Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
Vom Netzwerk:
rüber zur White Bear Avenue. Dort ist ein durchgehend geöffneter Supermarkt …«
    »In dem alle Cops von St. Paul rumhängen.«
    »Früher mal, als sie dort auch noch ein durchgehend geöffnetes Restaurant betrieben haben. Jedenfalls, er kaufte Hefegebäck und Cornflakes und einen Karton Milch und Mineralwasser.« Er senkte die Bleistiftspitze auf die Einkaufstüte. »Als er zurückkam, ging er durch den Eingang unten im Studio, weil er dachte, Plain sei noch unter der Dusche, aber als er nichts von ihm hörte, stieg er die Wendeltreppe hoch und fand … das da.«
    »Er ließ die Tüte fallen?«
    »Ja.«
    »Hatte er die Rechnung vom Supermarkt?«, fragte Lucas.
    »Ja. Und die Zeit auf der Rechnung ist vier Uhr fünfundvierzig. Wir haben das überprüft, es stimmt.«
    »Sie glauben ihm?«
    »Ja.«
    »Wieso?«
    »Weil er dermaßen aus der Fassung war, dass er das kaum vorspielen konnte. Und weil in dem Supermarkt ein weiblicher Cop von uns in der Freizeit arbeitet, und sie war dort und hat gesehen, wie der Assistent alle Nahrungsmittel sorgfältig geprüft hat, und sie sagt, er sei so ungezwungen aufgetreten, dass er nicht gerade von einem Mord kommen und ihr selbst und dem Kassierer diese Lockerheit hätte vorspielen können.«
    »Scheiße.«
    »Ich habe auch so reagiert, weil mir klar wurde, dass dieser Fall mir eine Menge Ärger machen wird.«
    Der Cop, den Allport losgeschickt hatte, das Telefonat zu machen, kam mit einem Handy zurück und reichte es dem Lieutenant. »Der Chief«, sagte er.
    Allport hob es ans Ohr und sagte: »Lucas Davenport ist hier. Er meint, wir müssten uns auf einen irren Medienrummel vorbereiten, und zwar sofort. Ja … Ja … Ich übergebe.« Er reichte Lucas das Handy.
    »Führen Sie gerade eine neue Großaktion gegen das Verbrechen in St. Paul durch?«, fragte Lucas.
    »Nun, ehm, im Moment nicht. Warum fragen Sie das?«
    »Alle streunenden Hunde sind aus der Nachbarschaft meines Hauses verschwunden«, sagte Lucas.
    »Sie Quatschkopf, Davenport … Hören Sie, wie schlimm wird diese Sache?«
    »Das kann ich nicht sagen. Alles hängt davon ab, wie Sie es handhaben – die Fernsehleute schwärmen im Moment noch wie Hornissen durch Minneapolis, aber Sie können Ihren Arsch darauf verwetten, dass sie in Massen hier auftauchen, sobald der Mord bekannt wird. Ich wäre überrascht, wenn Sie noch mehr als eine Stunde Zeit hätten, sich darauf einzustellen. Ich an Ihrer Stelle würde sofort den Bürgermeister verständigen und ihn auf den Medienrummel vorbereiten, damit er vor den Reportern kein dummes Zeug von sich gibt. Und ich würde mit Rose Marie sprechen. Bringen Sie sie dazu, Ihnen unseren PR-Mann herzuschicken, damit er Sie über die bisherigen Mordfälle unterrichtet … Wenn Sie vor den Medien-Leuten halbwegs vernünftig klingen und auf alle Fragen vorbereitet sind, kann nichts schief gehen. Für den Moment sind Sie dann aus dem Schneider.«
    »Bis wir den Mörder fangen … Gibt es noch keine Spur?«
    »Nein.«
    »Dann bleiben Sie doch noch ein bisschen bei Allport. Auch wenn Sie drüben in Minneapolis nichts zu Stande gebracht haben – vielleicht fällt Ihnen ja hier bei uns was ins Auge.«
    Lucas gab dem Cop das Handy zurück und ging, so nahe es die Blutlache zuließ, vor der Leiche in die Hocke. Mitten auf Plains Rücken war ein großer roter Fleck zu sehen. Hier war die Kugel ausgetreten, dachte er; aber das Unterhemd war so mit Blut voll gesogen, dass die Wunde selbst nicht zu erkennen war. Lucas sah sich im Zimmer um. »Haben Sie schon irgendwo das Geschoss gefunden?«
    »Das Problem ist, dass das ganze Gebäude aus Stahlbeton besteht. Aber da drüben in der Wand ist ein verdammt großer Kratzer.« Er zeigte hin, und Lucas sah die graue Stelle. »Das Geschoss ist vermutlich abgeprallt. Wir haben es nicht gefunden. Ich würde mich nicht wundern, wenn es sich mehr oder weniger zerlegt hätte. Es ist frontal auf der Wand aufgetroffen.«
    »Wann ist es so weit, dass wir ihn umdrehen können?«
    »Wir sind so weit.« Allport nickte zu einem jungen Mann hinüber, der in der Küche auf einem Stuhl saß und in einem Comicheft las. »Der Leichenbeschauer. Aber unser Fotograf überprüft noch, ob seine Fotos vom Ausgangszustand in Ordnung sind – wir wollen bei dieser Sache keinen Fehler machen.«
    »Wie lange dauert das?«
    »Der Fotograf ist vor einer halben Stunde zu seinem Labor gefahren, er müsste jeden Moment zurückkommen.«
    »Wo ist Plains Assistent?«, fragte Lucas.
    »Unten

Weitere Kostenlose Bücher