Nachtblind
vorkommend identifiziert; Blutspuren im Kofferraum des Wagens, bestätigt als dieselbe Blutgruppe wie die Bentoins; eine lange Liste von Todesdrohungen Al-Balahs gegen Bentoin; kein Alibi des Verdächtigen.
Al-Balah saß seit etwas mehr als einem Monat im Gefängnis, verurteilt zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe wegen Mordes ersten Grades an Trick Bentoin …
»Was sagt Trick zu dem Blut im Wagen?«, fragte Lucas.
»Trick weiß nichts von irgendwelchem Blut. Er sagt, er habe eine Verabredung zu einer Gin-Rummy-Serie in Panama gehabt, mit diesem reichen Typen, der von sich meint, er sei der King der Gin-Rummy-Spieler, also flog er hin. Er hat nie was von dem Prozess gegen Al-Balah gehört, behauptet er. Und er ist sauer, weil er während der ganzen Zeit in Panama nicht viel ab zocken konnte.«
Lucas kratzte sich am Kopf. »Verdammte Scheiße … Ich rufe den Bezirksstaatsanwalt an. Der wird nicht sehr glücklich sein. Man hat ihn nach dem Prozess in der Presse sehr gelobt …«
»Weißt du, was noch schlimmer ist? Dieses Arschloch von Al-Balah wird sich wieder in den Straßenhandel reindrängen.«
»Was meint Trick dazu?«
»Er sagte nur: Lasst ihn das ruhig mal machen. Ihr Cops wisst ja, dass er bestimmt irgendeinen umgebracht hat. Wenn auch nicht mich.«
»Da hat er Recht«, sagte Lucas.
Unten auf der Straße leuchteten TV-Scheinwerfer auf, und Lucas sah hin: Silly Hanson gab ihr Interview, posierte in ihrem schwarzen Kleid vor dem Hintergrund ihres untadeligen Rasens. Nach einigen Minuten gingen die Lichter wieder aus, und mehrere Kameramänner begannen, tragbare Scheinwerfer herumzuschieben. Sie würden in wenigen Minuten ein Straßenstudio aufgebaut haben.
»Verdammte Scheiße«, knurrte Lucas erneut.
»Scheint ein Mordszirkus zu werden«, sagte Del.
»Ja … Übrigens, Hanson sagt mir, sie wisse nichts von irgendwelchen Drogen.«
»Was kann man anderes erwarten?«, meinte Del. »Aber der einzige Partygast, der sich nicht irgendwas in die Nase stopfte oder in den Arm spritzte, war zu besoffen, es zu tun.«
»Hast du irgendwelche Leute auf der Party gekannt?«
»Nur vom Sehen. Natürlich kannte mich keiner von ihnen.«
Swanson steckte den Kopf durch die Tür zur Veranda, suchte Lucas. »Rose Marie hat angerufen«, sagte er. »Besprechung um halb sieben in ihrem Büro.«
»Okay« Lucas wandte sich wieder an Del.
»Du musst sofort mit den IA-Leuten reden«, sagte er noch einmal. »Wenn das geklärt ist, rede mit den Drogenfahndern und nagele jeden Dealer fest, der als Lieferant für Maison oder ihre Freunde in Frage kommt. Finde raus, woher sie das Zeug hat, das sie sich gestern Abend gespritzt hat. Mitgebracht oder bei der Party gekauft?«
Del nickte. »Okay.«
»Das Problem liegt auf der Hand: Wenn die Medien rausfinden, dass du auf der Party warst, werden sie sich auf dich stürzen. Und wenn dein Gesicht in den lokalen Abendnachrichten gezeigt wird, musst du dir einen neuen Job suchen. Zum Beispiel Strafzettel wegen unerlaubten Spurwechsels an Autofahrer austeilen.«
»Nein, nein, nein!«, sagte Del entsetzt. »Ich darf nicht ins Fernsehen oder in die Zeitung kommen. Meine Tarnung darf nicht auffliegen!«
»Ich werde von meiner Seite tun, was ich kann, aber wenn das durchsickert, brauchen wir einen schweren Flugzeugabsturz, der die Medien für ein paar Tage von dir ablenkt. Und du weißt ja auch, wie wenig man sich darauf verlassen kann, dass die Kollegen im Department dichthalten.«
»Ein Flugzeugabsturz würd’ noch nicht mal reichen«, sagte Del düster und sah hinunter zu den Scheinwerfern auf der Straße. »Nicht, wenn Alie’e Maison ermordet worden ist. Schön, reich, berühmt und erwürgt. Ein feuchter Traum für die Leute von CNN. Sie werden sich an jeden hängen, der auch nur am Rand mit der Frau zu tun hatte. Wenn ich damit in Verbindung gebracht werde … Scheiße. Wir müssen den Kerl finden.« Er nickte zum Haus hinüber, meinte den Mörder. »Und wir müssen ihn schnell finden.«
4
Rose Marie Roux hatte mit einer neuen Proteindiät dreißig Pfund abgenommen und meinte jetzt, sie müsse sich Gedanken über ein Facelifting machen. »Nur ein paar kleine Schnitte, um die Seiten glatt zu kriegen«, erklärte sie Lucas. Rose Marie war die Polizeichefin von Minneapolis. Sie legte die Fingerspitzen dicht unter den Wangenknochen aufs Gesicht und zog die Haut zurück, bis sich ihre Lippen verzogen. Der Bürgermeister kam in ihr Büro, sah sie an und fragte
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