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Nachtbrenner

Nachtbrenner

Titel: Nachtbrenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Çakan
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seine Beschimpfung gelassen hin. War sie doch Beweis dafür, dass der Lauscher, den ich ihm angehängt hatte, funktionierte.

    Das Fahrzeug hatte jetzt die ersten Kuben erreicht und verlangsamte sein Tempo. Ich hätte den Fahrer sehen können, wenn die tiefstehende Sonne nicht von der Frontscheibe reflektiert worden wäre. Was ich allerdings sah, war eine merklich kleinere Staubwolke, die sich aus der gleichen Richtung näherte, aus der wir auch gekommen waren. Der Arraki hatte also noch nicht aufgeben. Es hätte mich auch gewundert, wäre es anders gewesen. Jetzt, wo ich wusste, worauf er es abgesehen hatte.
    Ich überlegte, wie er wohl vorgehen würde. Wir waren in der Überzahl, und obwohl die Kuben eine gute Deckung boten, würde er vermutlich warten, bis die Übergabe abgewickelt war, und sich dann an den Schweber hängen. Arraki waren schnelle und ausdauernde Läufer, und über eine gewisse Distanz konnten sie selbst mühelos mit einem Schweber mithalten. Was sie nicht mochten, war, sich auf einen Nahkampf einzulassen. Was seine Attacke in der Gasse allerdings umso rätselhafter machte. Spindeln gehörten nicht zu den besonders hochpreisig gehandelten Artefakten. Warum war er also dieses Risiko eingegangen. Ich beschloss, ihn auf alle Fälle genau im Auge zu behalten, nicht nur, weil Delmonte mich dafür angeheuert hatte.
    Der Kurier hatte inzwischen die halbe Strecke zu dem Fahrzeug zurückgelegt. Ich blinzelte meine Schutzbrille auf Fernsicht und konnte jetzt den Fahrer erkennen. Es war eine Frau mit herben Gesichtzügen. Sie trug ihre Haare nach Erdmode frisiert, und auch ihre Schutzkleidung stammte nicht von hier. Seltsamerweise kam sie mir bekannt vor. Während ich noch überlegte, wo ich sie schon mal gesehen haben könnte, zog sie sich Schutzmaske und Breezer vors Gesicht und verließ den Schweber.
    Während die beiden Menschen aufeinander zugingen, hatte sich der Arraki ebenfalls dem Treffpunkt genähert. Er kauerte jetzt unbeweglich im Windschatten eines halb im Sand vergrabenen Containers. Vermutlich konnte er hören, was die beiden sagten. Ich allerdings auch, denn Delmonte hatte den kleinen Lauscher, der an seinem Breezer klebte, nicht entdeckt.
    »Doktor.«
    »Haben Sie die Ware abgeliefert?«
    »Alles lief wie geplant.«
    »Ausgezeichnet. Etwas anderes hatte ich auch nicht erwartet.«
    Was war das denn? Abgesehen davon, dass die Frau in autoritärem Tonfall Unsinn redete, verlief diese Unterhaltung völlig anders, als ich erwartet hatte.
    »War das die letzte Lieferung?«
    »Sie werden rechtzeitig erfahren, wenn ich Ihre Dienste wieder benötige.«
    Sie warf den Kopf mit einer hoheitsvollen Miene zurück, und plötzlich wusste ich woher ich sie kannte. Sie war Doktor Imogene Hensley, Projektleiterin des Teams, das den marsadaptierten Rhizobium-Symbionten entwickelt hatte. Aber wozu brauchte sie einen Kurier? Wenn all die Jahre der Forschung ohne Ergebnis geblieben waren, waren die Erfolgsmeldungen dann nur ein groß angelegter Schwindel der Verwaltung, um die Siedler glauben zu machen, dass ein unabhängiger Mars möglich war? Doch zu welchem Zweck?
    Ohne auch nur einen Gedanken an den Arraki oder meinen Auftrag zu verschwenden, sprang ich vom Dach und rannte los. Zum Glück ließ mich mein Überlebensinstinkt nicht im Stich und ich hielt mich in der Deckung der Kuben, bis ich die beiden Menschen erreicht hatte.
    Delmonte hatte inzwischen die Spindel hervorgeholt und feilschte recht hitzig mit der Wissenschaftlerin um den Preis. So kam es, dass sie mich erst bemerkten, als ich nur noch wenige Meter entfernt war.
    »Starbuck, was hast du hier zu suchen?«
    Ich ignorierte ihn und zeigte anklagend auf die Frau. »Sie ist eine Betrügerin!«
    »Wer ist das?« Die Frau sah mich an wie einen dieser fünfbeinigen kleinen Aasfresser, die nachts aus den Tiefebenen kamen und in den Siedlungen nach Nahrung suchten.
    »Mein Schatten. Ich vermute, sie wurde von Ihnen engagiert, Doktor.«
    »Was?«
    »Überrascht? Wusstest du etwa nicht, für wenn du arbeitest?« Er schnalzte missbilligend. »Ich hätte dich für schlauer gehalten.«
    Ich mich auch, sagte ich mir in Gedanken. Mir schwirrte der Kopf.
    »Können wir das jetzt abschließen?« herrschte die Frau den Kurier ungehalten an.
    Mich würdigte sie keines weiteren Blickes. Auch den Arraki, der sich jetzt schnell näherte, schien sie nicht zu sehen.
    »Sie kennen meinen Preis.« Delmonte hatte wieder seine lässige Haltung eingenommen, doch ich konnte die

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