Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nachtbrenner

Nachtbrenner

Titel: Nachtbrenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Çakan
Vom Netzwerk:
Anspannung darunter erkennen. Hatte er den Arraki ebenfalls entdeckt?
    Unbemerkt zog ich meine Automatik und bewegte mich langsam aus dem Sichtfeld des Nichtmenschen. Auch wenn diese Spezies den Gebrauch von Schusswaffen ablehnte, waren sie dafür bekannt, eine beachtliche Auswahl an Wurfmessern mit sich zu führen, deren Benutzung sie hervorragend beherrschten.
    »Ich zahle fünf und das ist mein letztes Wort.« Sie wandte sich zum Gehen. »Und vergessen sie nicht, ihr Wachhündchen mitzunehmen, wenn Sie gehen.«
    Fast hätte ich laut aufgelacht beim Anblick von Delmontes erschütterter Miene. Doch dann spürte ich, wie die Wut in mir hochkochte. Mit drei, vier langen Sprüngen war ich bei ihr und drückte ihr meine Automatik an den Hals. Sie japste erschrocken.
    »Ich will eine Antwort, Doktor. Was ist mit dem marsangepassten Symbionten?«
    »Ach, das«, sie zuckte die Schultern. »Der war toxisch.«
    »Aber wie ...?«
    »Das wollen Sie bestimmt nicht wissen.« Sie lachte spröde. »So ist das eben in der Forschung, mal gewinnt man ...«
    Was auch immer sie noch an Banalem von sich geben wollte, blieb ungesagt, als sich sirrend das Wurfmesser des Arraki neben ihr in den Container bohrte. Und so kam es, dass mir erst sehr viel später die wirkliche Bedeutung ihrer zynischen Bemerkung klar werden sollte.

    Man kann über mich behaupten, was man will, doch meine Auftraggeber können sich immer auf mich verlassen, selbst in Fällen, wo ich sie nur zu gerne ihrem Schicksal überlassen würde. Und wie ich bereits sagte, bedeuteten Tote in der Regel, dass ich versagt hatte. Wer wie ich auf Empfehlungen angewiesen war, um im Geschäft zu bleiben, hatte dafür zu sorgen, dass seine Auftraggeber am Leben blieben. Und genau das tat ich.
    Ich feuerte eine Folge weit gestreuter Schüsse ab, während ich mit Delmonte und der überheblichen Wissenschaftlerin zu dem Schweber rannte. Zum Glück hielt der Arraki den Kopf unten und kam nicht auf die Idee, uns zu folgen – noch nicht.
    Beim Schweber angekommen, wies ich auf die Ladefläche und sagte zu Delmonte: »Rauf mit dir.«
    Er sah mich ungläubig an. Doch ein aufmunterndes Winken mit meiner Automatik machte ihm Beine. Ich schwenkte die Waffe in Richtung der Frau, die in den letzten Minuten viel von ihrer Überheblichkeit eingebüßt hatte und kommandierte: »Sie fahren.«
    Schlingernd setzte sich der Schweber in Bewegung, und um Haaresbreite verfehlte sie einen Container; dann kehrte ihre Kaltblütigkeit zurück, und sie manövrierte das Fahrzeug in einem Atem beraubenden Tempo zwischen den Kuben hindurch. Auch wenn sie offensichtlich ein Miststück war, musste ich sie für ihren Fahrstil bewundern.
    Als wir die Altstadt erreicht hatten, beschied ich ihr auszusteigen. Zu meinem Erstaunen leistete sie meiner Anweisung wortlos folge. Ich rutschte auf den Fahrersitz und fuhr an. Falls es sie bekümmerte, dass sie nicht wusste, was aus ihrem schicken Schweber wurde, ließ sie es sich nicht anmerken. Vermutlich hatte er einen eingebauten Tracer, und einer ihrer Angestellten würde ihn morgen frisch poliert vor ihre Unterkunft stellen.
    Mittlerweile war die Marsnacht angebrochen, auf der Ladeplattform musste es schneidend kalt sein. Mir war das ziemlich egal. Min’err Delmonte war da, wo er jetzt war, am besten aufgehoben. Für einen Sol hatte mir der Mann genug Ärger gemacht.
    Eine knappe Stunde später stellte ich den Schweber bei den Frachthangars ab und ging mit gezogener Automatik zu der Ladfläche. Delmonte sah erstaunlich munter aus, und hätte ich nicht die Waffe auf ihn gerichtet, hätte er mich vermutlich überwältigt.
    »In einer Stunde fliegt das Shuttle zur Deimos-Station und du wirst an Bord sein«, sagte ich ruhig, ohne seine wütende Blicke zu beachten. »Aber vorher wirst Du mir noch die Spindel geben.«
    »Du bist verrückt, wenn Du glaubst dass ich ...«
    Eine Automatik macht in der dünnen Marsatmosphäre keinen lauten Knall. Aber die Sprache einer abgefeuerten Waffe ist trotzdem universell. Delmonte sprang zurück und hob die Hände.
    »Und jetzt greifst du langsam in die Tasche, holst die Spindel raus und gibst sie mir.«
    »Sagtest du nicht, der Besitz von Artefakten ist illegal, Starbuck?« spottete er. »Wo ist Deine hehre Moral geblieben?« Er lachte laut auf, brach plötzlich ab und rang nach Luft. Er versuchte, zu sprechen, brachte aber nur noch ein Röcheln heraus.
    Ich wusste nicht, was »hehre Moral« war, aber ich erkannte akuten Luftmangel.
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher