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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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schlüpfte in eine zerknitterte Jacke, schüttelte den Kopf, sagte: »Viertausend im Minus.«
    »Ich dachte, Sie hätten gerade eine Glückssträhne«, sagte Lucas.
    »Hatte ich auch. Ich war schon neuntausend in den Miesen. Noch zwei Stunden, dann hätte ich sie alle in den Arsch gekniffen, jeden Einzelnen von ihnen.« Er sah die drei Cops der Reihe nach an, sagte dann: »Also, Freunde, ich werde nicht weglaufen. Wie soll das ablaufen?«
    »Wir werden morgen früh Ihren Arsch nach Stillwater schaffen – zu einer kleinen Diskussion mit Rashid Al-Balah.«
    »Das hätten Sie mir auch am Telefon sagen können«, murrte Trick. »Ich wäre doch selbstverständlich dorthin gekommen.«
    »Wir wussten leider nicht, wo Sie sich aufhielten. Waren nicht mal sicher, ob Sie an dem Spiel teilnehmen würden. Und wenn wir Ihren Aufenthaltsort gewusst und angerufen hatten – dann hätte ja die Möglichkeit bestanden, dass die Sache Ihnen recht lästig erschienen wäre …« Lucas ließ seine Stimme verebben.
    »Sie stecken mich jetzt also in den gottverdammten Knast?«
    »Nun ja, wir wollen kein Risiko eingehen.«
    »Das macht mich echt krank – wenn ich mir vorstelle, dass da irgendein Psycho die ganze Nacht rumschreit … Und ich brauche dringend ein bisschen Schlaf.«
    »Ich habe ein Gästezimmer«, sagte Loring. »Wenn Sie tatsächlich nicht abhauen wollen …«
    »Das werde ich nicht tun. Sie alle kennen mich gut genug, um mir das zu glauben.«
    Lucas dachte einen Moment nach, sagte dann: »Okay: Machen wir es so. Dann bleibt uns auch die ganze Scheiße mit dem Papierkram bei der Einlieferung in die Arrestzelle erspart.«
    »Soll ich ihn morgen früh zu deinem Haus bringen?«, fragte Loring. »Ich habe Frühschicht.«
    »Ich bin um acht im Büro«, sagte Lucas. »Wir treffen uns dort. Ich mache gleich noch ein paar Anrufe und regele alles für die Vernehmung.«
    Del sagte: »Ich bin auch dabei. Und fahre mit nach Stillwater.«
    »Marcy wird durchkommen«, sagte Loring unvermittelt.
    »Ja … Aber wehe, es ruft einer von euch morgen früh noch bei mir zu Hause an«, knurrte Lucas. »Keine verdammten frühen Anrufe.«

18
     
     
     
    Dienstag. Vierter Tag des Falles.
    Lucas hatte nicht schlafen können, obwohl er völlig erschöpft gewesen war. Hatte es nicht geschafft, Marcy aus dem Kopf zu drängen. Oder Weather. Oder Catrin. Und auch Jael Corbeau hatte in einer Ecke seines Bewusstseins gelauert und ihn beobachtet. Er hatte sogar daran gedacht, wie er mit Mrs. Clay bei der Ablieferung des Bootes an jenem Abend im Hof der Farm gestanden und überlegt hatte, was aus ihren Leben geworden wäre, wenn das Schicksal es anders gemeint hätte.
    Und er hatte an das Ehepaar Olson gedacht, tot auf dem Bett im Motel, und an den Sohn, der auf den Porsche zugerannt kam und sich die Haare gerauft hatte, als versuche er, einen teuflischen Geist aus seinem Schädel zu zerren.
    Er hatte nicht schlafen können, war aber anscheinend doch für eine Weile eingedöst. Jedenfalls kurz vor dem Klingeln des Weckers, dachte er, das ihn veranlasst hatte, mit einem Satz aus dem Bett zu springen. Er hatte eine dieser Nächte hinter sich, bei denen er nicht sagen konnte, ob er wach gewesen war oder nur geträumt hatte, er sei wach, und dieser Traum sei nur von den grünen Digitalziffern des Weckers unterbrochen worden, auf die er im Abstand von rund einer Stunde – zwei Uhr, drei, vier, fünf – geschaut hatte. Er konnte sich nicht erinnern, auch um sechs hingesehen zu haben, und jetzt um sieben hatte der Wecker losgejault …
    Marcy. Er rief im Krankenhaus an, nannte der Stationsschwester seinen Namen. Marcys Zustand galt immer noch als kritisch, und sie blieb weiterhin in der Intensivstation. Noch am Leben, noch immer im Tiefschlaf … Er stellte sich für zehn Minuten unter die Dusche, wurde nach und nach richtig wach. Fuhr los, machte für einen Kaffee bei einem Super-America-Laden Halt, stellte kurz nach acht den Wagen in der Tiefgarage des Präsidiums ab.
    Loring samt Trick Bentoin erwarteten ihn im Morddezernat. »Del hat angerufen«, sagte Loring. »Er ist unterwegs. Und er sagt, du sollst dein verdammtes Mobiltelefon einschalten.«
    »Ja, ja …«
    Del sah genauso übernächtigt aus wie Lucas, grinste bei der Ankunft: »Du siehst beschissen aus, Lucas«, und Lucas erwiderte: »Dann sind wir ja immerhin schon zu zweit.« Del fragte: »Warst du im Krankenhaus?«
    »Nein. Ich habe angerufen. Sie schläft immer noch.«
    »Lass uns für eine Minute

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