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Nachtblauer Tod

Nachtblauer Tod

Titel: Nachtblauer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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auf, aber das tat der Geste keinen Abbruch.
    Dann hielt er Leon ein altes Handy hin.
    »Nimm es. Ich habe ein neues.« Er lachte. »Eine Spinnerei von mir. Ich brauche immer das neueste Modell. Da ist eine Prepaidkarte drin. So können wir Kontakt halten. Wir sind jetzt doch so etwas wie Komplizen …«

36
    Jetzt hatten Maik und Leon ein Geheimnis miteinander, denn eines war klar – wenn das hier herauskommen würde, wären sie beide erledigt. Maik hatte ihn zweimal ermahnt, es niemandem zu erzählen. Schon gar nicht Ben, Johanna oder Ulla. Später, mit klaren Ergebnissen, nach einer Überführung und Verhaftung von Jörg Parks, ja dann vielleicht, aber vorher auf gar keinen Fall.
    Leon sah das völlig ein, aber es fiel ihm im Fall Johanna besonders schwer. Dagegen machte es ihm gar nichts aus, Ben und Ulla im Unklaren zu lassen.
    Er ging auch heute nicht zur Schule. Als alle nach dem Frühstück das Haus verlassen hatten, übte Maik jeden Handgriff mit ihm. Er lernte, unauffällige Löcher zu bohren, die verräterischen Überreste zu beseitigen und Räume so zu spicken, dass es keine toten Ecken gab.
    Die vollständige Überwachung betrieb Maik kunstvoll. Er ließ sich von Leon das schlauchartige Zimmer von Jörg Parks aufmalen. Dann legte er fest, wo Kameras installiert werden mussten.
    »Aber«, sagte Leon einmal, »es ist doch gar nicht so wichtig, dass wir ihn immer und überall sehen. Hauptsache, wir hören, was er sagt, wenn er telefoniert und so …«
    Dann zeigte Maik ihm, wie man eine Festplatte kopiert und das Codewort von Computerprogrammen umgeht.
    »Warst du mal Agent?«, fragte Leon beeindruckt.
    »Nein. Ich bin Sicherheitsexperte. Das ist alles.«
    An diesem Morgen lernte Leon mehr als je zuvor in so kurzer Zeit in der Edith-Stein-Schule.
    Dann fuhren sie gemeinsam zum Haus der Parks im Bredenweg.
    Maik gähnte ein paar Mal. Kein Wunder, dachte Leon. Der Gute arbeitete schließlich nachts. Er brauchte tagsüber seinen Schlaf.
    Dreimal lenkte Maik den Wagen am Haus vorbei. Ein junger Mann von der Gartenfirma mähte den Rasen.
    Hermann stand am Birnbaum und beobachtete den Gärtner. Mit Blicken und Gesten gab Hermann Anweisungen, wo noch eine Kante vernachlässigt worden war oder Unkraut gejätet werden musste. Dabei schmauchte Hermann seine Meerschaumpfeife.
    Der junge Gärtner kochte innerlich vor Wut, das konnte Leon selbst aus dem vorbeifahrenden Auto spüren.
    »Da komm ich nicht noch mal rein«, sagte Leon. »Die beiden sind Rentner und den ganzen Tag zu Hause.«
    »Auf die Eltern kommt es nicht an. Hauptsache, er ist selbst nicht da. Wir werden ihn weglocken und dann …«
    Plötzlich kam Leon das alles undenkbar vor. Es konnte nicht funktionieren. Er wollte das Experiment abbrechen, bevor es begonnen hatte. »Selbst wenn es uns gelingt, ihn rauszulocken, die beiden Alten bewachen den Bau. Das hat keinen Sinn …«
    »Was willst du, Leon? Aufgeben? Deinem Pa schreiben, tut mir leid, aber es hat alles eh keinen Sinn. Mehr als Lebenslänglich kannst du ja nicht kriegen. Die Todesstrafe ist ja zum Glück abgeschafft. Also Kopf hoch, Alter!?«
    »Nein!«, brüllte Leon. »Natürlich nicht! Sei nicht so gemein, verdammt!«
    »Ich bin nicht gemein. Ich will dir helfen.«
    »Ja. Entschuldige. Aber ich pack das nicht, da noch mal rein und … Tut mir leid, aber ich bringe das nicht.«
    Maik nahm die rechte Hand vom Schaltknüppel und tätschelte damit Leons Arm. »Versuchen wir es erst mal von zu Hause aus.«
    Leon kapierte nicht sofort.
    Maik fuhr zurück.

37
    Sie saßen gemeinsam an Maiks Computer und schickten Jörg Parks eine E-Mail. Damit versuchte Maik, einen Trojaner auf Parks PC zu installieren.
    Maik erklärte: »Wenn er die E-Mail-Anlage öffnet – und glaub mir, das wird er –, bekommen wir die Herrschaft über seinen Computer. Schritt für Schritt. Und dann spionieren wir seine Kiste aus, ohne sie auch nur anfassen zu müssen.«
    Leon verstand nicht genau, wie das ging, aber er sah fasziniert zu. Die Köder-E-Mail kam angeblich von Leon und lautete: Ich weiß, was Sie in der Mordnacht getan haben. In der Anlage das Foto.
    Trotz der ernsthaften Situation musste Leon grinsen, denn das war auch wieder ein Filmzitat. »Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast«.
    »Er wird versuchen, sich das Foto anzuschauen, dann kapern wir seinen Computer.«
    »Aber«, sagte Leon, »er wird doch merken, dass kein Foto dabei ist, und wenn er Verdacht schöpft …«
    Maik lud neue Software auf

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