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Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myrna E. Murray
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verstehen lernen, nicht wahr?“ Ach, müssen wir das? „Sie kommen morgen doch zu Bens kleiner privater Neujahrsparty, oder?“ Komme ich?
    „ Ich habe mich noch nicht entschieden.“
    „ Aber das müssen Sie. Es wäre uns allen eine riesige Freude.“ Er nickt in die Runde und wie Lemminge folgen alle seinem Beispiel. Applaus und Tusch! Na gut, das ist mir dann doch ein vages Lächeln wert.
    Er springt darauf an und augenscheinlich ist alles geklärt. „Seht ihr, dann haben wir alle genug Zeit, uns ausgiebig kennen zu lernen.“ Der Unterton, den er dabei mitschwingen lässt, gefällt mir nicht unbedingt, aber für den Moment strecke ich die Waffen.
    „ Sie werden also alle dort sein?“, erkundige ich mich und Nigel nickt.
    „ Wir und Ben – und Alex und Fay, die Spielverderber“, erwidert Loren.
    „ Spielverderber?“
    Antonia nickt, als sie sich an mich wendet. Auch in ihren Augen sucht man vergeblich nach Widerstand. „Solange die beiden da sind, kommt nie so richtig Stimmung auf. Aber vielleicht verziehen sie sich ja schnell wieder und dann geht der Spaß richtig los.“ Sie giggelt und Loren fällt automatisch mit ein.
    „ Dann geht der Spaß erst richtig los?“ Was auch immer das heißen soll …
    „ Ja, es wird ein Riesenspaß, Sie werden sehen.“ Desmond lächelt mich vielsagend an.
    Ich blicke in die Runde und bekomme so eine Ahnung. Die plötzlich aufblitzenden Bilder in den Köpfen meiner Umstehenden sind sehr eindeutig. Ich seufze innerlich und habe das dringende Bedürfnis, etwas kaputtzumachen. Vielleicht das niedliche Puppengesicht links von mir – einfach weil es geht.
    „ Ich werde sehen, was sich machen lässt“, bringe ich mich schließlich ein. Auf die geplante Massenorgie im Alkoholrausch habe ich so überhaupt gar keine Lust. „Soll ich noch etwas mitbringen?“, erkundige ich mich lahm, nur um etwas Abschließendes sagen zu können.
    „ Am besten sich selbst und etwas Hochprozentiges. Wir wollen schließlich die Nacht durchfeiern.“ Desmonds Lächeln legt weißgebleichte Zähne frei. „Nicht wahr, Jungs. Gestorben wird später!“ Ein einstimmiger Ruf folgt, der dieses Motto aufnimmt und die Mädchen kreischen angemessen begeistert dazu.
    Ich muss hier ganz dringend weg, bevor ich richtig aggressiv werde! Am liebsten würde ich ihnen allen die Köpfe gegeneinanderschlagen und in ihre hohlen Birnen einfach nur einen Satz setzen: „Die 70er-Jahre sind vorbei!“ Aber was soll man schon erwarten?
    Desmond, anscheinend der Anführer der Gruppe, wenn Ben nicht hier ist, setzt dazu an, einen neuen Satz zu sprechen. Ich bete innerlich, dass es ein vernünftiger ist.
    „ Also, Christa. Wir sehen Sie dann morgen. Machen Sie sich einen schönen Abend, wir werden meine Chips jetzt auf den Kopf hauen.“ Dankbar nicke ich und sie wenden sich zum Gehen ab.
    Loren dreht sich jedoch noch einmal um, nachdem sie einen gehässigen Blick mit Antonia gewechselt hat. „Ach übrigens, wenn Sie Ben suchen, der hat Damenbesuch.“ Sie versucht ein provokantes Lächeln, doch auf Derartiges lasse ich mich ein.
    „ Na, dann hoffe ich, er hat Spaß“, antworte ich mit einem süffisanten Lächeln. „Dann sind wir schon zwei.“ Ob sie mit dieser Antwort zufrieden oder darüber schockiert ist, interessiert mich nicht. Sie schnappt jedenfalls nach Luft und wendet sich ab, den Kopf mit Antonia zusammensteckend.
    Endlich bin ich allein in der Lichterflut und überlege mir, was das eben sollte. Zickenkrieg ist eine schöne Sache, aber um sich mit mir anzulegen, müssen sie früher aufstehen. Sorry, Mädels. Die Lust zu spielen ist mir jedenfalls absolut vergangen und missmutig mache ich mich auf den Weg zurück in meine Kabine. Pah! Eine Massenorgie mit diesen Kindern. Das ist wirklich das Letzte, was mir einfallen würde.
     

 
     
    31.12.
     

 
     
    25. Vor der Party
     
    Nun ist er da, der letzte Tag des Jahres, der gleichzeitig „Bergfest“ meiner Überfahrt ist. Und was das für eine Überfahrt ist. Verstimmt, ja beinahe bockig liege ich in meinem Bett und starre an die Decke. Mal wieder. Die anfangs so angenehme dezente „Eierschalenfarbe“ von Wand und Decke macht mich gerade wahnsinnig aggressiv und auch die eingelassenen Halogenspots laden geradezu ein, sie aus ihrer Verankerung zu reißen.
    „ Pastellfarben bleiben leicht verdaulich. Kraftlos blättert die Farbe vom Kostüm. Ton um Ton wird alles grau…“ – Ach, wenn es doch nur so wäre! Grau setzt Schwarz voraus, und genau

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