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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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bis auf den Penny gestimmt.«
    »Was kein Wunder ist, wenn er seine Bargeldkasse frisiert und mit Drogengeld auffüllt.«
    »Ja, sicher, aber der Mann von der Steuer sagte zu mir: ›Ihr überführt die Sünder, wir rösten sie.‹ Die Steuerfahnder werden den Teufel tun, Rodriguez wegen seiner Investitionen in die Zange zu nehmen, wenn sie dafür Ärger mit einem Kongressabgeordneten kriegen. Schon gar nicht, wenn die Steuerakte des Verdächtigen bisher absolut sauber ist.«
    Noch ein Strikeout …
    Rose Marie sagte: »Olson verhält sich ruhig. Unternimmt gar nichts.«
    »Sie treffen ihn doch, nicht wahr? Bei der täglichen Lagebesprechung mit dem Familien- und Freundeskreis?«
    »Ja.« Sie sah hoch zur Bürouhr an der Wand. »In rund fünfzehn Minuten ist es wieder so weit.«
    »Warum sagen Sie ihm nicht, natürlich streng vertraulich, dass wir einen Kandidaten für den Mord an seiner Schwester haben? Wenn er tatsächlich ein irrer Racheengel ist und alles und jedes ihn so schnell in Aufruhr versetzt, würde das ihn in Gang bringen …«
    »Lucas …«
    »Sagen Sie ihm, das dürften Sie nicht, aber in ein paar Tagen sei es vermutlich so weit. Die Idee ist, ihn wieder anzukurbeln, ihn wieder in Schwung zu bringen, falls er die Rachemorde begangen hat.«
    »Na, ich weiß nicht …«
    »Ein weiterer Vorteil wäre, dass er dadurch davon abgehalten wird, uns in den Medien weiterhin ans Bein zu pinkeln.«
     
     
    Lucas ließ eine nachdenkliche Rose Marie zurück und ging ins Krankenhaus. Black saß vor Marcys Bett, und ihr Kopf war ihm zugewandt. Als Lucas hereinkam, sagte Black: »Sie kommt und geht. Im Moment schläft sie mal wieder.«
    Lucas holte sich einen Stuhl und setzte sich neben Black. Zwei Betten weiter versuchte ein alter Mann mit einem weißen Haarschopf, ausgedörrtem Gesicht und einer schmalen Hakennase, genug Luft zu bekommen; er musste sich sehr anstrengen, das zu schaffen.
    »Wie beurteilst du diesen Olson-Burschen?«, fragte Black.
    »Er ist wahrscheinlich nicht ganz dicht«, sagte Lucas.
    »Meinst du, ehm, er könnte vielleicht plötzlich hier auftauchen?«
    »Schwer zu sagen. Bei einem Mann, der seine Eltern umbringt, drängt es sich auf, ihn für einen Irren zu halten.«
    »Ja …« Black atmete tief durch, schaute auf den Fliesenboden.
    »Was ist?«, fragte Lucas.
    »Ich hasse den Gedanken, dass diese Drecksau mit dem, was er Marcy angetan hat, ungestraft davonkommt. Mit dem Persilschein, dass er ja ein armer Irrer ist … Was wäre das für eine Gerechtigkeit, wenn er Marcy einfach niederballert und dann nicht mal dafür bestraft wird …«
    Lucas sah Black einen Moment scharf an. Black war Marcys bester Freund im Department. Und er war schwul, sodass ihre Beziehung nicht mit den Sexproblemen belastet war, die ansonsten im Umgang mit ihr unweigerlich auftauchten – Lucas konnte ein Lied davon singen. »Nun hör mal zu, mein Freund Thomas, wenn du denkst, was ich gerade denke, dass du denkst, dann hör schleunigst auf zu denken.«
    »Hast du denn noch nicht an so was gedacht?«
    »Nein, das hab ich nicht. Wenn du auf einen Mistkerl stößt, den du nicht aufhalten kannst, einen Kinderschänder oder Serienvergewaltiger zum Beispiel, und du kommst einfach nicht an das Schwein ran … dann würde ich mir wahrscheinlich auch ein paar Gedanken machen, aber ich würde mit keinem Menschen darüber reden. Mit keinem … Und ich würde keinen Verbrecher mit Absicht umlegen, weil er auf einen Cop geschossen hat. Verstehst du? Auf Cops wird nun mal geschossen; es gehört zu ihrem Job, ist ein Berufsrisiko. Marcy wusste, dass es passieren könnte – verdammt, es ist ihr ja schon mal passiert. Es ist nicht so, dass man sie als unschuldig in diese Sache reingerasseltes kleines Lämmchen betrachten müsste.«
    »Aber wenn das Schwein davonkommt …«
    »Herrgott, Tom, wart’s doch mal ab. Wir kriegen den Kerl. Und ich will dir was sagen – ich glaube nur zu fünfzig Prozent an Olson als Täter, zu fünfzig Prozent an einen anderen. Und wenn nur eine Fünfzig-Fünfzig-Chance besteht, dass er der verhasste Mistkerl sein könnte, darf man ihn ja wohl nicht umlegen, oder?«
    »Ich bin aber so verdammt wütend«, sagte Black.
    »Ich weiß.«
    Marcy wachte einige Minuten später auf, erkannte die beiden, krächzte: »Ich könnte ein Bier brauchen.«
    »Ich hatte eins, aber ich hab’s schon benutzt«, sagte Black. »Aber wenn wir irgendwo eine Flasche finden, könnte ich …«
    Marcy lächelte. Sie sieht schon

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