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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Ermittlungsergebnisse ergaben, dass er Angestellter ist –Appartementverwalter. Aber kein kapitalkräftiger Investor.«
    »Nun, wie ich schon sagte, ich kenne ihn nicht besonders gut, aber er redet nicht wie ein solider Geschäftsmann. Und so kleidet er sich auch nicht. Er ist ein derber Mann mit dem Hang zu anstößigen Ausdrücken. Was die Kleidung angeht, beweist er allerdings einen guten Geschmack. So wie Sie übrigens auch.« Sie griff nach Lucas’ Jackettaufschlag, bog ihn um, las das Etikett, fragte: »Wo haben Sie das Jackett her?«
    »Von Barneys.«
    »Toll. Gute Qualität. In New York gekauft?«
    »Ich habe dort einen Freund, den ich hin und wieder besuche«, antwortete Lucas und brachte das Gespräch schleunigst auf Rodriguez zurück: »Wieso ist er derb? Was bringt Sie zu diesem Urteil?«
    »Er ist einfach … Immer wieder mal entschlüpfen ihm wüste Ausdrücke. Er sagt zum Beispiel ›Fotze‹ oder so was, verstehen Sie, wenn er die Aufmerksamkeit auf sich lenken oder jemanden schockieren oder wütend machen will. Ich kenne einen Mann, der mir doch tatsächlich erklären wollte, dieses Wort sei nur eine Variation von Pforte, verstehen Sie, durch die man … eindringt, und es sei deshalb gar nicht so schlimm.«
    Lucas grinste. »Das muss ein Schwachsinniger gewesen sein.«
    »Ja, ehm … ja. Ich habe gehört – mitgehört –, dass Richie das Wort wie selbstverständlich benutzte. Als ob er es immer dann verwenden würde, wenn er ›Frau‹ sagen will, aber tatsächlich nur ›Frau‹ sagt, wenn er höflich sein will. Er ist ein derber Mann, der zu einer gewissen Höflichkeit fähig ist, die er irgendwo aufgeschnappt hat. Vielleicht in einem Buch oder so.«
    »Wissen Sie irgendwas über seine Geschäfte?«
    »Nein, nein. Nichts. Obwohl er jedes Mal, wenn ich mit ihm rede, darauf zu sprechen kommen will. Er klagt dauernd über seine Mieter – verspätete Mietzahlungen, heimliches Verschwinden ohne Begleichung der Mietschulden und so weiter.«
    Del schaltete sich ein: »Haben Sie ihn mal mit Sandy Lansing zusammen gesehen?«
    »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Aber Sie wissen, dass Lansing mit Drogen gehandelt hat?«
    Sie sah Del einen Moment an, dann Lucas, dann wieder Del. »Hören Sie, ich weiß … Ich habe mit meinem Anwalt gesprochen, und er hat gesagt, es könne mir nicht als Gesetzesverstoß ausgelegt werden, wenn ich Ihnen das sage … Ich weiß, dass einige Leute auf meiner Party Drogen genommen haben. Und ich habe gehört, dass man manchmal welche von Sandy kriegen konnte. Aber ich wollte über eine Tote nichts Schlechtes sagen.«
    Del lehnte sich auf der Couch zurück. Er trug eine schwarze Lederjacke, Jeans und ein verblasstes, fast dreißig Jahre altes T-Shirt aus der Zeit der Kampagne zur Wiederwahl Richard »Dick« Nixons mit der kaum mehr zu erkennenden Aufschrift »Lick Dick 72«, was zwar unverfänglich »Schlag Dick Nixon 1972« heißen konnte, aber auch zweideutig auf sexuelle Praktiken verwies. Er grinste, zeigte dabei seine gelben Zähne. »Das mit den Drogen hätten Sie Derrick Deal sagen sollen.«
    »Derrick …?« Sie war verwirrt.
    »Ein Mann, den wir kennen. Er liegt in einem Kühlfach in der Leichenhalle.«
     
     
    »Eigentlich wollte ich nett zu ihr sein«, sagte Lucas draußen auf dem Gehweg.
    »Ich scheiße auf dieses Miststück«, knurrte Del. »Ein Mensch, der einen in die Arme des Kommunismus treiben könnte.« Er kratzte sich an der Wange; er hatte sich seit mehreren Tagen nicht mehr rasiert. »Wenn wir nach Marcy geschaut haben, könntest du vielleicht mal mit deinem Freund Bone reden.«
    »Keine schlechte Idee«, sagte Lucas. »Aber zuerst …« Er nahm sein Mobiltelefon heraus, schaltete es ein und wählte eine Nummer.
    Lane meldete sich. »Ja?«
    »Lucas hier. Hast du ihn gefunden?«
    »Ich habe ihn gesehen. Ich habe Hendrix mitgenommen. Er hat Rodriguez nach der Mordparty vernommen. Unser Mann hat ein Büro in St. Paul, im Erdgeschoss unterhalb einer Fußgängerbrücke zwischen zwei Gebäuden, und wir können ihn von dieser Brücke aus in seinem Büro sehen.«
    »Siehst du ihn im Moment auch?«
    »Nein, aber ich sehe die Tür, aus der er rauskommen muss. Ich habe ihn im Griff.«
    »Macht ein paar Fotos von ihm – zum Rumzeigen, wenn es erforderlich wird.«
    »Okay.«
    »Und ruf mich an, wenn er sich in Richtung Minneapolis bewegt. Ich lasse mein Telefon ausnahmsweise eingeschaltet. Ich will ihn mir heute Nachmittag mal ansehen.«
     
     
    Marcy hatte die

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