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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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Küche gegessen. Hier unten im Studio machen wir das nicht, weil was fettig werden kann und Krümel rumliegen, und die ziehen Schaben und Mäuse an. Es sind zu viele wertvolle Sachen hier.«
    »Er könnte also gedacht haben, Sie wären an der Tür?«
    »Ja.«
    »Hatte er ein Hemd an, als Sie ihn zum letzten Mal sahen?«
    »Ja. Und auch die Schuhe. Er wollte aber unter die Dusche gehen.«
    »Also muss der Killer den Mord innerhalb weniger Minuten nach Ihrem Weggang begangen haben.«
    »Wahrscheinlich. Ich glaube, Amny war noch nicht unter der Dusche gewesen. Sein Haar sah nicht nass aus … Er hat sich immer die Haare gewaschen, wenn wir lange Zeit gearbeitet haben, weil es fettig wurde. So sagte er jedenfalls immer.«
    »Glauben Sie …«
    Allport rief aus dem Appartement: »Wir machen jetzt weiter!«
     
     
    Lucas ging nach oben. Der Leichenbeschauer streifte sich gerade gelbe Gummihandschuhe über; ein Cop und der Assistent des Arztes hatten sie bereits angezogen. Ein Fotograf kauerte in der Zimmerecke und klaubte die benötigte Ausrüstung aus einer Fototasche zusammen. Eine zweieinhalb Meter lange Plastikplane lag neben der Blutlache ausgebreitet auf dem Boden.
    »Wir drehen ihn jetzt«, sagte Allport.
    Der Arzt wandte sich an die beiden Männer mit den Handschuhen: »Wir müssen ihn hochheben, so wie er da liegt, dann in der Luft umdrehen und aufpassen, dass er nicht zurück in die Blutlache sinkt. Und dann legen wir ihn mit dem Rücken nach unten auf die Plane.«
    »Haben Sie mit der Frau namens Joyce gesprochen?«, wandte sich Lucas an Allport.
    Allport nickte. »Ja. Joyce Woo.«
    Der Arzt unterbrach die beiden. »Sie müssen da weg, wir brauchen Platz, um ihn rüberzuschwingen.« Lucas und Allport traten zurück. Der Arzt wandte sich wieder an seine Gehilfen: »Bill, ihr müsst eine Hand unter die Schultern schieben und mit der anderen seine Arme festhalten; passt auf, dass eure Hände nicht wegrutschen, das Blut hat sich wahrscheinlich bis zu den Schultern ausgebreitet … Ich nehme seine Füße.«
    »Sie ist Ostasiatin«, sagte Allport zu Lucas. »Sie war draußen im Flur. Könnte sein, dass sie jemanden gesehen hat, vielleicht hat sie sogar den Schuss gehört, aber sie war zu diesem Zeitpunkt so betrunken, dass sie sich nicht sicher ist. Ich meine, sie ist sich sicher, aber wir nicht. Gehen Sie doch zu ihr und reden Sie mit ihr.«
    »Der Anruf? Bei dem sich der Anrufer nicht meldet?«
    »Wir sind noch bei der Überprüfung.«
    »Fertig?«, fragte der Arzt. »Und … hoch!«
    Als sie die Leiche anhoben, drehte Lucas sich weg. Aber er hörte es. Als sie den Oberkörper der Leiche von dem geronnenen Blut abhoben, gab es ein Geräusch, wie wenn man den Fuß aus einem halb eingetrockneten Schlammloch zieht.
    Sie hoben die Leiche über die Plastikplane, drehten sie um und ließen sie auf die Plane sinken. Lucas sah hin. Die Augen waren geöffnet; Lucas stöhnte auf und wandte den Blick für einen Moment ab.
    »Keine Besonderheiten«, sagte Allport. » Peng – und er fällt um.«
    Lucas ging in die Hocke, sah in Plains Gesicht. »Seltsam«, sagte er.
    »Was?«, wollte Allport wissen.
    »Die Morde bei der Party waren improvisiert«, erklärte Lucas. »Kein Mensch kann doch so verrückt sein, zu einer großen Party zu gehen und zu planen , eine Frau im Flur neben dem Salon umzubringen und dann ein berühmtes Model in einem Schlafzimmer zu erwürgen, wenn hundert Menschen in dem Haus rumlaufen. Der Killer musste improvisieren. Könnte sein, dass es ein Unfall war.«
    »So ist es hier aber nicht«, sagte Allport. »Vielleicht wusste dieser Plain irgendwas, und der Killer musste ihn zum Schweigen bringen.«
    Lucas richtete sich auf. »Eine ganz schön … komplizierte Sache.«
     
     
    Als Joyce Woo die Tür öffnete, hielt sie einen Bierbecher in der Hand, der zur Hälfte mit Wein gefüllt war, und ihr ganzes Appartement roch nach billigem Fusel. Sie war klein, stämmig, mondgesichtig und trug eine Brille mit dicken Gläsern. Sie bat Lucas herein und ließ sich auf eine Couch mit Paisley-Kissen sinken. Lucas setzte sich ihr gegenüber auf einen Küchenstuhl.
    »Ich habe den anderen Cops schon gesagt, dass ich jemand gesehen habe«, sagte sie und nippte an ihrem Wein, sah Lucas über den Rand des Bechers an. »Hinten im Flur. Aber ich habe ihn nicht sehr deutlich gesehen, weil ich gerade Fang-mich-und-fick-mich mit einem Freund gespielt habe.«
    »Ehm, was …?«
    »Mit einem Mann von der anderen Straßenseite,

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