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Nachtblauer Tod

Nachtblauer Tod

Titel: Nachtblauer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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den Computer. »Nein, das glaube ich nicht. Er wird denken, dass er die Anlage nur nicht öffnen kann. Millionen Menschen haben solche Probleme mit ihren PCs. Sie denken, es liegt an ihnen. Und selbst wenn er Verdacht schöpft – es wird ihm nichts nutzen. Sobald er versucht, das Foto anzuschauen, läuft unser Programm automatisch und kopiert seine Festplatte für uns.«
    Fast zwei Stunden hockten sie nebeneinander und starrten auf den Bildschirm, doch nichts geschah.
    Ben kam vom Sportnachmittag zurück und duschte.
    Maik wollte sich unbedingt noch ein, zwei Stunden hinlegen. Immerhin wartete eine neue Nachtschicht beim Security-Homeservice auf ihn. Leon versprach, den Computer im Blick zu haben und Maik zu wecken, falls sich etwas tun sollte.
    Johanna kam mit einem Matheproblem. Sie bat Leon in ihr Zimmer. Er beeilte sich, ihr zu helfen. Er war sich nicht sicher, ob sie es wirklich nicht konnte oder einfach nur Kontakt zu ihm suchte. Jedenfalls erklärte er sehr ernsthaft die Vorgehensweise. Sie sah aber nicht auf das Heft, sondern in sein Gesicht. Dann küsste sie ihn. Es war ein flüchtiger, hingehauchter Kuss, doch Leon wurde heiß und kalt.
    Immer wieder suchte er Gründe, das Zimmer kurz zu verlassen und in Maiks Hobbyraum zu gehen, um den Computer zu kontrollieren. Es tat sich nichts auf dem Bildschirm. Noch hatte Jörg Parks die E-Mail-Anlage nicht geöffnet.
    Am liebsten hätte er Johanna die Wahrheit gesagt, aber er fühlte sich an sein Versprechen gebunden, das er Maik gegeben hatte. »Zu niemandem ein Wort!«
    Er täuschte eine erkältete Blase vor. Angeblich musste er dauernd zur Toilette, doch Johanna ahnte schon, dass es nur eine Ausrede war, denn sie hörte keine Toilettenspülung, wenn er mal kurz verschwand.
    Beim vierten Mal ging sie hinter ihm her. Sie öffnete hinter ihm die Tür zum Hobbyraum und grinste: »Ich hoffe, du pinkelst nicht auf Maiks Laptop.«
    Leon zuckte zusammen und suchte nach einer Ausrede.
    Johanna kam näher. »Lass dich bloß nicht von Maik erwischen. Der rastet aus, wenn jemand an seinen Laptop geht. Ich sag es dir: der wird schon nervös, wenn einer das Teil auch nur anguckt. Als meiner kaputt war, wollte ich an seinem nur mal kurz meine E-Mails checken. So sauer habe ich ihn noch nie gesehen. Sonst ist er echt Mister Locker in Person, aber bei seinem heiligen Laptop versteht er keinen Spaß.«
    Während sie redete und näher kam, versuchte Leon schnell, eine andere Bildoberfläche anzuklicken. Sie sollte nicht sehen, dass er und Maik vorhatten, einen Trojaner zu verschicken. Er klickte auf »Fotos«, und weil er da nach einem Codewort gefragt wurde, das er nicht kannte, auf »gelöschte Objekte«.
    Gleich war der Bildschirm weiß. Aber es war ein fotografiertes Weiß. Es hatte Falten und Schatten.
    Johanna legte eine Hand auf Leons Schulter. »Was ist das?«, fragte sie.
    Er hatte keine Ahnung. »Misslungene Fotos, nehme ich an.«
    »Komm, wir widmen uns deinen Matheaufgaben.«
    Aber Johanna klickte neugierig weiter.
    Und war plötzlich wie elektrisiert. Und auch Leon fühlte sich von dem Bild getroffen wie von einem Giftpfeil. Er sah es, aber Johanna sprach es aus: »Das ist doch Jessy!«
    Sie war es zweifellos, und sie war nackt. Auf dem verwackelten Bild sah man sie von hinten. Vor ihr ein weißes Leinentuch. Sie bückte sich.
    Johanna klickte weiter. Aus dem nächsten Bild sprang Jessy praktisch nach links heraus. Es war nur ein Bein zu sehen und ein Stück von ihrem Rücken.
    Leon wusste, wie die Bilder entstanden sein mussten. Ben hatte auf der anderen Seite vom Laken gestanden. Jessy dahinter. Diese Fotos hier hatte eine Kamera geschossen, die hinter Jessy platziert gewesen war und zwar in dem dunklen Fleck an der Wand.
    Leon wurde schwindelig. Aber diesmal knackte kein Eis unter ihm. Er brach nicht ein.
    Johanna trommelte mit den Fäusten auf Leon herum. Er schützte sich mühsam, indem er die Arme hob. »Hör auf! Lass mich, Johanna!«
    Aber sie prügelte nur noch heftiger auf ihn ein und schoss eine Schimpfkanonade auf ihn ab. »Du speicherst deine bescheuerten Handyfotos auf Maiks Computer ab? Bist du total ballaballa? Wenn alle Kerle so sind, werd ich ne Lesbe!«
    Er versuchte, ihre Fäuste zu stoppen, indem er nach ihren Handgelenken griff und sie festhielt.
    »Die Bilder sind nicht von mir! Ich habe Jessy noch nie in meinem Leben fotografiert. Hier …«
    Er ließ ihren rechten Arm los, um ihr sein Handy zu zeigen, aber das war keine gute Idee, denn sie

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