Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)
und Freunde und besuche meine facebook Fanseite. Auch hier lasse ich kurz die besten Wünsche für den letzten Tag des Jahres zurück und wünsche allen einen „guten Rutsch“. Ein soziales Netzwerk ist schließlich nicht zu unterschätzen.
In meinem Postfach finde ich Buchungsanfragen von europäischen Szenestudios und die Information, dass meine letzte Provision abgerechnet und bereits meinem Konto gutgeschrieben wurde. Na, wenn das keine guten Neuigkeiten sind.
Zufrieden mit mir selbst beantworte ich einige Anfragen und lege mir einen Zeitplan zurecht. Dabei fällt mir auf, dass ich noch Unterkünfte für meine Reise nach Venedig buchen muss und so verbringe ich noch einmal gut zwei Stunden damit, eine Route auszuklügeln, welche es mir zu einen erlaubt, pünktlich zum Karneval einzutreffen und die große Unbekannte kennen zu lernen; und mir zum anderen genug Zeit gibt, etwas vom alten Kontinent zu sehen. Auch wenn es dort im Winter unangenehm werden kann.
Nachdem das geklärt ist, fällt mir siedend heiß ein, dass ich dringend Zeit einplanen muss, um mich über die mögliche Struktur und die Verteilung der Meinen auf dem Kontinent zu informieren. Nichts wäre peinlicher, als gegen die Etikette zu verstoßen oder sie zu ignorieren. Nicht, dass mir derselbe Fauxpas wie direkt nach meiner Verwandlung noch einmal passiert.
Wie gestern erinnere ich mich daran.
Erinnere mich an den Geschmack von Blut in meinem Mund, und so etwas wie Wärme brennt in meinem Körper; Wärme gemischt mit unerträglichen Schmerzen. Ich krümme mich und spüre einen nie gekannten Hunger in mir aufsteigen. Gleichzeitig rauscht alles in meinen Ohren und mein Gesichtsfeld zieht sich zusammen. Der Geruch von Blut ist überwältigend. Ich nehme ihn in mich auf wie die Luft zum Atmen. Mein Körper schmerzt und verlangt nach etwas. Fast blind stürze ich mich auf das Erste, was sich bewegt. Undeutlich erkenne ich den Mann, der mich in dem Motelzimmer angefallen hat. Nun drehe ich den Spieß um.
Doch zu früh gefreut, ich werde davon abgehalten. Ein Laut der Frustration entrinnt sich mir und dann richten sich meine Sinne auf etwas anderes. Die Leiche der Frau! Alles geschieht wie von selbst und plötzlich hocke ich nur noch auf den erkalteten Laken, den Mund verschmiert, die Tote zu meinen Füßen. Mein Hunger ist gestillt und ich fühle mich leicht und gesättigt. Mein Blick fällt auf Jason, der auf einem umgekippten Sessel sitzt; den Mann starr auf dem Boden unter ihm. Er lächelt mich an und doch kann der vertraute Zug nicht verhindern, dass mich erneut die Panik erfasst, welche mich vor wenigen Minuten noch in die Ecke gedrängt hat. Nach einem Fluchtweg suchend drehe mich dabei um mich selbst.
Ehe ich mich versehe, ist Jason bei mir und versucht mich zu beruhigen. Ich trete und beiße um mich, doch es scheint ihm nichts auszumachen. Leise höre ich seine Stimme auf mich einreden und nach und nach lässt die Wildheit meine Gedanken und meinen Körper los. Schlaff sacke ich in seine Arme und er trägt mich hinaus. Verschwommen nehme ich den Geruch des Impalas wahr und dann explodiert das Geräusch des startenden Motors beinahe in meinem Kopf. Von der Fahrt in die nächste Stadt bemerke ich nichts, denn in meinem Kopf stieben Bilder, Töne und Gerüche wild durcheinander. Teils Erinnerungen, teils mir unbekannte Dinge. Meine Sinne spielen verrückt, denn meine Umgebung eröffnet sich mir auf eine bisher unbekannt intensive Art und Weise.
Das war das einzige Mal in meinem Leben, dass ich für die vorhergegangenen Erfahrungen mit verschiedenen Drogen richtiggehend dankbar war. Doch keiner der vergangenen Trips hatte mich auf diese Erfahrung vorbereiten können – nicht mal im Ansatz. Ich hörte, sah, fühlte und roch große und kleine Details meiner Umgebung, die mir so noch nie aufgefallen waren. Mein Kopf war schwer, mein Körper schien gelähmt und ich konnte mich auf nichts konzentrieren. Gleichzeitig wütete eine unbekannte Energie durch meinen Körper. Sie trennte, was vorher verbunden, setzte lange Zerbrochenes wieder zusammen und weckte alle mir bisher bekannten, aber auch alle vorher unbekannten Lebensgeister.
Ich fühlte mich berauscht, befreit und gleichzeitig so fern beziehungsweise so nahe bei mir wie noch nie zuvor. Wäre in diesem Moment ein Komet von Himmel gefallen und hätte all seine Kraft in einem einzigen Augenblick freigesetzt, ich schwöre, ich hätte die Energie absorbiert ohne daran Schaden zu nehmen. Als
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