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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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erklärte Loring. »Keine Fenster. Kein Mensch käm’ auf die Idee, dass da drin ein Spielkasino sein könnte.«
    »Sieht aus wie das Haus eines reichen Angebers«, stellte Del fest.
    Sie gingen die Zufahrt hoch, zunächst noch Schulter an Schulter, dann mit größerem Zwischenraum zueinander, und jeder von ihnen griff zur Hüfte, suchte den beruhigenden Kontakt mit der Waffe. Als sie am Haus vorbeikamen, rief eine Stimme aus der Dunkelheit vor ihnen: »Können wir Ihnen helfen, Gentlemen?«
    »Polizei«, sagte Lucas laut in Richtung der Stimme. Wie viele waren ›wir‹? Keine Möglichkeit, es herauszufinden. »Wir suchen einen bestimmten Spieler.«
    »Können Sie sich ausweisen?«
    Lucas sah immer noch nichts von dem Mann. Er nahm wahr, wie Del sich langsam nach links von ihm wegbewegte, Loring nach rechts, sodass sie nicht alle drei auf einmal von einem Schuss aus einer Shotgun getroffen werden konnten. Eine gefährliche Situation … Aber er grinste und hielt seine Dienstmarke hoch. »Lucas Davenport«, sagte er. »Und ein paar Freunde.«
    Die Stimme sprach jetzt leise – in ein Mobiltelefon, dachte Lucas –, und zwei Minuten später wurde die Seitentür der Garage geöffnet. Pat Kelly kam heraus, ein dünner, weißhaariger Mann; er trug ein weißes, am Hals aufgeknöpftes Hemd. Er sah vorsichtig die Zufahrt hinunter, fragte: »Davenport?«
    »Ja. Zusammen mit Del und Loring.«
    »Jesus, wie in den guten alten Tagen … Was ist los?«
    »Ist Trick Bentoin da oben bei Ihnen?«
    »Was hat er angestellt?«
    »Ist er da oben?«
    »Nun …«
    »Wir stürmen hoch und greifen ihn uns«, drohte Lucas.
    »Meine andern Gäste scheißen sich vor Schreck in die Hose«, sagte Kelly. »Wir sind doch nur eine Gruppe befreundeter Männer bei einem Plauderstündchen.«
    »Ja, ja«, knurrte Lucas ungeduldig. »Hören Sie zu – Sie haben gehört, dass heute Nachmittag auf eine Polizistin geschossen wurde?«
    »Ja. Aber was hat das mit Trick zu tun?«
    »Einiges«, sagte Lucas. »Wir gehen jetzt also hoch …«
    »Ich könnte ihm doch einfach sagen, er soll zu Ihnen runterkommen.«
    »Nein. Wenn Ihre Gäste erfahren, worum es geht, könnten sie sich veranlasst sehen, ihr Heil in der Flucht zu suchen. Wir gehen rauf und holen ihn uns, Pat. Es liegt an Ihnen, auf welche Art wir es machen.«
    Kelly schüttelte den Kopf. »Was soll ich da sagen – Sie sind Cops, und wenn Sie sagen, Sie wollen hochgeh’n …«
     
     
    Sieben Männer saßen um einen völlig leeren, mit grünem Filztuch bezogenen Tisch, der auf einem beigen Teppich stand. Es waren weder Geld noch Chips noch Karten zu sehen – ein Anblick absoluter Unschuld, nur ein wenig von Zigarrenrauch getrübt. Ein Fernsehgerät in einer Ecke war auf den Sender ESPN eingestellt; Trick Bentoin hatte seinen Stuhl so gedreht, dass er auf den Bildschirm blicken konnte. Bis auf Trick waren alle Männer bullige Typen, und alle trugen weiße Hemden. Die Jacken hatten sie über die Lehnen der Holzstühle gehängt. Trick war schlank und sah ein wenig wie ein Cowboy in einer Zigarettenreklame aus.
    »Trick«, sagte Lucas, »Sie müssen Schluss machen. Wir brauchen Sie in der Stadt.«
    »Mich?« Er spielte den Überraschten. Die anderen sechs Spieler starrten ihn an.
    »Ja, es geht um diese Sache mit Rashid Al-Balah«, erklärte Lucas.
    »Mann, wir waren gerade mitten beim Angucken der Sendung Sport … «
    »Sport was?«, fragte Del, als Trick abbrach.
    »Ehm, Sport unter der Lupe …«
    »Diese Sendung gibt’s nur im Radio«, sagte Del. »Und der einzige verdammte Ort, an dem Sie sich jemals eine Sportsendung angeschaut haben, war ein Buchmacherbüro in Las Vegas. Also, kommen Sie mit.«
    »Und wenn ich Ihnen sagen würde, dass ich gerade eine Glückssträhne hatte?«, fragte Trick.
    »Sie können Ihre Freunde ja bitten, auf Ihre Rückkehr zu warten«, schlug Loring vor.
    Einer der Männer grunzte »Hähä«, und fast alle anderen grinsten.
    »Es tut mir Leid, wir brauchen Sie«, sagte Lucas. Er sah die anderen Männer an – außer dem Grunzer hatte keiner von ihnen ein einziges Wort gesagt oder ihn auch nur angeschaut –, sagte dann: »Wir warten unten am Fuß der Treppe.«
    Pat Kelly ging mit ihnen nach unten. »Das war relativ zivilisiert«, sagte er anerkennend.
    »Sie haben ein schönes Haus«, sagte Lucas. »Aber fordern Sie das Schicksal nicht heraus …«
    »Das mache ich niemals«, sagte Kelly freundlich. »Niemals.«
     
     
    Trick Bentoin erschien eine Minute später,

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