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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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der Wagen vor einer großen Villa hielt, ließ ich mich willenlos hineinführen. Das Geräusch der sich schließenden schmiedeeisernen Tore hallte mit entschiedener Endgültigkeit in mir nach, ängstigte mich jedoch nicht.
    Jason brachte mich in eine Art Büro, das von einem wuchtigen Schreibtisch im Stil einer längst untergegangenen Epoche dominiert wurde. Dort saßen ein Mann und eine Frau, beide elegant gekleidet. Sie überirdisch schön, er die perfekte Nachbildung eines Gentlemans aus einer vergangenen Epoche. Ihre Gesichter waren ernst. Man bedeutete mir, mich auf einen alten, geschnitzten Stuhl nahe dem Kamin zu setzen. Die Wärme kam mir gelegen, denn ich zitterte. Mein Innerstes war plötzlich kalt, so kalt. Verflogen war die Energie und hatte mich in meiner eigenen Arktis zurückgelassen. Nur mit Mühe konnte ich ein verräterisches Zähneklappern unterdrücken, das wohl jedermann sofort meine Lage verraten hätte.
    Nein, wenn mich der Entzug eines gelehrt hatte, dann dass man auf Turkey verletzlicher war denn je. Allerdings waren das die schlimmsten Entzugserscheinungen meines Lebens! Plötzlich fragte ich mich, wann und wo ich dieses verdammte Zeug aufgeschnappt hatte, das mich jetzt so fertig machte. Auch nagte wieder ein ungekannter Hunger an mir. Aber das war nichts weiter Neues.
    Jason und die beiden anderen diskutierten. Ich konnte ihnen nicht folgen, wusste jedoch, dass es um mich ging. Ob die wohl wussten, wie laut sie eigentlich flüsterten? Die Wärme des Feuers senkte sich auf meine aufgewühlten Sinne und ich genoss sie regelrecht. Für einen Moment die Augen schließend zog ich mich in mich zurück und schloss die Welt aus. Doch ein Geräusch von sich schließenden Türen und ein sehr angenehmer Geruch erregten meine Aufmerksamkeit.
    Als ich die Augen öffnete, stand ein junges Mädchen im Raum. Sie trug die Uniform eines Dienstmädchens und wartete höflich; in den Händen hielt sie ein paar Kerzen, die wohl in die dafür vorgesehenen Halter gehörten. Der Mann nickte ihr unmerklich zu und sie begann mit ihrer Arbeit, während Jason und die beiden anderen sich erneut in ihr Gespräch vertieften. Das Mädchen, oder nein, eigentlich war sie in der Blüte ihrer Jugendlichkeit, bewegte sich flink und ohne Aufsehen zu erregen durch den Raum.
     
    Etwas regte sich in mir. Alle Sinne richteten sich auf dieses junge Wesen. Mit Argusaugen beobachtete ich jeden ihrer Schritte und erkannte, dass jede ihrer Bewegungen anmutiger war als alles, was ich bisher gesehen hatte. Langsam stand ich auf, bemüht, kein Geräusch von mir zu geben. Der Raum war erfüllt von dem alles betörenden Duft, den sie verströmte. Langsam näherte ich mich ihr, alles andere ausblendend. Sie gehörte mir! Ich wollte sie besitzen. Wollte jede Faser ihres Körpers mein Eigen nennen. Als ich mich bis auf einige wenige Schritte genähert hatte, die letzten waren schneller gewesen als die vorherigen, schnitt eine tiefe, befehlsgewohnte Stimme wie der Schlag einer gewaltigen Glocke durch den Raum. Die Worte selbst verstand ich nicht, jedoch den Befehl dahinter, stehen zu bleiben, gegen den ich mich nicht wehren konnte.
    Frustration breitete sich aus, als hätte man mir etwas weggenommen, das ich um nichts in der Welt verlieren wollte. Ein Laut entrang sich mir, der eine Mischung aus Wut und einem kleinen Teil dieser Frustration zum Ausdruck brachte und in diesem Moment hasste ich ihn dafür, dass er sich zwischen mich und das Mädchen gestellt hatte, welches mich entsetzt und ungläubig anstarrte.
    Ich konnte mich nicht bewegen, rang aber mit diesem Befehl, der sich über meine Glieder legte wie Blei. Etwas tobte und brüllte in mir auf, etwas, dass mich so erschreckte, dass mein Wesen in zwei Teile zu brechen schien. Zum einen spürte ich die Wut und die Frustration, die in mir tobten, das Verlangen mich auf beide zu stürzen und ... was zu tun? Etwas wollte ich tun, das ich mir nicht erklären konnte.
    Ein anderer Teil von mir schien etwas über mir zu schweben und beobachtete die Szene wie ein unbeteiligter Fremder. Was dieser Teil sah, erschütterte mich bis tief in mein Innerstes. Ich sah mich und doch nicht mich. Ein Etwas, mit verkrampften Fingern und weißem Gesicht. Gebleckte Zähne und brennende Augen fixierten das Mädchen, welches nun von Jason verdeckt wurde und mit glasigen Augen in sein Gesicht schaute. War das wirklich ich oder gaukelten meine müden Sinne mir etwas vor? War dies ein Traum? Es schien zu entsetzlich,

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