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Nachtbrenner

Nachtbrenner

Titel: Nachtbrenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Çakan
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körnig-warmen Sand ging, hin zu dem unaussprechlichen Ort.
    Und dann, Jahrtausende vergingen, begegnete sie den Augen von Schwester. Roten, toten Albinoaugen mit den zuckenden Pupillen des Wahnsinns. Und da endlich verstand Amna die Zeichen, diese schattenlosen Illusionen eines Wüstentages. Und sie begann ihre Erzählung – zum letzten Mal – von der Antilope, die dort, hinter der Biegung des Flusses, den schlanken Kopf zum Trinken senkt. Und sie erzählte auch die Geschichte der Städte, des Hochmuts und des Kataklysmusses.
    Und in der Stunde der Morgendämmerung machte sie sich auf die lange Reise, folgte den gleichmäßigen Fußspuren. Denn Geschichte ist nicht nur Vergangenheit und Stillstand, sondern auch Aufbruch und Entdeckung, das wusste sie jetzt.

Nachtbrenner

    Mars ist ein kalter Ort, sagen sie. Auf der Nachtseite scheint der Winter nie zu enden, und wage es nicht, in die Sonne zu gehen, sie sengt dich einfach weg. Jetzt haben sie uns schon zum sechsten Mal den gleichen Film gezeigt, die gleichen Sätze in unsere Köpfe gehämmert. Trotzdem, die Vorstellung ist zu verrückt, wir führen Krieg mit Weltraummonstern – und für die Blauköpfe ist der Mars ein Heim, das sie verteidigen. Kann Hölle Heim sein? Manchmal bin ich bereit, es zu glauben, denn mein Heim ist die ATA, die Allgemeine Terranische Armee.
    Ich war unter den Ersten, die zwangseingezogen wurden. Für die draußen waren wir Freiwillige. Freiwillig gingen wir in die Särge und ließen uns das Gehirn verdrehen. Natürlich hatten sie andere Bezeichnungen dafür: Simulatorkrankheit, geringe Stressakzeptanz, und so weiter. Na, du bist ja auch bei dem Haufen und kennst ihre Sprüche. Ich hatte keine nahen Verwandten mehr, weder hier unten noch in den Kolonien. Du vermutlich auch nicht? Ich denke, das ist auch ein Teil ihres Planes, keiner vermisst dich, keiner stellt Fragen. Ich hasse ihr Spiel, aber sie spielen es verdammt gut.

    Irina Yermakow: Captain, Leigh Santini: Navigator, Chen Yu: Wissenschaftsoffizier, Sabrina L. Meyer: Arzt und Ana O’Dell: Techniker. Klar, kenn’ ich ihre Namen, jedes Kind kennt sie. Verdammt, erst drei Jahre ist es her, dass die Freien Staaten die fünf Frauen auf die Mars-1-Mission schickten.
    Wie hab’ ich sie beneidet. Das Beste, was ich dann noch tun konnte, war mich für die Kolonien zu bewerben – das war lange bevor die ATA da oben alle Stationen übernahm. Damals haben sie mich abgelehnt, doch als die Kacke am Dampfen war, griffen sie meine Akte als eine der ersten raus. Vielleicht weil ich im Null-Grav-Simulator nicht gleich das Kotzen gekriegt hatte. Wer kann schon sagen, wie ihre Köpfe funktionieren.
    Zur Grundausbildung steckten sie mich und elf andere Frauen in Basislager 1 auf CapCan. Ich hörte, du kommst aus Kuru. Na ja, in der ersten Woche machten sieben schlapp, der Rest, darunter ich, versuchte, die Biege zu machen. Halloran, die blöde Streberschlampe, hat uns verpfiffen. Sie steckten uns erst ins Loch und dann ins Shuttle, rauf zur Station. Macht es verdammt schwierig, abzuhauen, wenn um dich nur das Vakuum ist, dachten sie und hatten recht. Bis auf Halloran, die ganz zufällig einen blöden Unfall hatte, gab es keine weiteren Ausfälle. Irgendwie hatte ich das Pech, in der Nähe zu sein, als ihr Anzug leck ging und sie im Raum auslief. Hab’ meinen ganzen Helm vollgekotzt, wär’ auch fast draufgegangen. Doch da war dieses Großmaul von der Wartung, Kierin Sowieso, war mal Astronaut, der holte mich mit ’ner Schleppleine rein.

    »Jetzt bist du wohl nicht mehr so taff –« Er warf einen Blick auf meine ID, »O’Shea, D.?«
    Ich versuchte, mir das Gesicht abzuwischen, und keuchte vor Wut und Atemnot. Großartig, von allen Leuten auf der Station musste ausgerechnet dieser Sprücheklopfer da draußen seine Schicht abreißen. Und ich, ich musste mich wie eine Idiotin aufführen. Ich kannte den Ruf des Typen, hatte schon von seinem unwiderstehlichen Grinsen gehört, seiner Macho-Masche, die anscheinend immer noch bei einigen Frauen zog, und seinem abwechslungsreichen Sexleben.
    Während ich mich aus dem Raumanzug zwängte, stand er nur da, mit diesem Grinsen im Gesicht, und sah mir zu. Glaubte er etwa, nur weil er mir zufällig das Leben gerettet hatte, müsste ich ihm ewig dankbar sein?
    »Hör zu, Mann.« Ich kam allmählich wieder zu Atem und Verstand. »Ich will nicht undankbar scheinen. War schon gut, dass du da draußen in der Nähe warst –«
    Er stand nur da und hörte sich

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