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Nachtblauer Tod

Nachtblauer Tod

Titel: Nachtblauer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Parks auf seinen Sohn wartete, dann war der ja offensichtlich noch nicht zu Hause.
    Leon schlich zum Vordereingang und klingelte. Frau Parks sah erst durch den Spion, dann öffnete sie vorsichtig einen Spalt. Die Tür war noch mit einer Kette gesichert.
    »Ja?«
    »Guten Abend. Ich heiße …« Leon entschied sich, einer plötzlichen Eingebung folgend, seinen richtigen Namen zu nennen. »Leon Schwarz. Ich möchte gerne Jörg Parks sprechen.«
    »Es ist schon spät.«
    »Ich weiß.«
    »Mein Sohn ist nicht zu Hause. Er müsste aber bald kommen. Er wollte eigentlich längst zurück sein.«
    Die Frau schien seinen Namen zu kennen, oder etwas anderes stimmte sie milde, jedenfalls entriegelte sie die Kette und öffnete die Tür ein Stückchen weiter. Offensichtlich wusste sie nicht, ob sie Leon duzen oder siezen sollte. Er kannte dieses unsichere Verhalten schon. Noch vor einem Jahr war das anders gewesen, und jeder hatte ihn geduzt. Diese Zeit ging dem Ende entgegen.
    »Wir kennen uns aus dem Bodyfit-Center. Wir sind Sportfreunde«, log Leon.
    Frau Parks lächelte. »Wenn Sie wollen«, sagte sie zögerlich, »können Sie drinnen auf ihn warten.«
    Leon konnte es kaum glauben. Sie führte ihn tatsächlich durch die Wohnung in Jörg Parks Zimmer.
    Hermann rief von draußen: »Wer ist da, Hilde?«
    »Niemand«, antwortete sie laut, als ginge das Ganze ihn einfach nichts an. Sie gab Leon mit einem Blick zu verstehen, dass ihr Mann zwar alles essen, aber nicht alles wissen dürfe.
    »Sie müssen entschuldigen, dass es hier so aussieht. Gucken Sie sich am besten gar nicht um. Meine Putzfrau hat sich das Bein gebrochen und …« Sie winkte ab. Der Rest war sowieso klar.
    Natürlich sah Leon sich sehr wohl um. Schließlich war er deshalb gekommen. Er hatte selten eine so klinisch saubere und penibel aufgeräumte Wohnung gesehen.
    Jörg Parks Zimmer verstörte Leon für einen Moment. Das hier war bis vor kurzem ein Jugendzimmer gewesen. Die Möbel in grün-weiß gestrichen. Die Tapete ebenfalls, es war eine Raufasertapete, nur notdürftig mit weiß überpinselt, aber die Vereinsfarben von Werder Bremen schimmerten durch. So sahen die Zimmer von Fußballfans aus, die jünger waren als Leon.
    Leon musste sich selbst eingestehen, dass er schockiert war. Seine Mutter war auf einen Mann reingefallen, der in seinem ehemaligen Kinderzimmer wohnte? Hatte sie das gewusst? Stimmte das alles überhaupt? Klar, Leon wusste von Kai Olschewski, dass Jörg Parks deutlich jünger war als seine Mutter. Aber plötzlich wurde das alles so konkret …
    Leon setzte sich auf das Bett. Er überlegte, ob es wirklich sinnvoll war, auf Parks zu warten. Plötzlich wusste er nicht einmal mehr, was er ihn eigentlich fragen wollte. Leons Gehirn war mit einem Schlag wie leergefegt.
    Er sah sich das Bücherregal an. Bildbände über Fitness, Bodybuilding, Golf und Tennis. Außerdem Reiseprospekte über Tunesien, Südafrika und die Kanaren.
    Komisch, dachte Leon, mit so einem kam meine Mutter klar? Worüber haben sie geredet?
    Seine Mutter liebte Krimis. Schwedische. Isländische. Ostfriesische. Sie war sehr auf Skandinavien und Norddeutschland orientiert, Kriminalliteratur und gutes Essen, Gewürze und Nutzpflanzen. Las der angebliche Student gar keine Bücher? Und wieso Golf? Leon brachte Golf mit Geld in Verbindung. Vielleicht war das ja ein blödes Vorurteil. Aber dieses Zimmer hier sah nicht gerade aus, als ob es einem Mann gehören würde, der es im Leben zu etwas gebracht hatte, Golf und Tennis spielte und im Urlaub nach Südafrika und auf die Kanaren reiste.
    Etwas stimmte mit diesem Jörg Parks nicht. War er eine Art Heiratsschwindler? Machte er sich an ältere Frauen heran und nahm sie dann aus?
    Zunehmend begann Leon, seine Mutter als Opfer zu sehen. In jeder Hinsicht. Erst hatte Jörg Parks sie verführt, dann abgekocht und schließlich umgebracht.
    Die Bücher wurden von einer silbernen Keksdose aus Metall abgestützt. Die Dose stand offen. Darin lagen Briefe.
    Leon griff ohne zu zögern zu. Er kannte das hellblaue Briefpapier. Es gehörte seiner Mutter.
    Ja, seine Mutter hatte noch richtige Briefe geschrieben, keine E-Mails oder Postkarten an Freunde und Verwandte aus dem Urlaub. Er hielt sie in der Hand wie einen wertvollen Schatz, auf dem ein tödlicher Fluch lag. Briefe von seiner Mutter an Jörg Parks. Liebesbriefe vermutlich.
    Er wollte sie sofort lesen. Er erhoffte sich Erkenntnisse, vielleicht sogar Beweise. Kurz, ganz kurz, flammte das

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