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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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»Mach, was der Typ da sagt. Hol dir ’nen Anwalt.«
    Plain sah Lucas an, dann Sloan, dann wieder Lucas, sagte dann: »Ich scheiß’ auf einen Anwalt. Aber ich möchte eine eigene Aufzeichnung von meiner Aussage machen. Ich habe einen Rekorder dabei.«
    »Kein Problem«, sagte Lucas.
    Plain fragte, ob der braunhaarige Mann dabei sein dürfe, und Lucas sah Sloan an, der die Schultern hob. »Besser nicht,
aber …«
    »Hol dir ’nen Anwalt«, sagte der braunhaarige Mann wieder einmal.
    »… wenn er sich nicht einmischt …«, fuhr Sloan fort.
    »Dann kommen Sie doch alle mal mit«, sagte Lucas.
     
     
    Sie nahmen Plains Aussage in einem Vernehmungsraum auf –mit drei Kassettenrekordern auf dem Tisch: zweien der Polizei – zur doppelten Absicherung der Aufnahme – sowie Plains’ handtellergroßem Sony Sloan legte die Guter-Cop-Platte auf und sagte freundlich: »Wenn Sie uns einfach nur sagen würden, wo Sie sich gestern Abend aufhielten, was Sie gemacht und wen Sie getroffen haben …«
    Plain griff in die Jackentasche, holte ein orangefarbenes Notizbuch heraus und klappte es auf. »Ich bin kurz nach zehn bei der Party eingetroffen – es muss, genauer gesagt, etwa zehn nach zehn gewesen sein. Davor, ungefähr ab acht Uhr, war ich mit Freunden im New French Café. Diese Freunde waren …«
    Er zählte sie auf. In den nächsten fünf Minuten stellte er fast minutiös dar, wie er den Abend verbracht hatte, nannte jeden Freund und Bekannten, dem er begegnet war.
    »Kennen Sie Sandy Lansing?«
    Plain schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Wenn Sie mir ein Foto von ihr zeigen, würde ich sie vielleicht erkennen, aber der Name sagt mir nichts. Die Party war ja offen … für einen bestimmten Kreis von Leuten.«
    »Was für einen Kreis?«
    »Für einen Kreis von Künstlern und reichen Leuten, die hip sind«, erklärte Plain.
    »Wurde Dope konsumiert?«
    »Überall in diesem verdammten Haus.«
    »Nehmen Sie selbst auch Drogen?« Sloans Stimme war sanft, aber die Frage an sich war vergiftet, wie alle Anwesenden wussten.
    Plain aber zögerte nicht mit der Antwort: »Nein. Ich nehme keine Drogen oder Chemikalien. Als Teenager habe ich es allerdings zwei Jahre lang gemacht. Ich habe damals genommen: Kokain, Heroin, Amphetamine, Ecstasy, LSD, Peyotl, Marihuana, Alkohol, Nikotin und verschiedene andere Sachen. Halluzinogene. Hypnotika. Ich fand heraus, dass jedes einzelne dieser Mittel mich dümmer machte, als ich sowieso schon war, und ich meinte, das könne ich mir auf die Dauer nicht leisten. Vor elf Jahren habe ich endgültig damit aufgehört.«
    »Aspirin?«, fragte Lucas mit einem Anflug von Sarkasmus.
    »Ich nehme natürlich bei Bedarf Aspirin und Ibuprofen. Ich bin kein Schwachsinniger, der aus Prinzip den Gebrauch von Medikamenten ablehnt.« Aus seiner Stimme war keine Reaktion auf den Sarkasmus herauszuhören, und Lucas erkannte, dass seine Frage auch irgendwie kindisch gewesen war. Eins zu null für Plain.
    »Was haben Sie nach der Party gemacht?«, fragte Sloan.
    Plain hatte, wie er ausführte, die Party bei Sallance Hanson ungefähr um Mitternacht verlassen und war mit einer Freundin, Sandy Smith, zu seinem Studio nach Lowertown/St. Paul gefahren. Dort hatte James Graf, ein Angestellter, auf sie gewartet, und sie hatten sich die inzwischen entwickelten Negative der Fotoserien dieses Morgens angesehen. Nach einer halben Stunde war Smith nach Hause gefahren, während Plain und Graf die Arbeit an den Negativen fortgesetzt hatten.
    »Was waren das für Fotoserien?«, fragte Lucas.
    Plain runzelte die Stirn. »Das wissen Sie nicht?«
    »Nein.«
    »Tolle Ermittlungsarbeit«, sagte Plain verächtlich zu dem braunhaarigen Mann. »Ich habe den ganzen gestrigen Morgen sowie einen Teil des Nachmittags damit verbracht, Modeaufnahmen mit Alie’e zu machen.«
    »Hatten Sie eine persönliche Beziehung zu Alie’e?«, fragte Sloan.
    »Was meinen Sie damit? Ob ich ein Fickverhältnis mit ihr hatte?«
    »Oder so was Ähnliches«, sagte Lucas.
    »Nein. Ich habe sie nicht gebumst. Ich war nicht interessiert an ihr. Sie war eine leere Schaupackung. So was wie ein lebendiges Spielzeug, in das man seinen Schwanz stecken konnte. Oder, wenn man eine Frau war, seine Zunge. Sie war ausschließlich daran interessiert, das Leben zu genießen, sonst an gar nichts.«
    »Hatte Ihre Schwester ein Verhältnis mit ihr?«, fragte Lucas.
    »Ja. Sie haben aneinander rumgesuckelt, oder was auch immer Frauen miteinander treiben. Und jagten sich

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