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Nachtblauer Tod

Nachtblauer Tod

Titel: Nachtblauer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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»Vielleicht ist ja, als wir Mittag essen waren …«
    Büscher hob abwehrend die Hände. »Vielleicht«, unterbrach er Manni, »ist kein Wort, das ich gerne höre. Ihr seid doch studierte Jungs. Aufgrund eurer Gutachten werden später Leute verknackt oder freigesprochen. Da ist vielleicht einfach nicht das richtige Wort. Es klingt für mich so … unwissenschaftlich.«
    Uwe Prinz wollte etwas dazu sagen, aber Büscher ließ ihn nicht zu Wort kommen. Er fuhr mit triumphierendem Blick auf Kommissarin Schiller fort: »Ihr habt gesagt, das Siegel wurde von innen aufgebrochen. Also hat der Täter es zerstört, als er die Wohnung verließ und nicht etwa, als er hereinkam, stimmt das?«
    Prinz schwitzte wie bei seiner Abiturprüfung. Büschers Stimme erinnerte ihn an die seines ehemaligen Direktors: »Sie heißen zwar Prinz, aber Sie werden Ihrem Namen keine Ehre machen. Aus Ihnen wird nie etwas!«
    »Es gibt eindeutige Hinweise durch die Perforierung …«
    »Ja, ja, ja. Wie auch immer«, griff Büscher ein. »Jedenfalls kam er von innen. Er muss also in der Wohnung gewesen sein, als ihr zwei sie verlassen habt. Er kann dort alles verändert haben. Damit wird der Tatort praktisch indizienuntauglich. Das nimmt uns jeder schmierige Bremer Rechtsverdreher mit Genuss auseinander.«
    Die schlimmsten Anwälte kamen nach Büschers Meinung aus Bremen. Sie machten vor Gericht aus Schwarz Weiß, aus Schuldig Unschuldig und aus Opfern Täter.
    Manni trat von einem Fuß auf den anderen. »Ganz so würde ich das nicht sehen. Immerhin haben wir gestern und heute eine Menge Material sichergestellt. Das reicht aus, um …«
    »Wie …«, wollte Büscher wissen, »ist der Verdächtige überhaupt in die Wohnung gekommen?«
    Uwe Prinz antwortete schulterzuckend: »Es gibt keine Einbruchsspuren. Weder von der Mordnacht noch danach. Er muss also einen Schlüssel gehabt haben.«
    Manni Schütz schluckte: »Die Tür stand die meiste Zeit offen, wegen des Gestanks und …«
    Büscher wiederholte ungläubig: »Die Tür stand die ganze Zeit offen?«
    »Ja, aber ich hätte es doch gemerkt, wenn jemand reingekommen wäre …«
    »Hätte … wäre … wenn …«, spottete Büscher. »Alles rein wissenschaftliche Ausdrucksweisen!«
    »Mensch, mach es uns doch nicht so schwer! Ich war die meiste Zeit im Flur. Er hätte an mir vorbei gemusst.«
    »Na, dann hat er sich wohl unsichtbar gemacht und uns alle verarscht.«
    »Vielleicht … Ich hab mal eine Pinkelpause gemacht …«
    Prinz machte die Peinlichkeit noch größer: »Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass jemand in den paar Sekunden, in denen wir schon unten waren, bevor die Tür versiegelt wurde …«
    Manni sah seinen Kollegen strafend an.
    »Ihr seid gegangen, ohne die Tür zu versiegeln?«, hakte Büscher angriffslustig nach.
    »Nein, sind wir nicht. Es waren nur ein paar Sekunden, und die Tür war ja auch verschlossen.«
    »Wenn der Täter natürlich einen Schlüssel gehabt hat … Aber er hätte dann praktisch neben der Tür stehen müssen, um in der kurzen Zeit …«
    Das Telefon klingelte. Kommissarin Schiller hob ab. Sie wollte damit eigentlich nur erreichen, dass es aufhörte zu klingeln, aber dann erhielt sie von Frau Dr. Stindl eine Nachricht, die sie laut und deutlich in den Raum warf: »Leon Schwarz ist … aus dem Krankenhaus abgehauen.«
    Büscher ballte die rechte Faust und biss hinein.
    Birte Schiller fragte ins Telefon: »Nackt?«
    Sie erfuhr, dass Leon Schwarz die Kleidung des Patienten Hassan Özdemir gestohlen hatte. Sie notierte alles mit Filzstift auf einen Aktendeckel. Schwarze Motorradjacke. Jeans. Turnschuhe.
    »Welche Marke?«
    »Ja, ähm, also, das weiß ich nicht. Ist das denn so wichtig?«
    »Und ob.«
    Büscher lächelte grimmig. Er wirkte auf Manni wie ein Hai, der seine Beute umkreiste.
    »Nun wissen wir also, wer den Tatort versaut hat.«
    »Haben wir etwa jetzt auch noch einen Verdächtigen laufen lassen?«, fragte Prinz.
    »Ja, ihr Pfeifen!«, giftete Büscher. Es tat ihm gut, diese akademischen Schlaumeier mal auf ein erträgliches Maß zurechtzustutzen.

14
    Am Fischereihafen, zwischen den Touristen, die hier vor den Restaurants saßen und Milchkaffee tranken, fiel Leon nicht auf.
    Er ging ins TIF. Das Theater im Fischereihafen war für ihn ein Ort, an dem er sich sicher fühlte. Hier hatte er einst mit seinen Eltern Kinderliedermachern gelauscht, Theaterstücke gesehen und sich einfach wohlgefühlt.
    Im Café lief er gleich zur Toilette

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