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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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haben könnte?«
    »Nein. Wirklich nicht. Ich habe mir das wieder und wieder durch den Kopf gehen lassen; aber mir fällt niemand ein, der dafür in Frage käme.« Sie nahm den Blick von Sloan, richtete ihn auf Lucas. »Ich kenne niemanden, der sie so wenig mochte, dass er es getan haben könnte. Bei der anderen Ermordeten weiß ich es nicht, aber Alie’e – es gab vielleicht einige Leute, die sie nicht mochten, aber das war bestimmt nicht so ausgeprägt, dass sie ihr ein Leid antun würden.«
    »Was ist mit New York? Dort vielleicht jemand?«, fragte Sloan.
    »Nein.« Sie wandte sich weiterhin an Lucas. »Unter den zehn oder fünfzehn Models, die landesweit bekannt sind, den Supermodels, rangiert sie etwa an siebter oder achter Stelle. Sie stand kurz davor, ganz an die Spitze vorzustoßen – vielleicht wäre sie eines Tages sogar zur Nummer eins aufgestiegen, das Aussehen dafür hatte sie –, aber es gibt andere Models, die nur schwer von der Spitze zu verdrängen sind. Dennoch, wer wäre besser geeignet als Alie’e, die Aufmerksamkeit eines Irren auf sich zu lenken – woran Sie ja sicher gerade denken, nicht wahr?«
    »Wir wissen im Moment überhaupt noch nicht, was wir denken sollen«, sagte Sloan. »Sie wissen also nicht …«
    Jael unterbrach ihn, lehnte sich vor: »Sie hatte viele Fans im Internet. Eine Reihe von … wissen Sie, viele Computerleute interessierten sich für sie. Sie richteten Internetseiten ein oder wie man das nennt, Websites, mit Fotos von ihr. Einige manipulierten Pornofotos, sodass da Bilder von einer Frau zu sehen sind, die es gerade mit jemandem treibt, und das Gesicht ist das von Alie’e … Es gibt eine ganze Reihe solcher Fotos.«
    »Hmmm, sehr interessant«, sagte Sloan. Er sah Lucas an, dann wieder Jael: »Hat sie irgendwann mal irgendwelche Pornos gemacht?«
    »Nein. Natürlich nicht. Abgesehen von allen anderen Aspekten konnte sie sich das nicht leisten. Wenn sie sich für irgendwelche Pornoaufnahmen hergegeben hätte, hätten die großen Couturiers sie wie eine heiße Kartoffel fallen lassen.«
    »Okay … Was ist mit Miz Lansing? Waren Sie mit ihr ebenfalls befreundet?«
    »Nein. Ich kannte sie von Partys, aber sie gehörte nicht zur … wie soll ich das nennen? Künstlerszene? Es klingt anmaßend und dumm zugleich.«
    »Sie war also keine Freundin, aber Sie kannten sie irgendwie«, sagte Lucas.
    »Ja. Sie arbeitete als leitende Angestellte in einem Hotel oder so was.«
    Sloan nickte. »Okay Kommen wir nun auf Ihre persönliche Beziehung zu Miz Maison zu sprechen. Sie beide waren … was?«
    Corbeau zögerte einen Moment, sagte dann: »Wir waren Freundinnen und hatten zugleich eine sexuelle Beziehung. Ich habe sie ursprünglich in New York getroffen. Wir arbeiteten damals beide als Models – sie war noch nicht so berühmt, wie sie es heute ist … war. Wir stammten beide aus Minnesota – das brachte uns zusammen, und wir wurden Freundinnen.«
    »Die Beziehung dauerte an, auch nachdem Sie wieder hierher gezogen waren? Wie ich hörte, leben Sie jetzt hier.«
    »Ja. Ich komme aber auch alle paar Wochen nach New York, um mit Kunsthändlern zu reden. Ich bin Repräsentantin für meine Produkte und die mehrerer anderer Töpfer und Töpferinnen bei New Yorker Kunsthandlungen. Ich habe dann meistens bei Alie’e in ihrem Appartement übernachtet.«
    »Nicht immer?«
    »Nein. Wir unterhielten beide weiterhin andere Beziehungen – zu Männern wie auch zu Frauen.« Wieder sah sie Lucas an. »Keine von uns beiden betrachtete sich vornehmlich als lesbisch; wir waren einfach nur sehr gute Freundinnen, und unsere Freundschaft umfasste auch eine physisch-sexuelle Komponente. Wenn sie also einen Mann bei sich im Appartement hatte, habe ich irgendwo anders übernachtet. Meistens in einem Hotel südlich des Central Park, sodass ich die Galerien und Kunsthandlungen an der siebenundfünfzigsten Straße und an der Madison Avenue zu Fuß erreichen konnte.«
    »Hatten Sie in der vergangenen Nacht bei der Party sexuelle Kontakte mit Miz Maison?«, fragte Sloan.
    Wieder ein schneller Blick zu ihrem Anwalt. Dann: »Ja.«
    »Waren Sie allein mit ihr?«
    »Nein. Wir waren zu dritt. Catherine Kinsley war auch dabei. Sie ist, glaube ich, heute mit ihrem Mann zu ihrem Ferienhaus oben im Norden gefahren. Ich konnte sie nicht erreichen.« Zum ersten Mal überflog eine leichte Röte ihre Wangen.
    »Es handelt sich hier nicht um Sex, der geradewegs aufs Ziel ausgerichtet ist wie mit Männern. Es ist mehr

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