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Nachtblauer Tod

Nachtblauer Tod

Titel: Nachtblauer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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dann kam Ulla Fischer wieder mit ihren Bedingungen und Regeln. Johanna begann, absichtlich zu schmatzen und laute Geräusche zu machen. Leon ahnte, was sie vorhatte. Sie wollte die angestaute Wut ihrer Mutter auf sich ziehen, um ihn zu entlasten.
    Er war gerührt.
    Frau Fischer bestand darauf, dass Leon wieder regelmäßig zur Schule gehen müsste, statt Detektiv zu spielen. Er sollte sich an die Zeiten halten, wie alle. Das Haus werde nur durch die Tür verlassen und nach dem Abendessen nur nach Absprache. Sie wolle immer wissen, wo er sich aufhalte und …
    Johanna stupste Leon an. »Willkommen auf Alcatraz.«
    Maik nahm das sofort auf. »Wenn hier Alcatraz ist, ist er dann Clint Eastwood in ›Flucht von Alcatraz‹ oder Nicolas Cage in ›The Rock‹?«
    Ben klatschte die Hände zusammen, als würde er eine Klappe beim Filmdreh improvisieren. »Nein! Sean Connery: Ich saß länger im Gefängnis als Nelson Mandela. Braucht ihr einen Präsidenten?«
    Ulla Fischer ließ die flache Hand auf den Frühstückstisch knallen, dass das Geschirr nur so schepperte. »Das ist kein Film und auch kein Witz!«
    Maiks Augen verengten sich kurz zu Schlitzen. Ernst sagte er mit tiefer Stimme: »Genau, und deshalb werden Leon und ich jetzt einen Spaziergang machen und ein Gespräch unter Männern führen.«
    Maik tupfte sich mit der Serviette Eigelb von der Lippe. Johanna wollte das ins Lächerliche ziehen: »Ein Gespräch unter Männern? Wer war das? John Wayne in einem seiner bescheuerten Alt-Herren-Western?«
    »Nein«, sagte Maik stolz, »das war Maik Homburger zu Leon Schwarz in Bremerhaven.«
    Maik zog Leon mit sich und legte kameradschaftlich einen Arm um seine Schultern.
    »Das heißt also«, stellte Ben in Richtung seiner Mutter fest, »Leon kann heute auch nicht pünktlich zur Schule.«
    Maik drehte sich um. »Er kommt. Nur eben ein bisschen später.«
    Draußen vor der Tür wurde Maik sehr neugierig und wollte alles ganz genau wissen. Warum Leon Jörg Parks verdächtigte, und was alles gegen ihn sprach.
    Bereitwillig gab Leon Auskunft. Er fühlte sich von Maik gesehen. Wirklich gesehen und wertgeschätzt.
    Aber dann zog Leon die kleine Kamera heraus und sagte es Maik auf den Kopf zu: »Beobachtest du mich, weil du mich für den Mörder hältst?«
    Maik lachte.
    »Das ist nicht witzig!«, fauchte Leon. »Traust du mir nicht?«
    »Aber Leon, das Ding ist gar nicht an. Ich habe nur vergessen, es aus der Wand zu nehmen.«
    »Ach ja? Und wie ist es da hingekommen?«
    Maik zog Leon näher. »Nicht so laut. Ich arbeite da an einem ganz neuen Überwachungs- und Sicherheitssystem. All diese großen, sichtbaren Kameras nutzen nichts. Täter sehen sie, bauen sie ab, zerstören sie. Aber eine Sicherheitstechnik, die unsichtbar ist, kann nicht umgangen werden. Nicht zerstört und nicht ausgetrickst.« Er klopfte sich gegen die Stirn. »Das wird revolutionär. Das Problem sind die Lichtverhältnisse.« Er zeigte auf die Kamera. »Dieses kleine Wunderwerk der Technik hier sendet sogar. Und es könnte in der Tat helfen, den Mörder deiner Mutter zu überführen.«
    »Häh? Wie? Was?«
    »Leon! Die Briefe zu stehlen, war im Prinzip eine gute Idee. Aber wir brauchen mehr.«
    »Wie – mehr?«
    »Wir sollten die Bude von dem Typen verwanzen. Hiermit. Wir hören seine Telefongespräche ab, knacken seinen Computer, lesen seine E-Mails und in zwei, drei Tagen wissen wir mehr über ihn als er selber. Dann stellen wir ihm eine Falle und bumm!« Maik schnippte mit den Fingern.
    »Du meinst, wir sollen …«
    »Was denn sonst? Willst du deinen Vater im Knast versauern lassen? Er würde genauso handeln.«
    »Aber wie soll das gehen?«
    Maik lächelte. Er blickte sich nach rechts und links um, dann sagte er laut und deutlich, es klang wie ein Filmzitat oder ein Scherz: »Du bist schon einmal reingekommen. Du schaffst es auch ein zweites Mal.« Dann lachte er aufmunternd: »Mach’s noch einmal, Sam!«
    Leon tippte mit dem Zeigefinger auf Maiks Brust. »Woody Allen!«
    Das gefiel Maik. »Wir verstehen uns, mein Freund. Ich liefere die Technik und du baust sie ein.«
    In »Mach’s noch einmal, Sam« spielte Woody Allen einen Mann, der sich hinter übertriebener Männlichkeit versteckte, wenn Frauen ihn nervös machten. In schwierigen Situationen kam die Filmfigur Humphrey Bogart und stand ihm mit Ratschlägen zur Seite, deshalb sagte Leon anerkennend: »Danke, Humphrey.«
    Maik tippte sich Bogartlike an den berühmten Hut. Er hatte zwar keinen

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