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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Bildschirm seines Computers starrte. Er trug eine dunkle Sportjacke, deren Schultern und Aufschläge mit glitzernden Kopfschuppen dekoriert waren. Er war so in seine Arbeit vertieft, dass er Lucas nicht kommen hörte.
    Lucas nahm einen Besucherstuhl vom benachbarten Arbeitsplatz und stellte ihn in den Gang direkt vor Deals Kabine. Er setzte sich geräuschvoll hin, und erst jetzt merkte Deal, dass er Besuch hatte. Er fuhr herum, zuckte erschreckt zurück.
    »Hallo Derrick«, sagte Lucas lächelnd. »Ich dachte, Sie wären noch in Kalifornien.«
    Deal riss sich zusammen, knurrte: »Gottverdammt, Davenport, Sie haben mich fast zu Tode erschreckt. Was wollen Sie denn hier bei mir?«
    »Sie haben von dem Mord gehört? An Sandy Lansing?«
    »Hat nichts mit uns hier zu tun«, murmelte Deal. Er nahm ein Blatt Papier vom Computertisch, schaute darauf, steckte es dann in eine Schublade.
    Lucas hob die Schultern. »Sie wissen ja, wie das ist, Derrick. Wir müssen alles abklopfen. Und diese Sache mit Sandy Lansing gibt uns ein paar Rätsel auf. Sie verdient bei euch nicht viel – fünfundzwanzigtausend im Jahr. Aber sie fährt einen Porsche, und ihre Kleider stammen aus diesen Edina-Boutiquen …«
    »Sie kriegt von uns fünftausend für Kleidung«, sagte Deal.
    »Für Partykleider?«
    »Nein. Nicht für Partykleider.« Deal wandte betont lässig den Kopf zum Computerbildschirm, auf dem eine Tabelle zu sehen war, drückte auf ein paar Tasten, löschte das Bild. »Sondern für Kleidung, wie Sie sie hier bei den anderen weiblichen Angestellten sehen. Konservative Matronenkleidung der gehobenen Mittelklasse.«
    »Wir dachten, sie hat sich vielleicht zusätzlich Geld damit verdient, dass sie ihre Kleidung auszog . Diese Matronenkleidung, versteht sich.«
    Deal schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Kommen Sie, Mann«, sagte Lucas, Er wedelte mit der Hand, was bedeuten sollte: Schau dir doch euren tollen Laden hier an! »Ihr habt doch alle möglichen Topsportler und Filmstars und Sänger und Theaterleute und reichen Geschäftsleute hier als Gäste … Ich meine, was macht denn ein Mann für alle Fälle wie Sie, wenn einer von diesen Leuten einen geblasen haben will?«
    »Ich sage ihm, er soll sich selbst einen blasen.«
    »Derrick …«
    Deal hob die Hände. »Hören Sie zu, Mann – sie hat sich nicht für Geld bumsen lassen. Nicht hier im Hotel jedenfalls. Ich wusste von ihrem teuren Wagen, habe sie sogar mal danach gefragt. Sie hat so was wie ›Ich habe mein eigenes Geld‹ geantwortet. Ich nahm an, es käme von ihrem Daddy und sie würde nur arbeiten, bis sie irgendwann mal heiratet.«
    »Sie stammte nicht aus einem reichen Haus«, sagte Lucas.
    Deal schüttelte den Kopf. »Dann sollten Sie mal ein paar intensivere Ermittlungen anstellen und aufhören, unschuldige Leute zu belästigen.«
    »Derrick, gottverdammt, ich versuche, Sie zu mögen , aber Sie machen es mir sehr schwer«, sagte Lucas. Er legte die Hände auf die Armlehnen des Stuhls, als wollte er gehen. »Wir wissen, dass sie zusätzliche Einnähmen hatte, und Sex ist die einzige Quelle dafür, die wir uns vorstellen können. Ich hasse den Gedanken, Brown’s Hotel könnte so was wie ein hochklassiges Bordell sein, aber wir werden wohl ein paar Leute darauf ansetzen müssen, dieser Frage nachzugehen. Dürfen wir dabei Ihren Namen als Empfehlung benutzen?«
    »Halt, halt, nun warten Sie mal einen Moment«, knurrte Deal. Er nahm einen Telefonhörer hoch, wählte eine vierstellige Nummer, wartete, sagte dann in die Muschel: »Jean, könnten Sie mal kurz zu mir kommen?«
    Er legte wieder auf, sagte: »Sie sollten in Richtung Dope ermitteln.«
    »Warum?«
    »Weil Sandy, wenn sie zum Dienst kam, was normalerweise am späten Nachmittag geschah, schon etliche Male einen Kater hatte. Von den Partys. Sie war ein echtes Partygirl, und sie schnupfte verdammt viel Koks.«
    »Glauben Sie, dass sie auch Dope verkauft hat?«
    Deal öffnete den Mund, als wollte er spontan eine Antwort geben, aber seine Augen flackerten, und er wandte den Blick ab. »Ich weiß nichts darüber, ob sie auch Stoff verkauft hat.
    Aber sie hat Koks konsumiert. Und hier bei uns hat sie kein zusätzliches Geld bekommen, weder offiziell noch unter dem Ladentisch.«
    Er lügt, dachte Lucas. Er hatte es an dem kurzen Flackern in Deals Augen erkannt. Die Tür des Büros wurde geöffnet, und beide sahen dorthin. Eine junge Frau trat in den Gang, schaute zu Deals Kabine herüber, sah Lucas davor sitzen. »Mr.

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