Nachtchimäre - Fragmente der Dunkelheit (German Edition)
und Alex halten sich etwas abseits. Sie trägt ein elegantes dunkles Abendkleid, das sie schlank und feminin aussehen lässt. Er hat sich an den klassisch dunklen Anzug gehalten, in dem ich ihn bisher ausschließlich gesehen habe. Sharroll, die von beiden flankiert wird, trägt ein jugendliches Kleid und schaut sich neugierig um. Mit keinem Blick lässt sie erkennen, dass wir uns kennen.
Ben steuert direkt auf mich zu, umarmt mich stürmisch und versucht mir zugleich einen Zungenkuss aufzuzwingen. Er hat bereits eine ordentliche Fahne und wohl seine letzten noch vorhandenen Hemmungen verloren.
„ Gut siehst du aus, Schätzchen. Geradezu zum Anbeißen.“ Er zwinkert mir zu und ich mache mich aus seiner Umarmung los, da seine Hände bereits ihren Weg unter mein Kleid suchen.
„ Danke, Ben. Du auch.“
Ich nicke Alex und Fay freundlich zu. Sie sieht blass und krank aus, als habe sie etwas schwer mitgenommen. Er hingegen grüßt freundlich und in gewohnt zurückhaltender Art zurück. Die anderen Paare grüßen ebenfalls überschwänglich und manche der Damen haben wohl schon sehr dem Alkohol zugesprochen, denn ihr Kichern ist einfach nur anstrengend.
„ Auf zum Illuminations. Dort gibt es gleich ‚Dinner for One’“, bestimmt Ben und die Gruppe zieht los. Er reißt mich mit und wie ein paar Debütanten marschieren wir los. Der Weg scheint endlos lang zu sein.
26. „Same procedure as …“
Durch eine Ching Chang Chong-Entscheidung zwischen Ben und Desmond machen sich die Clique und ihr Anhang nach dem Kinobesuch zurück auf den Weg in den Queens Room. Dort hat bisher eine ausgelassene, wenn auch vergleichsweise gesetzte Party stattgefunden. Ältere Damen und Herren sind einem angenehmen Unterhaltungsprogramm gefolgt und haben das eine oder andere Tanzbein geschwungen – bis Ben die Band bestochen und die Veranstaltung umgekrempelt hat. Bevor er dies jedoch in Angriff nimmt, besteht er darauf, bis zum neuen Jahr hierzubleiben. Dies sehr zur Freude aller Beteiligten, denn viele Kellner sind damit beschäftigt, immer wieder die Gläser der Gäste nachzufüllen und, zusätzlich zum Buffet, unablässig kleine Appetithäppchen herumzureichen.
Mittlerweile haben sich all die netten älteren Paare zurückgezogen – vermutlich ins Wintergarden Café oder ins Britannia Restaurant. Ich hätte wohl mitgehen sollen, denn diese Party ist mit genau einem Wort zu beschreiben: „Laaaangweilig!“ Die Musik ist lahm und die Stimmung ist, naja, auf dem Tiefpunkt – zumindest meine. Alle anderen um mich scheinen sich bei Polonaise und Schokokuss-Wettessen ganz ungemein zu amüsieren. Oder liegt es an den verschiedenen Karaokeversionen von The Time of my Life ? Auch den Macarena haben wir alle ganz brav mitgemacht, gefolgt von Jacksons Thriller – natürlich trugen all die schrecklichen Zombies ganz brav bunte Papphütchen. Muss ich noch mehr sagen?
Jetzt fehlt nur noch der Ententanz. Oh nein, hätte ich doch nichts gesagt. Es ist die Originalform des Sommerhits von 1981 – und ich dachte wirklich, es könnte nicht mehr schlimmer kommen. Aber der Queens Room ist voller Menschen, die alle tatsächlich die typischen Bewegungen machen. Ich kann einfach nicht mehr. Ich habe mich gerade noch davor gedrückt und auf meinen Stuhl gerettet. Die Jungs und Mädels um Ben kennen jedoch keine Hemmungen mehr und so mache Hand landet beim Indiekniegehen auf einem ausgestreckten Hintern. Nichts worüber man sich freue sollte, es sei denn, man ist betrunken und dadurch schon aufgeheizt.
Natürlich hat Ben auch schnell neue Anhänger gefunden, die sich in seiner Anwesenheit sonnen. Sie alle wollen ein Stück vom Kuchen abhaben, den er repräsentiert. Außerdem flirtet er auf Teufel komm raus und lässt all seinen Charme spielen. Der weiße Anzug unterstreicht seine Figur noch und so ist er binnen kurzer Zeit zum absoluten Frauenmagnet geworden.
Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen, wie viele Damen er an diesem Abend schon im Arm gehalten, geschweige denn geküsst hat. Angestachelt von seinen „Untergebenen“ feiert Seine Lordschaft seine ganz persönliche Party. Wie gut, dass ich mir nicht viel von diesem Abend erhofft habe, sonst wäre ich jetzt wirklich ... geknickt. Als sich gerade eine breitbusige Weißblonde an Bens Hals hängt, scheint es Loren doch zu viel zu werden. Sie drängelt sich dazwischen und schubst die andere mit einem gekonnten Hüftschwung beiseite.
Ich hätte Wetten darauf abschließen
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