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Nachtblind

Nachtblind

Titel: Nachtblind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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tun.«
    »Haben Sie jemanden, dem Sie trauen können und der einer Fliege was zuleide tun kann ?«, fragte Lucas.
    »Warum diese Frage?«
    »Eine Nachbarin Ihres Bruders hat vergangene Nacht im Matrix-Gebäude einen Mann gesehen. Sie sagte, er sei kräftig gebaut gewesen. Sie hat ihn, kurz bevor Ihr Bruder ermordet wurde, im Treppenhaus gesehen.«
    »Sie meinen …?«
    »Ich meine, wir sollten alle Möglichkeiten in Betracht ziehen. Der Mann, der Ihren Bruder getötet hat, ist ein Irrer. Behalten Sie zunächst einmal Don bei sich. Ich werde einen Cop zu Ihnen schicken, der bei Ihnen in der Wohnung bleibt.«
    »Wie erkenne ich, dass es tatsächlich der Cop ist, den Sie zu mir abstellen?«
    »Nicht der Cop. Es ist eine Sie. Lassen Sie sich den Dienstausweis zeigen. Ihr Name ist Marcy Sherrill.« Er sah Jael an. »Ich glaube, Sie beide werden sich mögen.«

13
     
     
     
    Lucas ging zu Rose Maries Büro. Die Sekretärin im Vorzimmer winkte ihn durch. Ein schlanker Mann mit rotem Bart und in einem teuren dunklen Anzug saß auf dem Besucherstuhl vor Rose Maries Schreibtisch. »Das ist Howard Bennett«, stellte sie ihn vor. »Er ist Kurator im Walker-Kunstmuseum.«
    »Dort bin ich schon ein paarmal gewesen«, sagte Lucas.
    »Innen?«, fragte Rose Marie ungläubig, und eine ihrer Augenbrauen zuckte hoch.
    »Na ja, nicht zur … Kunstbetrachtung«, gestand Lucas. »Als ich noch im Streifendienst war, haben uns die Wachmänner des Museums immer wieder mal rangeholt, um Leute festzunehmen, die … ehm, na ja, Sie wissen schon …«
    »Im Löffel bumsen wollten«, sagte Bennett.
    »Das sind genau die Worte, nach denen ich gesucht habe«, bestätigte Lucas. Im Walker-Museum gab es eine Skulptur von Claes Oldenberg, die aus einem großen Löffel mit einer Kirsche in der Mulde bestand; und da im Slang die Kirsche auch das Synonym für Jungfräulichkeit ist, lag es nahe, sie an diesem bedeutungsvollen Ort als Opfergabe darzubringen. Natürlich war das aber auch eine verbotene Mutprobe; das »Bumsen im Löffel« war das Äquivalent der Zwillingsstädte Minneapolis/St. Paul zum Durchfliegen des großen »Go-West-Bogens« in St. Louis mit einer Cessna 185.
    »Ehm, ja«, sagte Rose Marie. »Howard ist Experte in der Fotografie. Er meint, der Mord an Amnon Plain würde mehr Aufsehen erregen als der Mord an Alie’e.«
    »Ganz so habe ich das nicht gesagt«, korrigierte Bennett. »Aber der Fall wird in bestimmten Kreisen tatsächlich mehr Aufsehen erregen.« Er verzog den Mund zum dünnen Lächeln eines Murmeltiers. »Sie werden es mit einem Synergie-Effekt bei den Medien zu tun bekommen. Eine für Sie wahrscheinlich ganz neue, besonders giftige Gruppe von Journalisten wird sich auf diesen Mordfall stürzen und Sie unter Druck setzen.«
    »Na toll«, kommentierte Rose Marie bitter. »Als ob wir nicht schon im Zentrum der allgemeinen Aufmerksamkeit stehen würden …« Sie sah Lucas an. »Wie schlimm war es am Tatort?«
    »Schlimm genug. Ich weiß nicht, was man Ihnen aus St. Paul berichten wird, aber ich glaube nicht, dass es sich um denselben Täter handelt. Vielleicht hat einfach jemand die Gelegenheit genutzt und darauf gehofft, dass wir davon ausgehen, der Mörder von Alie’e und Lansing sei auch der Mörder von Plain – aber ich glaube das nicht.«
    »Es kann also sein, dass es keinen Zusammenhang gibt?«
    »Wahrscheinlich nicht. Aber es kann natürlich trotzdem so sein. Zwei Leute haben Plains Mörder vermutlich gesehen. Sie sagen, er sei kräftig gebaut und groß und irgendwie hinterwäldlerisch.«
    Rose Marie sah Lucas kurz an, wandte sich dann an Bennett. »Howard, ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir gelegentlich mehr über Plain erzählen würden. Darf ich Sie anrufen?«
    Bennett erkannte, dass er hinauskomplimentiert wurde. Er legte wieder sein Murmeltier-Lächeln auf und sagte: »Grüßen Sie Ihre Freunde im Stadtrat von mir.«
    »Das werde ich gerne tun«, sagte Rose Marie. Sie folgte ihm ins Vorzimmer, schüttelte ihm die Hand, kam dann zurück und schloss die Tür hinter sich. »Sie meinen, es könnte Tom Olson gewesen sein?«, fragte sie Lucas.
    »Dieser Gedanke hat sich mir tatsächlich auf gedrängt«, bestätigte Lucas. »Er ist kräftig gebaut. Wir wissen, dass er ein hitziges Temperament hat. Wir wissen, dass er vor Schmerz und Zorn außer sich ist. Und wir wissen, dass er ein wenig beknackt sein könnte.«
    »Möglicherweise sehr beknackt«, sagte sie.
    »Vielleicht hat ihn dieses Foto von Alie’e so aus

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