Nachtblind
Rodriguez, meine ich. Jedenfalls, ich folge dem Pinkel ins Parkhaus, und er steigt in einen Wagen mit einer Aufschrift auf der Tür: Coffey Realty. Ich notiere mir die Telefonnummer auf der Tür und das Nummernschild, und dann laufe ich zurück, um es nicht zu verpassen, falls Rodriguez noch weggehen sollte …. Jedenfalls, Rodriguez ist noch da, und wir wissen jetzt, dass er irgendwas Geschäftliches mit einem Typ von einer Maklerfirma abgewickelt hat.«
»Okay. Gute Arbeit. Ich schulde Ihnen einen Donut oder so was.«
»Zwei Donuts. Mit den kleinen Schokoladenspritzern. Wollen Sie die Nummern haben?«
Lucas gab dem Identifizierungsdezernat die Autonummer des »feinen Pinkels« und ließ sich den Namen des Besitzers geben. Er rief bei Coffey Realty an und fragte nach Mr. Kirk Smalley. Er erreichte ihn prompt und sagte, nachdem er sich identifiziert hatte: »Ich muss mit Ihnen sprechen. Ich bin noch vor fünf bei Ihnen.«
Das Büro von Coffey Realty lag an der University Avenue ganz in der Nähe des Kapitols, nur einen Block von der Atheneum Bank entfernt. Während er den Wagen in der hereinbrechenden Dämmerung am Straßenrand abstellte, nahm Lucas sich vor, Recherchen anzustellen, ob es eine Verbindung zwischen dem Grundstücksmakler und der Bank gab. Dann ging er zur Eingangstür des Maklerbüros, fand sie aber verschlossen. Im Büro brannte Licht, und er klopfte an die Glastür. Kurz darauf kam ein Mann mit schütterem Haar und hochgerollten Hemdsärmeln zur Tür, starrte Lucas an, öffnete dann. »Officer Davenport?«
»Ja.«
»Kommen Sie rein. Ich bin Kirk Smalley.« Er schloss die Tür wieder ab und führte Lucas an einer Reihe anderer Arbeitsräume vorbei zu seinem Büro.
»Ansehnliche Büroflucht«, sagte Lucas unterwegs.
»Wir sind ja auch eine Firma von ansehnlicher Größe«, sagte Smalley stolz. »Wir haben uns auf gewerbliche Grundstücke spezialisiert, was bedeutet, dass wir nicht auf Werbung in den normalen Medien angewiesen sind. Aber unsere Geschäfte laufen gut.« Er ließ sich in einen Drehstuhl hinter seinem Schreibtisch fallen, deutete auf einen Besuchersessel und fragte: »Was kann ich für Sie tun?«
»Machen Sie zurzeit ein Grundstücksgeschäft mit Richard Rodriguez?«
Smalley drehte sich in seinem Bürostuhl hin und her, dachte über die Frage nach, sagte dann: »Würden Sie mir sagen, warum Sie das wissen wollen?«
»Ich kann Ihnen einige Dinge sagen … wenn Sie zurzeit ein Grundstücksgeschäft mit besagtem Mann abwickeln.«
»Ist das eine inoffizielle Sache – zwischen Ihnen und mir?«
»Wenn wir Ihre offizielle Aussage brauchen, werden wir Sie vorladen – und dann haben Sie keine andere Wahl, als unsere Fragen zu beantworten, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Was, Richard Rodriguez ist bei der Mafia?« Smalley grinste Lucas an.
»Wir sollten diese Sache ernsthaft angehen«, sagte Lucas.
Smalley lehnte sich jetzt vor. »Aber Sie werden es vertraulich behandeln, bis Sie mich eventuell vorladen?«
»Natürlich.« Es schien nicht überzeugend genug zu klingen. »Ja, das werden wir tun«, fügte Lucas daher hinzu.
Smalley hob die Schultern. »Richard Rodriguez rief mich heute an und fragte mich, wie schwierig es sei, seinen Grundbesitz schnell zu veräußern. Er wollte wissen, wie lange es dauern und wie hoch der Erlös dabei sein würde. Ich sagte ihm, der Erlös sei letztlich natürlich auch davon abhängig, wie schnell es gehen müsse, aber wenn es ihm wirklich auf schnelle Abwicklung ankomme, könnten wir den Verkauf an einen Grundbesitz-Investmentfonds innerhalb von zwei Wochen tätigen. Wenn wir dabei aber nicht sehr viel Glück hätten, müsse er mit einer erheblichen Minderung rechnen.«
»In welcher Höhe?«, fragte Lucas.
»Das kann man schlecht im Voraus sagen. Könnte sich zu einer Verlustsumme von zweihunderttausend Dollar summieren. Im Moment sieht es so aus, dass Richard nach Abzug der Hypothekenschulden rund zwei Millionen einstreichen könnte. Wenn man einen Verlust von zweihunderttausend einkalkuliert, bleiben eine Million achthunderttausend übrig. Dann muss man noch die Vermögens- und Verkaufssteuern sowie unsere Provision abrechnen. Letztlich würden ihm eins Komma drei Millionen übrig bleiben, rein netto.«
»Viel Geld«, sagte Lucas.
»Sicher. Aber die zweihunderttausend sind absolut weggeworfenes Geld – man müsste davon zwar wieder ein paar Steuern und eine höhere Provision abrechnen, aber er muss einen Verlust von rund
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