Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)
in. Blood Market, Love Market, sometimes I wonder, why they need me at all …“, kommt es mir in den Sinn und ich schließe für einen Moment die Augen. Das hier ist mein Spiel und ich lasse es mir nicht kaputtmachen! Schon gar nicht von einem dahergelaufenen Anzugträger mit merkwürdigen Augen …
„ It’s what I need to change inside and feel alive.” Ruhe jetzt! Beinahe gewaltsam rufe ich mich zur Ordnung und katapultiere meinen Geist zurück ins Hier und Jetzt.
Sharroll sieht mich immer noch merkwürdig an und gleichzeitig setzen wir zu sprechen an. „Du kennst also Ben und Alex?“
„ Du bist deinem Bruder also entkommen?“
Merkwürdig, sie nennt ihn auch Alex. Zufälle gibt’s. Wir lachen beide etwas gestelzt und ich sehe sie an. „Du zuerst.“
Sie kräuselt beinahe verächtlich die Lippen. „Mein Bruder ist nicht besonders fürsorglich. Er kommt gegen 22 Uhr in unsere Kabine, erklärt mir, ich solle gefälligst dortbleiben, und verschwindet wieder.“ Sie verzeiht eine Miene, die vielerlei bedeuten kann, und ich muss wider Willen doch schmunzeln.
„ Das klingt in der Tat nicht besonders fürsorglich.“ Okay, die Antwort ist etwas lahm, aber ich bin gerade auch nicht wirklich auf der Höhe.
„ Es klingt nicht einmal besonders brüderlich“, fährt sie fort. „Aber er meint halt, er könne über mich bestimmen, wenn unsere Eltern nicht da sind.“ Welch tiefgreifende Aussage.
„ Ich hatte zum Glück keinen älteren Bruder“, gebe ich zurück und versuche mich nun wirklich auf dieses Gespräch zu konzentrieren.
„ Sei froh – sie sind wie die Pest.“
Oha, da meldet sich doch der Comedydämon auf meiner Schulter zu Wort. „Du meinst, man bekommt Pocken von ihnen?“ Der kleine Teufel ist wohl gerade … in Urlaub.
Sie lacht auf und grinst mich an. „Pocken? Waren das nicht Beulen?“
Ich zucke mit den Schultern. „Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung.“ Habe ich wirklich nicht.
Sie grinst wieder. „Aber es ist eine interessante Vorstellung.“ Sie sieht so jung aus, wenn sie so grinst. Ob sie sich dessen bewusst ist? „Stell dir das mal vor. Ich gehe zum Schiffsarzt und lasse mir was gegen Pocken verschreiben.“ Sie scheint von der Idee sehr angetan zu sein. „Und wenn er mich nach der Ursache fragt, dann gebe ich einfach Desmond an.“
Desmond, genau das war er, der Name des Mannes neben Ben. Damit wäre auch dieses Rätsel gelöst.
Sie grinst noch immer, sieht mich dabei aber direkt an. „Jetzt bist du dran. Woher kennst du Ben?“ Ich greife nach meinem Weinglas und trinke einen Schluck daraus, um mir meine Worte zurechtzulegen. Lauwarm schmeckt das Zeug wirklich nicht, auch wenn es eine bessere Note hat als Collin. Sie wartet und mustert mich dabei ganz offen. „Ich meine, nicht dass du nicht sein Typ wärst …“ Aha. „Aber auf der anderen Seite ist beinahe jede Frau sein Typ.“ Sie zwinkert mir zu.
„ Also das war jetzt wenig schmeichelhaft“, gebe ich etwas trocken zurück und sie sieht mich mit großen Augen an.
„ Du willst mir doch nicht erzählen, dass du auf ihn hereingefallen bist?“
Also jetzt … Ich setzte das Glas ab. „Auf ihn hereingefallen?“
Sie blickt mich immer noch mit aufgerissenen Augen an. „Naja“, sie errötet. „Du weißt schon.“
„ Was weiß ich schon?“ Bilde ich mir das ein, oder ist sie jetzt um eine Antwort verlegen?
„ Also, wenn Ben auf eine Frau steht – und auf dich scheint er anscheinend zu stehen, wenn ich das richtig verstanden habe“, fügt sie schnell hinzu, „na dann fackelt er nicht lange.“ Sie macht eine fahrige Handbewegung. Für jemanden in ihrem Alter scheint sie keine wirklichen Vorstellungen von dem zu haben, was sie da andeutet.
Ich schweige hartnäckig und sie scheint sich nicht ganz sicher, in welche Richtung sie das Gespräch aufrechterhalten soll. „Aber das geht mich auch alles nichts an. Ganz wirklich.“ Sie hüstelt und ich lege den Kopf ein wenig schief, dabei eine Augenbraue hebend. „Ich meine, ihr seid beide erwachsen, nicht wahr? Da ist es ganz natürlich, dass man …“, sie windet sich, „Bedürfnisse hat?“
Ich lege den Kopf noch schiefer. „Bedürfnisse?“
„ Ja.“ Ihr Atem geht schneller und hektische Flecken erscheinen auf ihrem Hals. „Auf der anderen Seite hast du ja mit Alex hier gesessen und nicht mit Ben. Und Alex ist …“
„ Ja?“
Sie weiß gerade nicht wo sie hinschauen soll. „Also, er ist anständig. Er würde nie … also im Gegensatz zu
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