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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Telefon und bemühte sich um eine vornehme Aussprache des Wortes. »Hat man mir jedenfalls gesagt.«
    »Ruf den Abhör-Cop an und lass dir sagen, ob Rodriguez heute Abend Anrufe bekommen hat«, sagte Lucas zu Del.
    Del tat es. »Kein einziger Anruf in seinem Appartement heute«, meldete er dann.
    »Verdammt …«
    Das Gebäude war ein normales Appartementhaus mit Waschbetonfassade, zwei verglasten Eingangstüren nebeneinander und einer Reihe von Briefkästen und Klingelknöpfen zwischen den beiden Türen. Ein Woodbury-Streifenpolizist am Eingang schickte sie zur vierten, obersten Etage. Die Tür des Appartements war geöffnet, und Lucas und Del gingen hinein. »Drogengeld«, sagte Del, als sie in den Flur kamen.
    Alle Wände waren mit Velourtapeten bezogen; die Möbel im skandinavischen Stil stammten vom selben teuren Ausstattungshaus; an den Wänden hingen moderne Grafiken. Ein Cop in Zivil begrüßte sie: »Hallo, Chief Davenport. Ich bin Dave Thompson.«
    »Hallo, wie geht’s? Das ist Del … Was haben Sie rausgefunden?«
    »Nicht viel. Bis jetzt jedenfalls. Eine Menge Papier in seinem Arbeitszimmer, vor allem Steuersachen … Kein Abschiedsbrief, nichts in dieser Art. Nichts auf dem Anrufbeantworter. Kein Computer im Appartement.«
    »Haben Sie schon mit den Nachbarn gesprochen?«
    »Er hat nur einen Mitbewohner auf dieser Etage«, antwortete der Cop. »Ein Ehepaar. Wir konnten es noch nicht erreichen. Die beiden sind um sechs weggegangen. Die Leute einen Stock tiefer sagen, das Ehepaar hätte sich toll rausgeputzt, vermutlich für eine Einladung.«
    »Okay … Haben Sie was dagegen, wenn wir uns ein bisschen umsehen?«
    »Nein, nein. Wie ich schon sagte, es gibt nicht viel zu sehen. Spiegel im Schlafzimmer … Großer Fernseher, tolles ›Heimkino‹.«
    Lucas und Del machten einen schnellen Rundgang durch das Appartement. Das Schlafzimmer lag am Ende des zentralen Flurs; Spiegel an der Wand neben dem Bett, zwei weitere an der Zimmerdecke. Schwere Truhen und Kommoden aus Kiefernholz mit schwarzen Metallbeschlägen. Hinter dem Schlafzimmer ein kleines Arbeitszimmer mit fest eingebautem Schreibtisch, darauf eine Adressenkartei und ein Telefon, dazu ein Aktenschrank mit zwei Schubladen. Davor kniete ein Cop und durchsuchte den Inhalt. »Stellen Sie die Adressenkartei sicher«, sagte Lucas.
    »O ja, das machen wir.«
    Im ›Heimkino‹ nebenan standen in einer Regalwand ein überdimensioniertes Fernsehgerät sowie eine ganze Reihe modernster Video- und Audiogeräte, davor eine große schwarze Ledercouch; ein ebenfalls mit Leder überzogener Kühlschrank stand direkt daneben. Wie Lucas feststellte, bestand der Raum aus zwei ursprünglich kleineren Schlafzimmern; Spuren der herausgebrochenen Wand waren noch deutlich zu erkennen. »Drogengeld«, sagte Del wieder. »Der feuchte Traum eines gottverdammten Dealers.«
    Der Woodbury-Cop in Zivil kam auf sie zu, und Lucas fragte ihn: »Sind Sie auf einen Wandsafe oder so was gestoßen?«
    »Nein, nichts dergleichen.«
    »Sie sollten die Wohnung sehr genau untersuchen«, sagte Lucas. »Ich wette fünf zu eins, dass er sich hier irgendwo ein kleines Versteck angelegt hat.«
    »Man sollte alle Steckdosen überprüfen, ob auch tatsächlich Strom rauskommt«, sagte Del. »Das war schon immer ein beliebtes Versteck bei Dealern.«
    Lucas ging in die Küche. Auf der Arbeitsplatte neben dem Spülstein lag ein geöffnetes Streichholzbriefchen.
    »Meinst du, er hat geraucht?«, fragte er Del.
    Del sah zur Decke hoch, schnüffelte an den Vorhängen, sagte dann: »Anscheinend nicht. Warum fragst du?«
    »Wegen der Streichhölzer da …« Lucas hob das Briefchen hoch, sah dann in den Spülstein. Kleine schwarze Flocken neben dem Abfluss … Er tunkte Daumen und Zeigefinger hinein, zerrieb die Flocken, sah sich das Ergebnis aus der Nähe an.
    »Was ist es?«, fragte Del. Der Woodbury-Cop verrenkte sich fast den Hals, um ja alles mitzubekommen.
    »Sieht wie Asche aus«, antwortete Lucas.
    »Er hat irgendwas verbrannt?«
    »Wahrscheinlich.«
    Und das war’s dann auch schon: Schließlich stand eine Gruppe von Cops auf einem zu dicken, zu dunkelroten Veloursteppich im Wohnzimmer und sah sich eine Grafik von Leroy Neiman an …
     
     
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Del.
    »Meinst du, es war Selbstmord?«
    »Na ja, ich könnte mich mit dem Gedanken anfreunden. Eine ganze Menge von Problemen wäre damit gelöst – Alie’es Mörder richtet sich selbst … Ich würde aber trotzdem gerne

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