Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
dasjenige, das wir sehen. Heute Abend sahen wir einen Heiligen; vielleicht steckt auch ein Teufel in ihm. Wir haben ihn nur noch nicht gesehen …«
    Auf halbem Weg zurück summte Lucas’ Mobiltelefon. »Du hast dein Handy eingeschaltet?«, fragte Jael erstaunt. »Ich dachte, es sei ein dauernder Scherz unter euch Cops, dass du dein Mobiltelefon nie einschaltest.«
    »Wir sind in einem Stadium, wo eines zum anderen kommt«, erklärte Lucas und fummelte das Handy aus der Jackentasche. »Wenn einer der Verdächtigen etwas unternimmt, will ich es wissen.« Er drückte mit dem Daumen auf die Sprechtaste. »Ja?«
    »Lucas, hier ist Frank. Wo befinden Sie sich gerade?«
    »Unten auf der 494 in der Nähe von France. Hat sich was getan?«
    »Ihr Mann Rodriguez ist tot«, sagte Lester.
    »Was?«
    »Könnte Selbstmord sein. So hat man mir jedenfalls gesagt.«
    »Kommen Sie, Mann, warum sollte er …«
    »Scheint in den Tod gesprungen zu sein. In diesen – wie nennt man das noch mal, diesen offenen Lichthof in einem Gebäude? – ach so, ja, Atrium. Er hat sich im Atrium des Bürogebäudes von hoch oben runtergestürzt. Sieht anscheinend ziemlich zermatscht aus.«
    »Wer ist dort?«
    »Zwei von unseren Leuten, inzwischen sind wohl auch die Cops von St. Paul eingetroffen. Ich fahre gleich hin. Ich muss Rose Marie noch verständigen, dann fahre ich los.«
    »Wir treffen uns dort.«

24
     
     
     
    Jael schimpfte und jammerte, aber Lucas lieferte sie in ihrem Haus ab und fuhr dann weiter nach St. Paul. Die Szene vor dem Bürogebäude war der vor dem Haus von Sally Hanson nach dem Mord an Alie’e sehr ähnlich, nur dass sie jetzt in einem Geschäftsbezirk angesiedelt war: Mehrere Polizeifahrzeuge drängten sich am Bordstein zusammen, und vier große TV-Vans waren verbotswidrig ein Stück die Straße hinunter abgestellt; Reporter und Kameramänner schwirrten, auf Interviewopfer lauernd, vor dem Gebäude herum.
    Eine Reporterin von einer der Fernsehstationen deutete aufgeregt auf Lucas’ Porsche, und Scheinwerfer zuckten auf, blendeten Lucas. Als er langsam an der Meute vorbeifuhr, rief eine der Reporterinnen: »Lucas, Lucas …«, und jemand klopfte mit der flachen Hand auf das Dach des Wagens.
    Er bog neben einem Jeep ein – Lesters Wagen, wie er erkannte –, stieg aus und zeigte einem St. Paul-Cop seine Dienstmarke. »Wo?«
    Der Cop deutete auf den Haupteingang des Gebäudes, und Lucas ging hinein, den Flur hinunter zu einer Gruppe von Gops, die am Eingang zum Lichthof standen. Man hatte Rodriguez’ Leiche noch nicht zugedeckt. Sein Gesicht war eingedrückt wie ein leerer Milchkarton. Lester nickte Lucas zu.
    »O Gott«, sagte Lucas bei dem scheußlichen Anblick. »Wer war zu seiner Beobachtung abgestellt?«
    »Pat Stone und Nancy Winter da drüben«, antwortete Lester.
    Stone und Winter waren Cops vom Streifendienst, die das Morddezernat sich zu Rodriguez’ Überwachung ausgeliehen hatte. Lucas ging zu den beiden hin. »Was ist passiert?«, fragte er.
    Nancy Winter berichtete: »Er verließ das Büro, fuhr zu seinem Appartement, ging rein. Wir sahen, wie das Licht in seinem Wohnzimmer anging, und wir wollten es uns gerade gemütlich machen, als er schon wieder rauskam und in seinen Wagen stieg. Er fuhr zu einem Comp-USA-Laden, ging rein und kaufte was, aber wir kamen nicht nahe genug ran, um erkennen zu können, was es war, und dann kam er auch schon wieder raus und fuhr hierher zurück.«
    »Sie konnten auch nicht ungefähr erkennen, was er gekauft hat?«
    »Nein. Es war jedenfalls nichts Größeres. Ich war ausgestiegen und habe ihn durchs Fenster an der Kasse beobachtet. Er muss es noch bei sich haben, wenn es nicht jemand weggenommen hat. In seiner Aktentasche.«
    »Okay Was passierte dann?«
    »Ich behielt die Parkhaus ausfahrt im Auge, und Pat lief zurück zur Fußgängerbrücke, um sein Büro im Auge zu behalten«, sagte Winter.
    »Wenn er in seinem Büro auftauchte, wollte ich Nancy zur Brücke zurückrufen«, übernahm Stone die Fortsetzung der Story »Aber er erschien nicht in seinem Büro. Ich war ja auf der Brücke, also waren wir sicher, dass er nicht auf diesem Weg aus dem Gebäude gegangen war.«
    »Gibt es keine anderen Ausgänge?«
    »Keine, die so spät noch offen sind«, antwortete Stone. »Man kann nur auf drei Wegen aus dem Gebäude kommen: über die Brücke an mir vorbei, durch die Parkhausausfahrt und durch den Hauptausgang – der hat eine Drehtür. Die anderen Ausgänge im Erdgeschoss sind

Weitere Kostenlose Bücher