Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)
auch so zu sehen, denn er beeilt sich zu sagen: „Aber nein, nicht solche Filme, Madam.“ Er ringt sich ein halb bestürztes, halb amüsiertes Lächeln ab und ich kann ganz deutlich sehen, dass er nun tatsächlich um seinen Ruf bangt.
„ Ich produziere tatsächlich Kunst. Über mich sind schon viele vorher unbekannte Stars entdeckt worden.“
Ich frage lieber nicht nach, welche genau er meint, denn die Namen, die sich hinter seiner Stirn ballen, sind einfach zu groß. Daher nicke ich wohlwollend und sehe Jessica nun genauer an. „Und Sie, meine Liebe? Was genau ist Ihr Grund für Ihren Aufenthalt in der Besenkammer? Ich meine, sicher haben Sie sich einfach nur in der Tür geirrt. So wie ich.“
„ Das geht sie überhaupt nichts an“, giftet sie und macht sich von Collin los. „Also, Sir. Ich danke Ihnen für das Gespräch und denke, alles Weitere müssen Sie mit meiner Mutter klären.“
Schnell geschaltet, das muss man ihr lassen. Doch Collin kann ihr nicht ebenso schnell folgen und stottert daher nur ein: „Ganz wie Sie wünschen.“
Jessica macht auf dem Absatz kehrt und trippelt davon – eine leichte Brise Meeresduft hinter sich herziehend.
Collin sieht ihr nur einen Moment lang nach, dann wendet er sich an mich. „Also, was halten Sie von meinem Angebot?“ Er versucht tatsächlich, mich zu bezirzen. „Ich habe einen Blick für Menschen und ich sage Ihnen, Ihr Gesicht und Ihre Ausstrahlung ziehen die Menschen scharenweise ins Kino.“
„ Und als Gegenleistung müsste ich genau was tun?“, erkundige ich mich und nehme ihn ins Visier.
Er lächelt. „Sie vergessen einfach, dass Sie mich und die Tochter meiner Geldgeberin hier gesehen haben.“ Sein verschlagenes Lächeln überzeugt mich nicht.
„ Ein reizvoller Gedanke“, schnurre ich und komme ihm einen Schritt näher. Er weicht nicht zurück und ich kann das aufgewühlte Testosteron in seinem Kreislauf beinahe schon schmecken.
„ Nicht wahr.“ Er versucht nun mir einen Schritt näher zu kommen – mutig von ihm. „Ich meine, wenn Ihnen das nicht zusagt, dann kann ich Ihnen sicher auch anders entgegenkommen.“
Erwischt – er ist tatsächlich der kleine Schmierlappen, für den ich ihn anfangs gehalten habe. Das macht es einfacher. Er ist fällig! Sicher nicht, um Jessica zu retten, aber um Sharroll, dessen Bild in seinem Kopf immer noch so präsent ist wie gelöster Honig in Milch, aus seinem Kopf zu verbannen.
„ Sie meinen, so wie Sie der Kleinen eben gefällig sein wollten?“ Mein Ton ist eine Spur schärfer, was ihn offensichtlich anmacht.
Er macht eine wegwerfende Handbewegung. „Ach, das kleine unerfahrene Ding. Ich stehe eher auf erfahrene Frauen, die wissen, was sie wollen.“
Er kommt noch einen Schritt näher und nur wenige Zentimeter trennen uns voneinander.
„ Ich verstehe.“ Langsam, ganz langsam wecke ich den Hunger in mir und lasse mein Gefühl von Verlangen zu ihm hinübergleiten. Wie eine fordernde Hand umfasst es seinen Körper und entfacht in ihm etwas Ungeahntes. Wie er wohl schmeckt?
„ Ich hoffe, Sie wollen mich nicht in die Besenkammer einladen“, erkläre ich kehlig und er kann nur schwer an sich halten.
„ Ich bitte Sie, eine Frau wie Sie!“ Na das will ich doch wohl meinen. „Wie wäre es mit der Damentoilette?“
Was für ein Vollidiot! Auf der anderen Seite wartet Alex auf mich und ich kann langsam wirklich nicht mehr viel Zeit schinden.
Trotzdem will ich ihn nicht ungeschoren davonkommen lassen. Langsam mache ich einen Schritt zurück und wende mich der Tür zu. „Wenn Sie sich trauen.“
Es ist halb Warnung, halb Aufforderung. Er ignoriert die Warnung und folgt mir ungestüm und mit eindeutigen Absichten.
Dezentes Licht umfängt uns und die Kabinen sind hier ebenso einzeln abschließbar wie in all den anderen Toiletten. Perfekt. Langsam tänzele ich in eine der letzten und er folgt mir, wie von einem unsichtbaren Magnet angezogen.
Die Tür der Kabine schließt sich hinter uns und sie ist zum Glück so geräumig, dass ich Collin ohne viele Worte auf den zugeklappten Klodeckel dirigieren kann.
„ Ich verstehe, du willst oben sitzen“, schnurrt er.
„ Ja, so ähnlich.“
Bereitwillig setzt er sich hin und wartet. Ich baue mich vor ihm auf und mein Blick taucht tief in seinen Geist ein. Überrascht leistet er keinen Widerstand. Ich suche, nicht gerade feinfühlig, die Bilder von Sharroll und lösche sie aus. Das damit verbundene Verlangen lenke ich auf eine vernebelte Gestalt in
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