlos. Der Täter war tatortberechtigt. Ist doch klar, dass hier überall seine Spuren sind. Der hat doch hier gewohnt.«
    »Trotzdem, Uwe. Wir müssen akribisch vorgehen. Das wird ein reiner Indizienprozess, und der gesteht garantiert nicht. Oder würdest du zugeben, deine Frau getötet zu haben? Wie steht der denn da vor seinem Sohn?«
    »Ich … ich … also, ich würde meine Frau gar nicht umbringen.«
    »Ja, klar. Das meine ich doch nicht. Ich meine, wenn. Was wäre, wenn?«
    »Ja, wenn du mich so fragst … ich würde es leugnen.«
    »Siehste. Sonst verlierst du nämlich alles. Deine Freunde, die Liebe deines Kindes. Nicht mal deine Mutter hält noch zu dir, wenn du so etwas gemacht hast. Deine Schwiegermutter sowieso nicht.«
    »Klaro.«
    »Lass uns Pause machen. Ich geb einen Kaffee aus.«
    »Ein Fischbrötchen wäre mir lieber. Mir ist schon ganz schlecht vor Hunger. Weißt du, meine Frau bringt sich nämlich im Grunde gerade selbst um. Mit irgend so einer Diät aus dem Internet. Wir essen nur noch bunten Brei. So einen Schleim. Schmeckt nach nix, riecht nach Gülle und sieht aus wie schon einmal verdaut und mit Ölfarbe verdünnt.«
    »Isst du den Müll auch?«
    »Du hast ja keine Ahnung, was bei uns los ist. Die macht eine Religion daraus.«
    »Klar, und ihr Guru wird reich dabei. Also komm. Ich lad dich ein. Nirgendwo gibt’s bessere Fischbrötchen als bei Höpker auf der Bismarckstraße. Und der Kartoffelsalat erst …«
    Leon drückte sich fest in die Ecke. Schritte kamen aus dem Inneren der Wohnung näher. Die Wohnungstür fiel zu. Die beiden Männer liefen an ihm vorbei, ohne ihn zu bemerken.
    Leon setzte Molli sanft auf den Boden zurück. Er schob den Schlüssel fast geräuschlos ins Schloss.
    Da hörte er, wie einer der beiden Kriminaltechniker noch einmal zurückkam.
    Leon huschte in die Wohnung und verschwand blitzschnell in seinem Zimmer. Er wollte sich unter dem Bett verstecken, aber

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