Nachtbrenner
ohne Waffe, Zielschießen mit Laserpistole. Bringen dir Sachen bei, die du schon konntest, wärst sonst längst von der Straße geputzt worden, haben da auch so ein Auswahlverfahren in der DWNTN, lassen nur die Härtesten überleben. Sagen dir dann, jetzt wird’s noch härter, bist so ’ne Art Zielscheibe als City-Force-Agent. Die Cops hassen dich, weil du besser bist, die auf der Straße, weil du deine Chancen genutzt hast, und für deine Freunde hast du die Seiten gewechselt. Nur die großen Bosse, Verräter und Politiker haben den gleichen Kredit, wie die Agenten der CF, macht uns gleich, macht uns verdächtig. Scheißspiel. Das Gesetz der Straße sagt: bist du nicht einer von uns, bist du unser Feind.
Klar, sie bieten dir den Ausgleich – Dinge, die das Leben erträglicher machen. Eigenes Zimmer für Rekrut Donovan, größere Rationen, medizinische Versorgung, Kredit. Bestehst du die Tests, kriegst du dein Abzeichen, schicken sie dich auf die Straßen – zum Abschuss freigegeben – teilen dir einen Partner zu und geben dir begrenzten Zugang zu ihrer Datenbank.
Zuerst die Routinefälle, Bodyguard-Jobs, verdeckte Ermittlungen, Vermisstenmeldungen, Personenüberwachungen, dann Lösegeldübergaben, Undercover-Einsätze, alles, was außerhalb der üblichen Polizeiarbeit ist, alles was die DWNTN-Cops nicht packen. Bist du gut im Job, kommst du an die Prämienfälle, kommst an das große Geld.
City-Force-Agenten, immer etwas am Rande der Legalität, mit Kontakten und Privilegien und mit Sergeant Fraser, meinem neuen Boss.
»Kommen Sie rein, Donovan«, sitzt fett auf seinem Bürostuhl, hat es nicht mehr nötig, in den Straßen seinen Hals zu riskieren. »Das ist DelMonico, Sie sind ihr zugeteilt worden.«
»Frisch aus dem Lager?« Sie mustert mich abschätzend. »Geh’n wir ’nen Kaffee trinken, Partner?«
Hab von DelMonico gehört, ist schon Legende bei der City-Force. Eine von der harten Sorte. Hat die höchste Abschussliste in der Zentrale. Könnte schon längst auf eigene Rechnung arbeiten, ist jedoch lieber an den harten Sachen dran, als an den Prämienfällen. Es wird geredet, dass sie früher der schärfste Cop im DWNTN-HQ war, bis die CF sie abgeworben hat. Wird wohl richtig glücklich sein, dass Fraser ihr ’ne Anfängerin zugeteilt hat.
Für mich könnt’s ’n Treffer sein, die Frau kennt alle Tricks. Kennt den besten Trick von allen, den Überlebenstrick.
Da ist nur noch dies andere Gerücht. Drei Partner in zwei Jahren – in den vorzeitigen Ruhestand versetzt, eine Aktennotiz hinter der CF-Nummer, Ex-CF-Agent, Ex-Partner. Könnt auch verdammt gefährlich werden, diese neue Partnerschaft, gefährlich für mich.
»Setz dich.« Sie schiebt mir einen dampfenden Becher zu. Ihre Augen, immer noch abschätzend, haben die Farbe von regennassem Asphalt. »Erzähl mir was über dich, Donovan, weiß gerne, mit wem ich es zu tun habe.«
»Ich wette, du kennst mein Psychoprofil und meine Punktzahl vom Training.« Ich zucke die Schultern. »Was soll ich dir noch sagen?«
Vielleicht, wie ich aufgewachsen bin? Das Privileg hatte, zur Schule zu gehen. Verwandte mich aufnahmen, als meine Eltern bei einem Terroranschlag umkamen, bis sie beim Siedlungsprojekt der Spacecraft einstiegen. Jahrzehnte im Kühlschlaf für einen Traum. Wie meine Freunde von einem Junkie beim Überfall auf einen Drugstore ermordet wurden. Jeder, der in den Cities lebt, hat Ähnliches zu erzählen. Sicher, ich hatte noch Glück, wem gelingt schon der Absprung aus den Schlafsälen der städtischen Wohlfahrt?
»Du hast als Beste abgeschnitten. Wär’s anders, hätte ich dich als Partner abgelehnt«, sagt sie lakonisch. »Was weißt du über mich?«
»Nur, was so erzählt wird«, sage ich vage, dies könnte ein schwieriges Thema werden.
Sie lacht, laut und unbekümmert. Sie gefällt mir, trotz all dem Gerede über ihre Partner.
»Ich glaube, wir werden gut miteinander auskommen, Donovan.« Sie steht auf. »Wollen mal nachsehen, was Fraser uns für heute angehängt hat.«
Noch ein Punkt für sie, wer Fraser nicht mag, ist schon mein Freund.
»Du sagtest, du hättest mich ablehnen können«, diese Frage geht mir die ganze Zeit durch den Kopf, »warum hast du mich genommen, DelMonico?«
»Meine Freunde und Partner nennen mich Del.« Sie grinst wieder. »Du bist so, wie ich früher war, hungrig. Antwort genug?«
Ich nicke. Doch vielleicht kommt der Tag, an dem ich sie noch einmal fragen werde.
Seit vier Monaten bin ich mit
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