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Nachtblauer Tod

Nachtblauer Tod

Titel: Nachtblauer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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glaubt es nicht! Männer sind echt sooo doof!«

38
    In dieser Nacht las Leon den Brief seiner Mutter an Jörg Parks noch zigmal. Er flüsterte die Worte wie um sie besser zu verstehen. Seine Stimme hörte sich dabei für ihn immer mehr an wie die seiner Mutter.
    Er hatte Magenkrämpfe und konnte nicht einschlafen. Die Sehnsucht, seine Mutter zu berühren, mit ihr zu sprechen, sie zu riechen oder einfach in ihrer Nähe zu sein, während sie einen ihrer geliebten Krimis las, wurde immer größer.
    Die Sehnsucht wurde unerträglich, und mit ihr wuchs der Hass auf ihren gottverdammten Mörder.
    Er war gerade, zusammengerollt wie ein Embryo, eingenickt, als der Bildschirm am Laptop hell wurde und ein Geräusch ertönte, wie von einer Münze, die in einen Geldautomaten fällt. Sofort hechtete Leon aus dem Bett. Es war eine Antwort von Jörg Parks gekommen.
    Im Anhang war kein Foto. Ich frage mich, wie so eine tolle Frau einen so verstörten Sohn haben kann. Lass mich einfach in Ruhe. Wenn ich die Briefe zurückbekomme, ziehe ich meine Anzeige gegen dich vielleicht zurück. Vielleicht …
    Leon faltete die Hände und blickte zur Decke. »Danke, lieber Gott, danke!«
    Gleichzeitig wurde ihm klar, dass er ohne Maik nicht weiter kam, und der war inzwischen zur Nachtschicht.
    Leon überlegte, ob er Maik auf der Arbeit anrufen sollte, aber alles, was es zu tun gab, hatte Zeit bis morgen. Sie konnten jetzt laut Maik auf alle Daten zugreifen, die Jörg Parks auf seinem Computer gespeichert hatte. Leon war sich sicher, keinen E-Mail-Verkehr zwischen seiner Mutter und Jörg Parks zu finden. Sie war eine Briefeschreiberin, mit Kolbenfüller und Büttenpapier.
    Aber falls der »Sportstudent« noch andere Frauen abgezockt hatte, dann waren auf seinem Computer garantiert verräterische Spuren.
    »Ich krieg dich, Parks!«, grollte Leon. »Ich krieg dich!«
    Dabei krampften sich die Finger seiner rechten Hand zu einer Faust zusammen, bis die Knöchel weiß wurden.

39
    Kommissar Büscher sah das Foto seiner Anti-Rauchtrainerin, Frau Leineweber, in der Nordsee-Zeitung und bekam sofort Lust auf eine Zigarette. Manch einer, dachte Büscher grimmig, fängt bestimmt nur wieder an zu rauchen, um sie zu ärgern.
    Sie gab der Zeitung ein Interview und empörte sich darüber, dass sie als potentielles Opfer einer Straftat nicht ernst genommen wurde. Sie behauptete, von einem Voyeur verfolgt zu werden.
    »Das muss ein Fassadenkletterer mit einem sehr schlechten Geschmack sein!«, giftete Büscher in die Nordsee-Zeitung, so als könne das Foto von Frau Leineweber ihn hören.
    Was ihn am meisten nervte, waren nicht einmal ihre Angriffe auf die Polizei, von der sie sich nicht ernst genommen fühlte. Nein, schlimmer war für ihn, wie geschickt sie ihre Geschichte damit verknüpfte, Werbung für ihre Nichtraucherkurse zu machen. Sie war sehr gewieft, wie er fand. Sie sagte Sätze wie: »Als Trainerin im Nichtraucherkurs verlasse ich das Gebäude meist erst gegen zweiundzwanzig Uhr. Er muss da schon ein paar Mal auf mich gewartet haben und mir gefolgt sein. Also, der Kurs ist immer mittwochs von zwanzig bis zweiundzwanzig Uhr in der VHS.«
    Damit bestärkte sie nur Büschers Ansicht, die Gute sei auf der Suche nach Aufmerksamkeit, nichts weiter.
    Er schob die Zeitung seiner Kollegin Schiller herüber. Die löffelte gerade ein Müsli aus frischem Getreide, Nüssen und Orangensaft. Sie schloss beim Kauen die Augen, aber Büscher vermutete, dass der Geschmack dadurch auch nicht aufregender wurde.
    »Als ob wir nichts Besseres zu tun hätten, als solchen Hirngespinsten zu folgen«, maulte Büscher und verpasste der Zeitung einen Schlag, der eigentlich solch krankhaften Aufschneidern galt wie Frau Leineweber.
    »Du hast recht«, sagte Schiller mit vollem Mund. »Wir sollten uns lieber überlegen, ob Leon Schwarz weiterhin bei den Fischers gut aufgehoben ist. Ich habe da kein gutes Gefühl. Der Junge macht nur Mist und bei Fischers bremst ihn niemand. Dieser Diebstahl der Briefe ist sehr bedenklich …«
    »Das ist nicht unser Problem. Über die richtige Unterbringung entscheidet diese Torte vom Jugendamt.«
    »Diese Torte heißt Müller-Felsenburg«, sagte Birte Schiller spitz. »Aber ich glaube, Leon wird nicht aufhören. Der verrennt sich da in etwas. Ich fürchte, der baut noch richtigen Mist.« Sie fasste sich an den Magen. »Es ist nur ein Bauchgefühl, aber …«
    »Wenn ich solche Pampe essen würde, wäre mir auch schlecht! –

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