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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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verschlossen.«
    »Wir dachten, er hätte vielleicht noch einen Abstecher zur Toilette gemacht«, sagte Winter. »Ich zeigte der Lady an der Kasse des Parkhauses meine Dienstmarke und ging rein, klimperte mit meinen Wagenschlüsseln, als ob ich auf dem Weg zu meinem Wagen war. Ich ging zügig die Rampe hoch, bis ich auf dem Parkdeck seinen Wagen stehen sah, war also sicher, dass er nicht wieder weggefahren war. Ich ging aus dem Parkhaus ins Gebäude, und wie mir Pat über das Handy sagte, war er bei ihm ebenfalls noch nicht aufgetaucht. Dann bin ich rüber zu der Glastür gegangen und habe in den Lichthof geschaut … ich hatte ja keinen Schlüssel und konnte nicht gleich reingehen –, und da sah ich das … Bündel unten auf dem Boden liegen. Ich war mir nicht sicher, was es war, aber die Frau an der Parkhauskasse ließ mich rein, und … Sie haben ihn ja gesehen.«
    »Wie viel Zeit verging von dem Moment, als er in das Parkhaus fuhr, bis zu dem Augenblick, als Sie das Bündel am Boden des Lichthofs liegen sahen?«, fragte Lucas.
    »Wir haben bereits versucht, das zu rekonstruieren«, sagte Winter. »Wir haben über die Mobiltelefone miteinander gesprochen, sodass man die genauen Zeiten wahrscheinlich anhand der Anrufe feststellen kann, aber ich nehme an, dass die Zeitspanne rund zehn Minuten betragen hat.«
    »Ich glaube, es waren ein paar Minuten mehr«, meinte Stone. »Es waren rund zehn Minuten vergangen, ehe du die Rampe hochgegangen und wieder runtergekommen bist und dann durch die Tür geschaut hast … Ich würde sagen, zwölf oder dreizehn Minuten.«
    »Man wird es ja anhand der Anruf Zeiten genau feststellen können«, wiederholte Winter. Den beiden Cops lag viel daran, ihr Verhalten als korrekt darzustellen, wie Lucas feststellte, und er konnte auch nicht erkennen, dass sie etwas falsch gemacht hätten.
    »Okay«, sagte er. »Sie haben gute Arbeit geleistet.«
    Stone und Winter sahen sich erleichtert an. Lucas ging zurück zu den Cops bei Rodriguez’ Leiche.
    »Wo ist seine Aktentasche?«
    »Da oben«, sagte einer der St.-Paul-Cops und zeigte zum Geländer im zweiten Stock des Lichthofes hoch. »Er hat sie abgestellt, ehe er den Sprung machte – wenn er denn freiwillig gesprungen ist.«
    »Wenn jemand diesen massigen Mann übers Geländer gewuchtet hat, muss es aber einen heftigen Kampf gegeben haben«, sagte ein anderer Cop.
    »Die verdammten TV-Aasgeier waren hinter ihm her«, gab der nächste Cop zu bedenken. »Er war in einer verzweifelten Lage.«
    Lucas sagte: »Ich möchte mir seine Aktentasche ansehen.«
    »Ein Kollege von der Spurensicherung hat sie in der Mache«, sagte einer der Cops. »Nehmen Sie den Aufzug.«
    Lucas fuhr hoch, stieß auf den Cop von der Spurensicherung, der den Inhalt der Aktentasche sorgfältig untersuchte. »Papiere«, sagte er. »Und das Ding da.« Er hielt mit in Gummihandschuhen steckenden Fingern eine Plastikschachtel hoch.
    »Was ist es?«, fragte Lucas.
    Der Cop drehte die Schachtel in der Hand. »Diskette, Zweierpack«, las er vor.
    »Gibt’s einen Beleg über den Kauf in der Aktentasche?«
    Der Cop durchsuchte die Papiere, fand einen Kassenbon. Er hielt ihn von sich weg, in besseres Licht: »Comp-USA. Diskette. Zweierpack.«
    Lucas ging durchs Treppenhaus zurück ins Erdgeschoss. Der Polizeichef von St. Paul kam den Flur herunter, zwei Schritte hinter Del. Del hob zur Begrüßung die Hand, und der St.-Paul-Chief sagte: »Selbstmord?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Lucas. »Aber Sie sollten seinen Computer sicherstellen. Ich glaube, er kam noch mal her, um seine Festplatte zu säubern. Wahrscheinlich hat er sich dann plötzlich anders besonnen und ist nach dem Verlassen des Parkhauses von da oben runtergesprungen. Seltsam …«
    Sie schauten alle hoch zum Geländer. Der St.-Paul-Chief sagte: »Die Jungs von Woodbury sind in seinem Appartement. Sie haben keinen Abschiedsbrief gefunden.«
    »Er hatte keine Zeit mehr, einen zu schreiben.« Lucas sah Del an. »Kommst du mit nach Woodbury?«
    Del sah hinunter auf Rodriguez’ Leiche, dann hoch zum Geländer. »Hier gibt’s sowieso nichts mehr zu tun«, knurrte er.
    Bei der Verabschiedung sagte der Chief: »Wenn er freiwillig runtergesprungen ist, hat er einen ganzen Sack voll Probleme mit ins Jenseits genommen.«
     
     
    Unterwegs rief Del bei den Woodbury-Cops an und ließ sich den Weg beschreiben. Rodriguez’ Appartement befand sich in einem seiner eigenen Gebäude. »Die Penthouse-Suite«, sagte der Cop am

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