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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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kamen von Ermittlungen zurück, schüttelten die Köpfe, nahmen neue Aufträge entgegen. Man hatte inzwischen jede Person, die als Partyteilnehmer identifiziert worden war, angehört. Niemand hatte angeblich irgendwelche Drogen genommen, niemand wusste, wo welche hergekommen sein könnten. Niemand hatte Alie’e noch nach Mitternacht gesehen, und nur einige wenige Leute erinnerten sich überhaupt an Sandy Lansing.
    Nach einer Abschlussbesprechung in Rose Marie Roux’ Büro fuhr Lucas nach Hause. Er zog sich um, in Sweatshirt und kurze Hose, joggte fünfundvierzig Minuten durch das stille Highland-Park-Viertel von St. Paul. Fühlte sich gut. Zurück im Haus hörte er den Anrufbeantworter ab. Carl Knox anrufen, war die einzige Nachricht.
     
     
    »Hallo Carl, hier ist Lucas Davenport.«
    »Ich habe zwei Namen für Sie. Und ich habe so intensiv rumgefragt, wie ich nur konnte – ich bin schon ganz nervös, ob’s nicht aufgefallen ist.«
    »Wie lauten die Namen?«
    »Erstens Curtis Logan, geschrieben, wie man’s ausspricht. Er behauptet von sich, Künstler zu sein, und er hat tatsächlich mal in einem der Kunstmuseen gearbeitet. Er fing an, Koks und Ecstasy und Speed an einige seiner Chefs zu verkaufen, was sich dann rumgesprochen hat. In bestimmten Kreisen.«
    »Okay, Curtis Logan.« Lucas notierte sich den Namen.
    »Und James Bee. B-E-E …«
    »Was macht er?«
    »Er ist lizensierter Finanzberater. Hat über eine Firma namens RIO-Steuerberatung Kontakte zu reichen Leuten. Ansonsten das Gleiche wie bei Logan – er handelt vor allem mit Designerdrogen. Ecstasy, Speed …«
    »In welcher Größenordnung? Nur hin und wieder mal in kleinen Mengen? Oder ist er groß im Geschäft?«
    »Das weiß ich nicht genau – ich habe ja schließlich keine Untersuchung angestellt, sondern meine Fühler nur nach der von Ihnen gesuchten Verbindung ausgestreckt. Aber ich denke, man kann sagen, er ist recht groß im Geschäft. Und sehr vorsichtig.«
    »Ich schulde Ihnen was, Carl«, sagte Lucas.
    »So ist es. Und lassen Sie um Himmels willen nichts raus, was diese Leute auf meine Spur führen könnte, wenn Sie sie ausquetschen.«
     
     
    Keiner der beiden Namen stand auf der Partyliste; das wäre auch mehr gewesen, als man erwarten konnte. Aber wenn sie die beiden in die Zange nahmen, würde sich vielleicht eine Namenskette von Reiche-Leute-Drogenhändlern ergeben, und zum Schluss blieb dann vielleicht ein einziger Name übrig …
    Del war noch bei seiner Undercover-Arbeit. Lucas wählte die Nummer seines Mobiltelefons und holte ihn damit aus einer Bar. »Ich habe zwei Namen für dich, aber du musst ganz sanft an die Leute rangehen.«
    »Wie auf Baumwollflocken …«
    Lucas nannte ihm die Namen – Del kannte sie nicht –, sagte dann: »Ruf mich an, sobald du was rausfindest.«
    »Das wird frühestens morgen sein«, sagte Del. »Ich muss als Erstes mit ein paar Bankleuten sprechen, um eventuelle finanzielle Transaktionen zu überprüfen.«
    »Wir können die Sache aber nicht auf die lange Bank schieben«, sagte Lucas.
    »Ich erledige das, so schnell es geht, aber ich kann ja schlecht einfach hingehen und an ihre Türen klopfen.«
    »Hast du was von Trick gehört?«
    »Nein, aber es gibt Gerüchte über ein großes Gin-Rummy-Spiel. Morgen oder übermorgen Abend. Ich habe es noch nicht genau klären können, aber das wäre dann eine Gelegenheit, ihn zu schnappen.«
    »Ruf mich an, wenn du es weißt.«
     
     
    In dieser Nacht arbeitete er wieder an seinem Spiel, und er wurde nicht durch Telefonanrufe gestört. Aber am nächsten Morgen klingelte das Telefon.
    »Sind Sie halbwegs wach, Sie Schlafmütze?« Rose Marie Roux – und an einem anderen Tag hätten ihre Worte vielleicht ein Lächeln auf sein Gesicht gezaubert, aber nicht heute. Wegen des Untertons in ihrer Stimme …
    »Was ist passiert?«, fragte Lucas.
    »Amnon Plain ist tot.«
    »Tot?«, wiederholte er benommen.
    »Jemand hat ihn erschossen. In St. Paul.«

12
     
     
     
    Montag. Dritter Tag der Jagd nach dem Mörder.
    Es hatte keine Vorahnung gegeben. Lucas neigte zu Vorahnungen – die sich regelmäßig als falsch erwiesen, soweit sie sich auf diverse Flugzeugabsturzszenarien erstreckten; sie setzten ein, sobald er eine Reservierung für einen Flug getätigt hatte. Er hatte aber auch Vorahnungen in Kriminalfällen. Manche davon waren richtig. Ein Psychologe hatte ihm einmal gesagt, sein Unterbewusstsein dränge ihm vermutlich eine logische Verbindung auf, die sein

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