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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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gegenseitig Heroin in die Adern, schnüffelten gemeinsam Koks.«
    Sloan sagte »Mmmm«, und Lucas fragte: »Ich habe mit einer Frau gesprochen, die auch auf der Party war, und sie sagte, Sie seien so eifersüchtig auf die Beziehung zwischen Alie’e und Ihrer Schwester, dass Sie Jael umbringen würden, wenn sich eine Gelegenheit dazu bieten würde. Woraus man schließen kann, dass Alie’e Ihnen mehr bedeutete als nur eines unter vielen Models.«
    Plain senkte den Kopf, sah Lucas erstaunt an, sagte dann: »Sie lügen. Niemand hat Ihnen so was gesagt. Aber es ist interessant. Sie sind offensichtlich irgendwo auf irgendwas gestoßen, können sich aber keinen Reim darauf machen.«
    »Hol dir ’nen Anwalt«, sagte sein Freund aus seiner Ecke.
    Lucas grinste unbeabsichtigt. Plain hatte ihn erwischt, und nun wollte er wissen, wie Plain ihm auf die Schliche gekommen war. »Sagen Sie mir, wieso Sie meinen, ich hätte gelogen.«
    »Weil Sie es genau falsch herum verstanden haben.«
    »Was?«
    »Ich war nicht eifersüchtig, weil meine Schwester mir Alie’e ausgespannt hat. Ich war ein wenig eifersüchtig – das gebe ich zu –, weil Alie’e mir Jael ausgespannt hat.«
    In die darauf folgende Stille hinein sagte der braunhaarige Mann »Oh, Scheiße«, und Lucas und Sloan sahen sich an, versuchten das, was Plain da gerade gesagt hatte, zu verdauen. Plain wandte sich an Sloan, weil er ihn offensichtlich für den sympathischeren der beiden Cops hielt, lehnte sich zu ihm vor und sagte: »Ja, so ist das … Ich habe meine Schwester gevögelt.«
     
     
    »Na, das war ja vielleicht eine Vernehmung«, sagte Sloan, als Plain und sein Freund gegangen waren. Die Anhörung hatte eine volle Stunde gedauert.
    Lucas strich sich über die Stirn. »Zum Schluss hatte ich fast Verständnis für ihn … Zwei bohemienhafte Künstler als Eltern, reiche, oberflächliche Typen, die sich scheiden lassen. Jeder nimmt eines der Kids zu sich. Und die Kinder haben fünfzehn Jahre keinerlei Kontakt miteinander. Dann begegnen sie sich mehr oder weniger zufällig, wie zwei Fremde, beide gut aussehend, Jael ist Model, Amnon Modefotograf, beide also im selben Milieu tätig. Wenn sie nicht Bruder und Schwester wären, würde man geradezu erwarten , dass sie miteinander ins Bett steigen.«
    »Ja, sicher, aber …«
    Lucas nickte. »Dann ist da aber noch die andere Sache.«
    »Welche?«
    »Er sagt, seine Schwester hätte die Arbeit als Model aufgegeben und wäre jetzt professionelle Töpferin, in der Kunstszene hoch anerkannt. Ich kenne einige Töpferinnen …«
    »Daran zweifle ich nicht«, sagte Sloan. Er hatte eine übersteigerte Vorstellung von Lucas’ Liebesleben.
    »Ich will dir mal was über das Töpfern erzählen«, sagte Lucas. »Diese Leute nehmen Ton oder Lehm, klopfen und kneten ihn, formen ihn auf einer Drehscheibe … Wenn man das ein paar Jahre gemacht hat, kriegt man muskulöse Arme und Hände wie ein Ringer.«
    »Alie’e wurde von kräftigen Händen erwürgt«, sagte Sloan. »Wird interessant sein, mit der Schwester zu reden.«
    Alie’es Freund, ein Mann, der darauf bestand, sein einziger Name sei Jax, kam einige Schritte vor Jael Corbeau und ihrem Anwalt ins Morddezernat. Lucas fiel die Entscheidung, bei welcher Vernehmung er dabei sein wollte – Jax oder Jael –, nicht schwer; er folgte der Gruppe mit Jael Corbeau.
    Sloan leitete die Anhörung; Lucas, Swanson und der Anwalt saßen dabei. Lucas versuchte, Jael Corbeau nicht anzustarren, aber sie war eine Frau, die das Anstarren herausforderte. Nicht sofort, nicht blitzartig, doch nach etwa einer Minute stellte Lucas fest, dass er es kaum fertig brachte, den Blick von ihr abzuwenden. Sie hatte das gleiche eckige Gesicht wie ihr Bruder, war aber blond, nicht dunkelhaarig wie er. Und sie hatte diese Spuren im Gesicht – Narben. Sie verursachten bei Lucas etwas Ungewöhnliches: Das Atmen fiel ihm schwer.
    Nach den Präliminarien – Sloan las ihr ihre Rechte und Pflichten bei der Vernehmung vor, und der Anwalt erklärte, er werde seiner Mandantin gegebenenfalls raten, bestimmte Fragen nicht zu beantworten, was jedoch nicht als Anzeichen eines Schuldgefühls gewertet werden dürfe – legte Sloan los: »Erzählen Sie uns von Ihrer Beziehung zu Alie’e Maison.«
    Jael sah den Anwalt an, und als der nickte, sagte sie: »Nun, ich habe sie nicht getötet. Auch nicht die andere Frau.«
    »Ich freue mich, das zu hören«, sagte Sloan und lächelte sie an. »Haben Sie eine Idee, wer es getan

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